Lieber Doktor B.
Nachdem ich schwer vermute, dass Sie oder einer Ihrer Mitarbeiter hier mit liest, wende ich mich direkt an Sie.
„Zuchtbulle Knut“
Ha, da haben Sie uns aber voll erwischt. Sie haben es uns wieder mal gezeigt.
Natürlich würden wir alle, die den Knut ja schon so vermenschlicht haben, in unsere Familie eingemeindet sozusagen, über das Wort „Zuchtbulle“ nicht nur stolpern, sondern stürzen. Uns darauf stürzen und die Botschaft dahinter wäre schon wieder uninteressant. Wie gut Sie uns Knut-Fans doch kennen. Ein Psychologe ist an Ihnen verloren gegangen. Freilich ein ordentlich zynischer, also doch besser Sie bleiben bei den Tieren. Die können nicht wieder sprechen, allerdings „wieder-beißen“.
Jetzt haben Sie mich doch wirklich aufs Glatteis geführt. Chapeau.
Ich will nun aber keinen Mumpitz schwatzen, oder wie Sie zu sagen pflegen und womit Sie eigentlich mein Herz gewonnen haben: Kokolores. Wer Kokolores sagt, hat Humor, wenn auch bärbeißigen, so sagte ich mir.
Ich schweife ab. Der Rest dessen, was Sie sagten, ging unter.
Nun – allerdings nach einer Schreckpause – denke ich nach.
Wer einen Zuchtbullen besitzt, macht damit normalerweise gute Geschäfte. Gute Zuchtbullen sind gefragt.
Gute Geschäfte macht man aber nicht, wenn man einen hochdekorierten Zuchtbullen auf Kühe los lässt, die sich schon Jahre vorher, als nicht gerade sehr gebärfreudig entpuppt haben. Zuchtbulle plus formidable Kuh, das ergibt das erfolg-und geld- versprechende Kalb, aber nicht – um in Ihrer etwas drastischen Sprache zu verbleiben – abgetakelte Kühe und ein junger Zuchtbulle.
Also haben Sie uns wieder mal rein gelegt.
Irgendwo und irgendwie muss da doch eine junge, gebärfreudige Kuh her, sonst bleibt der Zuchtbulle eine Niete und das schadet dem Geschäft. Auch Ihrem.
Und ehrlich – es gibt doch nichts Schöneres – besonders für Sie, als es den ewigen Besserwissern (jaja, da haben Sie ganz recht), den Hunderten Zoodirektoren, die Ihnen ununterbrochen drein quatschen (soll es Ihnen besser gehen als dem Bundestrainer?) es so richtig zu zeigen.
Ätschi – Bätsch – lange Nase.
Deshalb bin ich fest überzeugt, dass bei irgendeiner, von Ihnen gewählten Gelegenheit, raus kommt, dass Knut, der Zuchtbulle, an ein fesches Bärenmädel ausgeliehen wird, dort brav seine Arbeit tut, nette kleine Knuts zeugt, und dann kommt er um sich eine Pause zu gönnen, wieder nach Berlin zurück. Nur so kann es gehen, denn in Berlin ist weder ein weiterer Platz für Knut und passende (ich betone passend) Bärenmädels und für eine Jungmutter samt Kind und den dann abgetrennten dazu gehörigen Vater schon gar nicht.
Also, Sie haben Ihren Spaß gehabt, lieber Dr. B. Nun können Sie uns aber gerne auch mal mit einer netten Neuigkeit überraschen. Zur Abwechslung mal. Wäre doch auch etwas, oder?
adele sansone