Das macht schon mal sehr neugierig auf die Veränderungen in den beiden zoologischen Einrichtungen in Berlin
Bullendusche und Barfußpfade von Tanja Laninger / 06.09.14
ZitatWenn man Elefanten eine Kathedrale bauen würde, könnte sie so aussehen. Zumindest ist der Laufstall zwölf Meter hoch, und die Stimmen der Besucher hallen die gewellten Betonwände auf und ab. In Erfurt öffnete am gestrigen Freitag das neue Elefantenhaus. Und außer dem Ehrfurcht einflößenden Hauptraum gibt es eine Bullendusche und Nippeltränken, Barfußpfade und Schlammsuhlen sowie einen modernen Behandlungsstand. Mit rund 15.000 Quadratmetern Fläche ist es – neben dem Gelände im Kölner Zoo – die größte Elefantenanlage Deutschlands. Zum Vergleich: Die Anlage im Tierpark Berlin ist etwa halb so groß. Dort haben die sechs Afrikanischen und neun Asiatischen Elefanten je 3000 Quadratmeter Außenfläche und je 300 Quadratmeter Innenfläche zur Verfügung. Aus Berlin war – aus Zeitmangel – kein Vertreter da. "Wir schauen mit Interesse nach Erfurt. Das wird recht ordentlich", sagt Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem. Denn Berlin erfüllt nicht die Mindestanforderungen zur Haltung von Säugetieren, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft kürzlich neu festgelegt hat. Um das zu ändern, will Knieriem tun, was der Zoopark Erfurt gerade abschließt: dem landesweiten Trend zur Vergrößerung von Tiergehegen folgen – und Tiere abgeben. Baubeginn in Erfurt war im Juni 2012. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 8,3 Millionen Euro. Bislang leben nur zwei Elefantenkühe im Zoopark Thüringen, aber mit dem neuen Haus wollen die Mitarbeiter die Zucht Afrikanischer Elefanten beginnen. Erfurt arbeitet dazu im Europäischen Zuchterhaltungsprogramm (EEP) mit, eine Praxis, die auch der Berliner Zoodirektor Knieriem wieder aufnehmen will. Erfurt begreift sich als "Zoo der großen Tiere" – da man mit 63 Hektar der drittgrößte Zoo Deutschlands ist – aber immer noch 100 Hektar kleiner als die Nummer 1 in Bezug auf Fläche, der Berliner Tierpark. Am heutigen Sonnabend Hausbesichtigung für alle Besucher. Menschen dürfen in der 75 Zentimeter hohen Sandschicht buddeln, die Nippeltränken ausprobieren und sich über den Einbau der Schlammsuhlen informieren.
Der Zoo Erfurt hat jährlich etwa eine halbe Million Besucher. Er steigt nun zu Köln, Hamburg und Wuppertal in die Riege der Zoos mit modernen und sehenswerten Elefantenanlagen auf. Da muss Berlin wieder hin. Beide Anlagen sind Jahrzehnte alt. Aber die in Friedrichsfelde ist bekannt, sie kursiert auch in Erfurt noch unter dem Namen ihres Erbauers Heinrich Dathe als "Heinrichskathedrale". "In den 50er-Jahren war sie die größte Anlage ihrer Zeit", erklärt Knieriem. Heute hadert er mit der Platzaufteilung.
Und so stehen in Berlin die Zeichen auf Abschied. Gerade erst ist der Asiatische Elefantenbulle Ankhor nach Prag abgegeben worden. Statt Tiere zu sammeln, wie sein Vorgänger und Dickhäuter-Fan Bernhard Blaszkiewitz es tat, reduziert Knieriem den Bestand. Offen ist sogar, ob beide Gattungen - Afrikanische und Asiatische Elefanten - bestehen bleiben, wie viele Tiere insgesamt dort leben sollen und wie ihre Anlage künftig aussehen wird. "Es wäre möglich, eine Gruppe abzugeben", sagt Knieriem. Denn beide Anlagen – in Zoo und Tierpark – seien bis auf die Haltung des Bullen Viktor im Zoo "schon jetzt deutlich unter den Anforderungen des Säugetiergutachtens", erklärt Knieriem. In den Innenräumen gebe es Probleme. "Bei uns ist es zu eng und auch zu kalt", fügt der Berliner Direktor hinzu, Elefanten bräuchten zum Beispiel Sandbetten, wie Erfurt sie mit einer Tiefe von 75 Zentimetern hat – "und wir haben nur Beton" .