Erst Tiere, dann Bescherung

#1 von Nordlandfan38 , 11.12.2014 23:44

Wie Dr. Knieriem Weihnachten feiert:

Erst Tiere, dann Bescherung
10.12.14 / von Tanja Laninge

Zitat
Für Andreas Knieriem, Direktor von Zoo und Tierpark, hatte das Fest früher keine Bedeutung. Mit Tochter Emily hat sich das geändert.

Das Weihnachtsfest gäbe es nicht ohne das Kind. Das Christkind im biblischen Sinne. Emily im Fall der Familie Knieriem. "Wir haben nie groß gefeiert", sagt der Berliner Direktor von Zoo und Tierpark, Andreas Knieriem, und schaut zu seiner Frau Jessica. Sie nickt. "Das hat sich erst geändert, seitdem Emily da ist." Tochter Emily ist acht Jahre alt.

Kennengelernt haben sich Jessica Lenssen, 38, und Andreas Knieriem, 49, im Dezember 2002 im Zoo Hannover, zwei Jahre später haben sie geheiratet. Er war damals leitender Tierarzt und Vize-Zoochef. Sie arbeitete in der Personalabteilung. "Die meisten Heiligabende haben wir getrennt verbracht", sagt Andreas Knieriem. "Ich bin irgendwann am 24. nach Duisburg gefahren zu meinen Eltern, und Jessica nach Berlin zu ihren." Eine spezielle Fahrt – das ist seine eindringlichste Erinnerung an das Heilige Fest –, kommt ihm in den Sinn. "Ich hatte an dem 24. als Tierarzt sehr viel zu tun und bin spät mit dem Auto losgefahren von Hannover Richtung Südwesten. Ich kam keine 30 Kilometer weit." Von einer Sekunde auf die andere waren die Stoßdämpfer kaputt. "Wissen Sie, wie laut das ist? Ich bin zurückgefahren und habe mich in den letzten Zug nach Duisburg gesetzt." Dieser Abendzug sei völlig leer gewesen. "Es gab niemandem außer mir. Ich fragte mich, als ich so alleine in dem Waggon saß, ob der Lokführer sich genauso einsam fühlt wie ich."

Als er spätabends endlich bei seinen Eltern ankam, habe sich die "Stärke" des traditionellen Weihnachtsgerichts seiner Mutter gezeigt: "Sie hat immer, und nur zu Weihnachten, Rinderzunge gekocht. Das kann man lange warm halten, und es schmeckt immer noch." Zu dem Gericht trinke man Rotwein, so Knieriem. "Nur ich nicht", sagt er lächelnd. "Ich mag Ginger Ale." Doch die Zunge kommt in Berlin nicht auf den Tisch. An Heiligabend gibt es Lachs-Spinat-Rollen. Früher hat das Paar zum Heiligen Fest gar nichts Besonderes gekocht. Es war beiden nicht wichtig. "Wir schenken uns immer noch nichts", sagt Knieriem. "Wir haben ja uns", sagt er und zieht seine Frau zu sich heran. Sie strahlt. "Geschenke machen wir das Jahr über. Zu festen Terminen finde ich es affig", fährt ihr Mann fort.

Weihnachtsmusik von der CD

Die Ausnahme von dieser Regel heißt Emily. Auf ihrem Wunschzettel ganz oben stehe "ein Nintendo-Spiel. Ich darf nur eins", sagt die Kleine, ganz vernünftig. Wo dieses Geschenk oder andere versteckt sein könnten in der elterlichen Wohnung am Aquarium, das wisse sie nicht. In München-Hellabrunn aber, wo ihr Vater bis März dieses Jahres Tierpark-Chef war, habe sie einst Geschenke "im Schrank von Mama und Papa" gesehen. "Hast Du etwa gesucht?", fragt ihr Vater entsetzt. "Nein", sagt Emily entrüstet, "ich habe das gesehen, als die Mama den Schrank aufgemacht hat." Andreas Knieriem sieht erleichtert aus.

An den Weihnachtsmann glaubt bei Knieriems niemand, nicht mal mehr der Nachwuchs. Doch im bayerischen Kindergarten hatte auch Emily noch an das Christkind gelaubt. "Ich habe erst spät gemerkt, warum die Mama an Heiligabend in der Kirche immer auf Toilette musste und nicht zurück kam." Dieser Kniff, um heimlich Geschenke unter den Baum zu legen, ist nun überflüssig. Nicht aber der Weihnachtsbaum, "den muss ich noch organisieren. In München haben wir das zu Fuß erledigt", sagt Jessica Knieriem. Aufgestellt und geschmückt werde die Tanne erst an Heiligabend. "Nur in rot und grün und weiß. Nicht so wirr", ergänzt Andreas Knieriem.

Für die passende musikalische Untermalung sorgt eine Weihnachts-CD. "Bei uns war das früher anders", sagt Andreas Knieriem, "wir mussten Flöte und Orgel spielen und drei Lieder zusammen singen".

Für ihn habe das Fest lange keine Bedeutung gehabt. "Nicht als Student. Nicht als Tierarzt. Wenn man viel arbeitet, ist es mit der Stimmung vorbei." Arbeiten muss er auch heute reichlich. Von ihm wird ein wegweisendes Konzept zur Zukunft des finanziell klammen Tierparks gefordert. Dass Weihnachten naht, erschließt sich ihm nicht über den Kalender, sondern über den Hausschmuck. Jessica Knieriem hat zum Fototermin einen Kranz aus weiß besprühten Zweigen in Herzchenform mitgebracht. "Das sind so Dinge, die meine Mama bastelt", sagt sie. In der Mitte prunkt eine rote Amaryllis, daneben eine Art Rentier. Das Herz lässt sich von innen beleuchten. "Wenn das an der Tür hängt", sagt Jessica Knieriem lachend, "dann weiß mein Mann, dass Weihnachtszeit ist". Ein anderes Adventsaccessoire ist ein Elch mit einem Sattel aus Fell. "Den finde ich super", sagt Andreas Knieriem, als sähe er diesen zum ersten Mal, und zieht am Kunstfell. "Der steht an der Küche am Fenster", erklärt seine Frau. "Ach", sagt ihr Mann nachdenklich.

Eines hat auch in der jungen Familie Knieriem bereits Tradition: der Nachmittagsspaziergang durch Zoo und Aquarium. "Wir gehen nach 14 Uhr los, wenn die Besucher weg sind und der Zoo geschlossen ist. Dann haben wir unsere Ruhe", sagt der Direktor. Am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag wolle er den Tierpark besuchen. Und danach wieder arbeiten. "In die Ferien fahren wir nicht", sagt er. In Hannover und München hätte er um die Feiertage mit Elefantengeburten gerechnet. "Das steht nun nicht an", sagt Knieriem, "und der Nashornnachwuchs ist schon da". Nach dem Spaziergang, wenn auch die Schwester und Eltern von Jessica Knieriem angekommen seien, gebe es die Bescherung. "Das muss vor dem Essen sein", sagt Andreas Knieriem. Wegen einer aufgeregten Emily: "Ich könnte sonst nichts essen."

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Quelle:
http://www.morgenpost.de/printarchiv/ber...Bescherung.html

N.

 
Nordlandfan38
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zuletzt bearbeitet 12.12.2014 | Top

RE: Erst Tiere, dann Bescherung

#2 von GiselaH , 13.12.2014 17:29

Beim Lesen dieses Artikels musste ich mehrfach schmunzeln, denn ich habe etliche Parallelen zu meinem bzw. unserem Weihnachtsfest entdeckt.

 
GiselaH
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