RE: Der Ursus maritimus

#1 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 20.07.2009 13:31

Die Sohlen der Eisnbären

Die Bären sind Sohlengänger, das heißt, sie setzen ihre Füße flach auf den Boden. Sohlengänger haben flache Füße, und die machen es ihnen einfach, aufrecht zu stehen. Eisbären stellen sich oft auf die Hinterbeine, und gelegentlich gehen sie sogar über kurze Strecken auf zwei Beinen.

Ihre riesigen Tatzen - die vorderen Pranken sind bis zu 30 Zentimeter breit, die hinteren etwas kleiner - sind mit fünf Zehen ausgestattet, die in scharfen fünf bis sieben Zentimeter langen Klauen enden. Hinter den Klauen sind die schwarzen, lederartigen Zehenballen mit dem weißen Pelz dazwischen, diese Ballen sind mit vielen Blutgefäßen durchzogen und bilden einen wichtigen Teil des Thermoregulationssystems des Bären.

Schließlich muß der Eisbär seine Füße vor dem Frieren schützen, wenn er auf Schnee und Eis läuft, und er muß die Körperwärme bewahren, das ist ein sensibles Gleichgewicht. Sie schütze nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Hitze. Die Bärenfüße sind wie ein multifunktionelles Werkzeug. Neben ihrer Funktion als Wärmeregulatoren sind sie Paddel zum Schwimmen, Schneeschaufeln, Äxte, um Löcher in das Eis zu schlagen, und Dolche, um zu töten.

Wie geht ein Bär über das blanke Eis, ohne auszurutschen?

Diese Frage stellten britische Wissenschaftler, die eine Untersuchung über Unfallvorsorge durchgeführt und festgestellt hatten, daß Ausrutschen bei den Menschen der häufigste Grund für Verletzungen ist, derentwegen man einen Arzt aufsucht. Diese Leute machten den Vorschlag, rutschfeste Schuhsohlen nach dem Muster der Sohlen von Eisbären herzustellen. Bei genauer Untersuchung der Fußsohlen von Eisbären fanden die Wissenschaftler heraus, daß sie dicht mit kleinen Hautvorsprüngen (das lateinische Wort ist Papillae) übersät waren, jeder ungefähr mit einem Millimeter Abstand zum nächsten. Diese fingerartigen Vorsprünge geben den weichen, dehnbaren Ballen die Struktur eines groben Schleifpapiers. Unter der starken Vergrößerung eines Elektronenmikroskops fanden die Wissenschaftler auch kleine, runde Vertiefungen an den Sohlen der Eisbärenfüße. Welche Aufgabe diese kleinen Vertiefungen haben, ist nicht sicher, aber ihre Ähnlichkeit mit den Saugnäpfen an den Sohlen von Basketballschuhen ist verblüffend. Die Forscher schlossen daraus, daß eine barfüßige Bärentatze mit den rauhen, aber biegsamen Ballen einen hervorragenden Halt auf grobem Eis und den bestmöglichen Halt auf blankem Eis bietet.

Ein Bär setzt seine Tatzen flach auf das Eis, so hat er guten Bodenkontakt und verringert die Wahrscheinlichkeit auszurutschen. Wenn er klettert, kann er seine Klauen wie einen Pickel in die Wand schlagen. Die Bärenklauen verdienen den Spitznamen, den Bergsteiger für ihre Pickel verwenden: Man nennt sie Fußangeln.

Eisbären gehen mit einem schaufelartigen Gang, wodurch ihr Körpergewicht gut auf dem Eis verteilt wird; ein großer Vorteil, wenn die gefrorene Schicht nur Zentimeter dick ist und einen Bären kaum tragen kann, ohne zu brechen.

aus: Eisbären - Faszinierende Bewohner der Arktis von Charles T. Feazel, Heyne Bücher

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RE: Der Ursus maritimus

#2 von water , 20.07.2009 16:10

Wow, danke für diesen informativen Beitrag. Es ist immer wieder faszinierend wie die Natur uns Erdenbewohner ausstattet.

Vielen Dank und weiter so bitte :clap:

p.s.: Ihr habt auf eurer Reise so viele Eisbären gesehen und etwas über sie erfahren, vielleicht wäre es möglich :dance: eine kleinen Beitrag über "Wer stammt vom wem ab" zu schreiben :pray: .

