Segway
Auf Elektrorollern durch den Berliner Tierpark
10.06.15, 12:52
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Wer den Tierpark komplett erleben will, hat lange Strecken vor sich. Jetzt bietet der Tierpark geführte Touren an - auf Segways. Preiswert ist eine Fahrt auf den Elektrorollern allerdings nicht.
Normalerweise findet Tierparkdirektor Andreas Knieriem selten die Zeit, von seinem Schreibtisch aufzustehen und seine Gehege im größten Zoo Europas selber anzusehen. 25 Kilometer Wegstrecke misst der Tierpark – wer soll das laufen? Heute aber steht er direkt vor der Eisbärenlandschaft und beobachtet, wie sich das Raubtier auf einem Fels in der Sonne fläzt. Knieriem ist mit fahrbarem Untersatz unterwegs. Ab Juni bietet der Tierpark in Lichtenberg Touren mit dem Segway an. Auf zwei Rädern können Besucher mit einem Guide durch das weitläufige Gelände rollen und dabei per Lautsprecher Erklärungen zu den Tieren lauschen. Was ist der Unterschied zwischen Dromedar und Trampeltier? Wie sprechen Elefanten miteinander?
Manche der Tiere hätten Besucher früher kaum wahrgenommen, weil sie so weit vom Eingang entfernt leben, meint Knieriem. Die Gemsen und Steinböcke im hinteren Teil des Parks zum Beispiel. "Wir haben einen riesigen Tierpark mit einem riesigen Tierbestand – das muss man erst mal erschließen", sagt Knieriem. Er hofft, mit den Touren vor allem Besucher mit wenig Zeitbudget anzulocken: Besucher, die nur einen Nachmittag haben und trotzdem den ganzen Park sehen möchten. "Unser typischer Gast bleibt drei Stunden." Für 25 Kilometer zu wenig. Mit dem Segway lässt sich dagegen in nur zwei Stunden ein Großteil des Tierparks erkunden.
Der Eisbär hat sich inzwischen einmal gedreht und lässt die Tatzen über den Abgrund baumeln. "Hier sieht man auch die schwarzen Unterseiten. Da kann man erkennen, dass der Eisbär eigentlich gar nicht weiß ist, sondern eine schwarze Haut hat", sagt Tourguide Jan Katzmarczyk durch sein Mikrophon. Er gehört zu dem Team des Segway-Touren-Anbieters Yoove, der mit dem Tierpark das Angebot auf die Beine gestellt hat. Katzmarczyk zeigt den Besuchern, wie man das Segway lenkt, gerade steht – und leistet auch mal erste Hilfe, falls einer der Besucher von seinem Untersatz stolpert und ins Gebüsch zu purzeln droht. "Ich hab alles unter Kontrolle", versichert er. Die Teilnehmer tragen während der ganzen Tour über einen Helm. Billig ist das bequeme Vergnügen nicht. Allerdings sind im Preis von 69 Euro Einweisung und Vollkasko-Versicherung inklusive. Auf den Preis angesprochen, meint Knieriem: "Bei der Größe unseres Parks lohnt sich das in jedem Fall."
Elefanten sind den Anblick der Segways noch nicht gewohnt
Vorbei rollt die Gruppe an den indischen Elefanten. Die Dickhäuter zwängen sich unruhig aneinander und stellen sich schützend vor ein Junges. "So verhalten sich die Tiere, wenn sie sich bedroht fühlen. Sind den Anblick der Segways noch nicht so gewohnt", sagt der Tour-Guide. "Aber wenigstens fangen sie nicht an, wie beim letzten Mal mit Stöckchen zu schmeißen." Um gefährlich zu werden, sind die Tiere ohnehin zu weit entfernt. "Es schadet auch nicht, wenn die Elefanten mal ungewohnte Situationen erleben – oder die Geparden mal ein Stück mit den Segways mitrennen", sagt Knieriem. Elefanten, Affen, Raubtierkatzen stehen auf dem Programm für die Tour: die Highlights aus dem Tierpark. "Rein ins Elefantenhaus kommt man natürlich nicht mit dem Segway, aber mit der Tour kann man sich auch erst mal einen Überblick verschaffen – und danach den Rest des Zoos ansehen", sagt Knieriem.
'An die Adresse von älteren Besuchern gerichtet, sagt Knieriem, das Fahrzeug sei schnell zu erlernen und auch für Senioren ein Spaß. "Die Zeiten des kategorischen Nein sind vorbei", sagt Knieriem Noch ist das Gelände mit der Gebirgslandschaft am anderen Ende des Parks an vielen Tagen schlecht besucht. Investitionen lohnten aus kaufmännischer Sicht da oft gar nicht, sagt Knieriem. Mit den Segway-Touren könnte sich das ändern. Der Zoodirektor hofft auf vier Touren pro Tag, besonders mit jungen Besuchern. "Wir wollen ein moderner Zoo bleiben", sagt er.
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http://www.morgenpost.de/bezirke/lichten...r-Tierpark.html