Die Sohlen der Eisnbären
Die Bären sind Sohlengänger, das heißt, sie setzen ihre Füße flach auf den Boden. Sohlengänger haben flache Füße, und die machen es ihnen einfach, aufrecht zu stehen. Eisbären stellen sich oft auf die Hinterbeine, und gelegentlich gehen sie sogar über kurze Strecken auf zwei Beinen.
Ihre riesigen Tatzen - die vorderen Pranken sind bis zu 30 Zentimeter breit, die hinteren etwas kleiner - sind mit fünf Zehen ausgestattet, die in scharfen fünf bis sieben Zentimeter langen Klauen enden. Hinter den Klauen sind die schwarzen, lederartigen Zehenballen mit dem weißen Pelz dazwischen, diese Ballen sind mit vielen Blutgefäßen durchzogen und bilden einen wichtigen Teil des Thermoregulationssystems des Bären.
Schließlich muß der Eisbär seine Füße vor dem Frieren schützen, wenn er auf Schnee und Eis läuft, und er muß die Körperwärme bewahren, das ist ein sensibles Gleichgewicht. Sie schütze nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Hitze. Die Bärenfüße sind wie ein multifunktionelles Werkzeug. Neben ihrer Funktion als Wärmeregulatoren sind sie Paddel zum Schwimmen, Schneeschaufeln, Äxte, um Löcher in das Eis zu schlagen, und Dolche, um zu töten.
Wie geht ein Bär über das blanke Eis, ohne auszurutschen?
Diese Frage stellten britische Wissenschaftler, die eine Untersuchung über Unfallvorsorge durchgeführt und festgestellt hatten, daß Ausrutschen bei den Menschen der häufigste Grund für Verletzungen ist, derentwegen man einen Arzt aufsucht. Diese Leute machten den Vorschlag, rutschfeste Schuhsohlen nach dem Muster der Sohlen von Eisbären herzustellen. Bei genauer Untersuchung der Fußsohlen von Eisbären fanden die Wissenschaftler heraus, daß sie dicht mit kleinen Hautvorsprüngen (das lateinische Wort ist Papillae) übersät waren, jeder ungefähr mit einem Millimeter Abstand zum nächsten. Diese fingerartigen Vorsprünge geben den weichen, dehnbaren Ballen die Struktur eines groben Schleifpapiers. Unter der starken Vergrößerung eines Elektronenmikroskops fanden die Wissenschaftler auch kleine, runde Vertiefungen an den Sohlen der Eisbärenfüße. Welche Aufgabe diese kleinen Vertiefungen haben, ist nicht sicher, aber ihre Ähnlichkeit mit den Saugnäpfen an den Sohlen von Basketballschuhen ist verblüffend. Die Forscher schlossen daraus, daß eine barfüßige Bärentatze mit den rauhen, aber biegsamen Ballen einen hervorragenden Halt auf grobem Eis und den bestmöglichen Halt auf blankem Eis bietet.
Ein Bär setzt seine Tatzen flach auf das Eis, so hat er guten Bodenkontakt und verringert die Wahrscheinlichkeit auszurutschen. Wenn er klettert, kann er seine Klauen wie einen Pickel in die Wand schlagen. Die Bärenklauen verdienen den Spitznamen, den Bergsteiger für ihre Pickel verwenden: Man nennt sie Fußangeln.
Eisbären gehen mit einem schaufelartigen Gang, wodurch ihr Körpergewicht gut auf dem Eis verteilt wird; ein großer Vorteil, wenn die gefrorene Schicht nur Zentimeter dick ist und einen Bären kaum tragen kann, ohne zu brechen.
aus: Eisbären - Faszinierende Bewohner der Arktis von Charles T. Feazel, Heyne Bücher