:winkewinke:

 
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RE: Der Ursus maritimus

#3 von GiselaH , 20.07.2009 20:46

Hallo Dürener1,

ganz vielen Dank für diesen interessanten Beitrag.
So eine elektronenmikroskopische Aufnahme eine Eisbärtatze würde ich schon gern einmal sehen :think: ;) . Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht!

GiselaH :winkewinke:

 
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RE: Der Ursus maritimus

#4 von ConnyHH , 20.07.2009 21:35

Hallo Duerener1,

....wow.... ich bin ganz platt und tief beeindruckt. Das nenne ich mal geniale Aufklärungsarbeit.
Ich habe mich das schon so oft gefragt, wie Eisbären es schaffen übers Eis zu laufen ohne auf die Schnauze zu fallen (hier darf man das ja mal so sagen :D )

Habe ganz vielen Dank - jetzt bin ich wieder ein Stückchen schlauer und das wo ich gerade Eisbärentatzen sooooo liebe :heart:

Knutige Grüsse aus Hamburg

Conny :winkewinke:



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RE: Der Ursus maritimus

#5 von Gelöschtes Mitglied , 21.07.2009 13:57

Hallo Dürener,

für die klasse Aufklärung über die Eisbärentatzen! Ich bin immer begeistert, wenn wir so tolle Informationen erhalten!!! :clap: :clap: :clap:

Liebe Grüße
Angelina :winkewinke: :winkewinke: :winkewinke:


RE: Der Ursus maritimus

#6 von Gelöschtes Mitglied , 21.07.2009 16:49

hallo, duerener1,
danke für die tatzenaufklärung, bei glatteis könnte man sie sicher gut gebrauchen.
in der ausstattung hinken wir den tieren doch sehr hinterher :)

herzliche grüße

anne


RE: Der Ursus maritimus

#7 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 26.07.2009 19:04

Wo können wir in Deutschland im Winter Nachwuchs bei den Eisbären erwarten


Berlin-Zoologischer Garten
D-10307 Berlin, Germany Lars 1993 Katjuschka 1984
Knut 2006 Nancy 1989
Tosca 1986

Hannover Adventure Zoo
Hannover

Karlsruhe Zoologischer Garten
76137 Karlsruhe, Vitus 2000 Larissa 1990
Nika 2000

Munich, Tierpark Hellabrunn
81543 Munich, Yogli 2000 Lisa 1977
Gianna 2006

Neumuenster, Tiergarten
24537 Neumuenster, Kapp 2000 Maika 1983

Nurnberg, Tiergarten
Nurnberg, Rasputin 2007 Vera 2002
Flocke 2007

Rostock Zoologischer Garten
18059 Rostock, Churchill 1979 Vienna 1988

Stuttgart, Wilhelma
70342 Stuttgart, Anton 1989 Corinna 1989

Tierpark Berlin GmbH
Berlin Troll 1986 Aika 1980

Tierpark Hagenbeck Hamburg Zur Zeit im Umbau

Wuppertal Zoological Garten
42117 Wuppertal Boris 1978 Jerka 1989

Zoo Am Meer
27568 Bremerhaven, Lloyd 2000 Irka 1979
Viktoria 2002

Zoom Erlebniswelt
Gelsenkirchen Elvis 1979 Fanny 1978
Bill 2007 Antonia 1989
Lara 2004

Wenn man das Alter der einzelnen Bären und die Geschlechtsreife betrachtet, so können wir im Winter in höchstens 3 Zoos mit Nachwuchs rechnen. Die höchste Wahrscheinlichkeit liegt im Zoo Berlin. Natürlich nur, wenn Lars auch mal wach war. Hier ist allerdings im Winter die Infrastrucktur am schlechtesten

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RE: Der Ursus maritimus

#8 von Gitta ( gelöscht ) , 26.07.2009 19:22

Wow!!
Danke, lieber Duerener 1 für die Zusammenstellung der Bären. Die Liste werde ich mir jetzt mal ausdrucken; dann habe ich wenigstens schon mal einige Bären mit Namen und Geburtsdatum!

Noch viel Spaß euch beiden!

Gitta :winkewinke:

Gitta

RE: Der Ursus maritimus

#9 von Goldammer ( gelöscht ) , 26.07.2009 19:28

Danke Duerener1 für die tollen Infos!!! :clap:

Goldammer

Goldammer

RE: Der Ursus maritimus

#10 von water , 26.07.2009 20:48

Zitat
Hier ist allerdings im Winter die Infrastrucktur am schlechtesten



Hallo Dürener, was meinst du damit?

