wie stets an einem 5. Tag des Monats möchte nun ich an unseren wunderbaren Knut erinnern, an das Bindeglied unserer Gemeinschaft, an ein ganz besonderes Tier.
Wie kam ich zu Knut?
Hier möchte ich etwas weiter ausholen und meine Knut-Geschichte erzählen.
Es begann eigentlich Anfang der Sechziger. Wenn ich am Wochenende bei meiner Großmutter in Friedenau war, weil meine Eltern auch mal tanzen gingen, ja, dann kuschelten sich Omi und ich in ihrer kalten Wohnung (ofenbeheizt) unter riesigen Federbetten zusammen und lasen. Ich durfte mir immer ein Buch aussuchen, aber besonders hat mich ein Buch über die Polarexpedition des Herrn Amundsen fasziniert. Ich konnte mir nicht vorstellen wie es ist, wochenlang im Eis eingeschlossen zu sein und auch die schon verblassten Bleistiftzeichnungen waren für mich wie aus einer anderen Welt.
Das totale Gruselerlebnis hatte ich, als ich las, wie Amundsen von einem Eisbären angegriffen und schwer am Rücken verletzt wurde. Auch diese Episode war gezeichnet dargestellt. Man bedenke - ich war damals noch keine 8 Jahre alt.
Und so wurde für mich ein Eisbär zu einem menschenfressenden Monster, und diese Erinnerung gaaanz weit hinten im Unterbewusstsein gespeichert. Jahrzehntelang hatte ich nichts mit Eisbären zu tun. Meine Liebe galt jedoch stets den mich umgebenden Tieren.
Und dann, im Dezember 2006, wurde Knut geboren und der Speicher in meinem Unterbewusstsein gründlich umgeschrieben.
Durch die regelmäßige RBB- Berichterstattung, dann den RBB-Blog und die Berichte der Fototanten bin ich immer mehr in die Knut-Welt eingetaucht. Als Berlinerin, war es für mich nicht schwer, Knut regelmäßig zu besuchen und ich genoß jeden Augenblick mit ihm.
Nun fand für mich die Verknüpfung statt, zwischen der Sorge um ein Haustier, dem Verständnis für ein jagendes Wildtier und auch dem Interesse zu erfahren, wie sich ein Wildtier, das wie ein Haustier aufgezogen wird, entwickelt.
Klar, der Bär war süss, goldig, niedlich. Aber meine Faszination entwickelte sich erst, nachdem Knut den Kinderschuhen entwachsen war. Sein Blick, seine Wahrnehmung der Menschen, seine Interaktion mit den Zuschauern, das war ein Erlebnis, das wir alle wohl nie vergessen werden.
Ich habe nie begriffen, warum unsere Zooleitung dieses Geschenk und diese Chance auf ein besseres Kennenlernen dieser Tierart durch Nähe, nicht annehmen konnte.
Für den Zoo Berlin ist das eine vertane Chance. Für andere Menschen ist es ein toter Eisbär. Für mich jedoch fehlt ein Freund, der mir so vieles nicht mehr sagen kann und der ein riesiges Loch in meinem Herzen hinterlässt.
Doch die Hinterlassenschaft dieses Bären sind nicht nur Trauer, Wut und Hilflosigkeit. Nein, das Vermächtnis dieses Tieres sehe ich in dieser großen Gemeinschaft, die erleben durfte was Liebe, Verständnis und Akzeptanz zwischen Mensch und Tier bewirken kann. Heute bedanke ich mich bei Knut,ein Teil dieser Gemeinschaft geworden zu sein.