Der Tierarzt Jarofke meinte, dass eine so große Eisbärengruppe (drei weibliche Tiere) kaum Nachwuchs hat. Bei einem Pärchen wäre die Wahrscheinlichkeit größer.

 
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RE: Der Ursus maritimus

#11 von GiselaH , 26.07.2009 21:15

Hallo Dürener1

vielen Dank für diese Informationen. Ich bin ja sehr gespannt, ob es in einem der Zoos oder Tierparks Nachwuchs geben wird.

Es wird ja immer betont, dass absolute Ruhe für die trächtige Bärin das Allerwichtigste ist. Absolute Ruhe im Berliner Zoo :wall: ??? Ich glaube, da stehen die Chancen wieder einmal nicht so gut, dass es klappt.

GiselaH

 
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RE: Der Ursus maritimus

#12 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 26.07.2009 23:09

Hallo water!

MIt der schlechten Infrastruktur meine ich folgendes:

Du hast Recht, dass bei einer Haremshaltung weniger Geburten vorkommen als bei Paarhaltung. Realistisch sehe ich im Zoo eigentlich eine Nachzucht nur bei Tosca. Dies kann ich allerdings nicht sicher verifizieren, sondern kommt mehr aus dem Bauch heraus.

Sollte Tosca wirklich ein Junges bekommen, so benötigt sie natürlich eine Mutter-Kind-Anlage.

Hier sehe ich allerdings auch Knut als Anwärter dieser Anlage, weil sie zwar kleiner als die Brillenbärenanlage aber als einzige verfügbare Anlage eisbärensicher ist. Damit fällt diese Anlage für die Zucht aus. Hinzu kommt noch das Gerücht das Giovanna in den Zoo kommen soll und auch ihren Platz in der Gesamtbärenanlage benötigen wird.

Ein Neubau würde dieses Problem natürlich lösen, aber die Zeit drängt.

LG


Duerener1

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RE: Der Ursus maritimus

#13 von ConnyHH , 27.07.2009 21:36

Hallo Duerener1,

wow, das ist ja gigantisch - habe vielen lieben Dank für diese tolle Liste. :top: :supi:

Die werde auch ich mir in jedem Fall ausdrucken - denn so wie Du oder Ulli einem die Namen um die Ohren haut - da schlackern dieselbigen bei mir immer wieder auf's Neue :lol: :lol: :lol:

Liebe Grüsse

Conny (HH) :winkewinke:



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RE: Der Ursus maritimus

#14 von Marga ( gelöscht ) , 27.07.2009 23:10

@Duerener1
:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Du weisst schon!! :clap:
:heart: Marga

Marga

RE: Der Ursus maritimus

#15 von AdsBot [Google] ( gelöscht ) , 15.08.2009 13:39

Die Haut und das Fell des Urus maritimus Teil 1

Der Pelz eines Eisbären ist nicht weiß (auch nicht blassgelb, wie er oft erscheint), sondern transparent. Die einzelnen Haare nicht sehr stabil, sondern eher hohl. Die Haut des Bären unter dem wei߬durchsichtigen Fell ist schwarz. Der Eisbär hat kaum ein Problem mit ausreichender Wärmezufuhr in seiner kalten Umgehung , sondern eher mit dem Problem der Überhitzung.

Diese zusammenhängenden Eigenschaften verdeutlichen nur einen Teil der hervorragenden Anpassung des Eisbären an den unwirtlichsten physikalischen Lebensraum, den es auf dieser Welt gibt. Ein Eisbär muß sich mit Meerwasser nahe dein Gefrierpunkt abfinden, mit Eis und Schnee und mit Lufttemperaturschwankungen von über 60 Grad, gleichmäßig über und unter Null verteilt. Dazu ist seine tägliche Nahrung von den Eisverhältnissen abhängig und somit ungesichert. Es ist ein Wunder, daß Nanook unter diesen extremen Bedingungen nicht nur überleben kann, sondern gut lebt und sich auch noch vermehrt.

Die Strategie des Bären im Überlehenskampf mit seiner Umwelt beginnt unter seiner Haut. Zwischen Haut und Muskeln liegt die subkutane Schicht. Beim Eisbären ist das eine isolierende Fettschicht, die über den Rücken und um den breiten Rumpf verteilt ist; während schlechter Jagdzeiten dient sie als Nahrungsdepot, im Wasser unterstützt sie den Auftrieb, und außerdem ist sie eine sehr wirksame Thermodecke. Diese Fettschicht isoliert den Bären so wirkungsvoll von Umwelteinflüssen, daß das Wasser in seinem Pelz gefrieren kann, während er es unter der Eiskruste wohlig warm hat. Über der sieben bis zehn Zentimeter dicken Fettschicht liegt die schwarze Eisbärenhaut. Aus dieser Haut wachsen die fünf bis 15 Zentimeter langen durchsichtigen Haare (an der Hinterseite der Beine sind die Haare allerdings wesentlich länger). Im Meer hat der Pelz keine wärmende Funktion, aber das lange Deckhaar läßt das Wasser abfließen, wenn der Bär auftaucht, auf das Eis klettert und sich wie ein Hund schüttelt.

Mit dieser evolutionären Anpassung, die so alt ist wie das Eiszeitalter, nutzt der Bär ein Prinzip des elektronischen Zeitalters. Um Sonnenlicht von der äußeren Pelzschicht auf seine dunkle Haut zu übertragen, wo die Wärme vom Körper aufgenommen werden kann, bedient er sich einer höchst komplizierten optischen Technologie. Bilder aus Elektronenmikroskopen, die Bärenhaar vieltausendfach vergrößern können, zeigen einen Hohlraum im Zentrum jedes Haarschafts. Die Innenwand dieses Hohlraums ist angerauht. Wie die Oberfläche von verkratztem oder geschliffenem Glas erscheint das Haar weiß, weil das Licht, das durch die transparente Außenwand in den Hohlraum fällt, reflektiert und verteilt wird. Jedes einzelne Haar funktioniert als Lichtfalle - ein Verbindungsglied, das die Sonnenstrahlen, die 150 Millionen Kilometer zurückgelegt haben, um bis zu des Bären Außenhaar zu gelangen, die letzten paar Zentimeter bis zu seiner Haut bringt.

Dieses Energie-Auffang-System ist wirksamer als alles, was menschlicher Erfindergeist je zuwege gebracht hat. Ein sehr gut funktionierendes Solarenergiesystem wandelt etwa 40 Prozent der Sonneneinstrahlung in Wärme um. Das Haarkleid von Nanook ist zu 95 Prozent wirkungsvoll. Wissenschaftler sehen heute das Eisbärenhaar als Modell für die Eptwicklung von Solargeräten. Forschungen an der Northeastern University (USA) haben gezeigt, daß durch die Zugabe von haarähnlichen Fasern auf flache Kollektorschalen die Wirksamkeit des Systems um 50 Prozent erhöht werden kann. Dazu kommt noch ein weiterer Vorteil; im Gegensatz zu flachen Kollektoren, die sich mechanisch drehen müssen, um die Sonnenstrahlen einzufangen, ist ein haariger Kollektor unabhängig vom Winkel der Sonneneinstrahlung. Die Lichtröhre des Eisbärenpelzes fängt das Licht aus jedem Winkel ein.

Eisbären sind Sonnenanbeter. In Nord-Manitoba beobachtete ich während der letzten Herbsttage, wie die weißen Bären in den warmen Sonnenstrahlen badeten. Sie mochten das Licht, und sie genossen den Luxus der Wärme. So, wie sie sich streckten, gähnten und sich am Boden räkelten, schienen sie sehr wohl zu wissen, daß dieser Moment bald vorbeisein würde. Wie ein Bärenfell vor dem Feuer saugten sie die Wärme in sich auf und genossen die letzten Minuten. Die Kälte war im Anmarsch.

Ein wirklich weißer Bär würde die Sonnenstrahlen reflektieren und deshalb nicht gewärmt werden. Ein Bär, der mit transparenten Lichtfallen bedeckt ist, führt ein tragbares Gewächshaus mit sich. Sein Fell entzieht einem der kältesten Plätze dieser Erde noch Wärme - eigentlich eine Wärme, die gar nicht auf diese Erde gehört - und pumpt sie wirksamer als heißen Dampf in eine Hautschicht, welche die Wärme aufnehmen kann.


aus: Eisbären - Faszinierende Bewohner der Arktis von Charles T. Feazel, Heyne Bücher

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