Hier nun der versprochene Bericht:
Während eines verlängerten Wochenendes war ich auch in Nürnberg. Natürlich besuchte ich dort Flocke und Rasputin. Fünf Stunden Tiergarten hatte ich meinem Mann abgerungen. Das war mir zwar immer noch zu wenig, aber besser als gar nichts.
Kaum angekommen ging es schon steil bergauf Richtung Aquapark zu den Eisbären, natürlich schauten wir noch links und rechts nach den anderen Tieren, hielten uns dort aber nicht lange auf. Ich wollte ja zu Flocke und Rasputin.
Oben angekommen sah ich als erstes Vera und brauchte ein paar Sekunden bis ich die anderen beiden entdeckte. Flocke lief ständig hin und her und Rasputin schwamm an der Scheibe zu Vera hin und her. Ab und zu stellte sich Flocke auf die Hinterbeine und schaute. Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass sie wie Knut die Besucher ansah, eher ging der Blick in die Ferne. Rasputins Interesse wechselte ständig zwischen Vera und dem Kabel, welches er schon aus zwei Verankerungen gerissen hatte. „Rambo“ gab sich damit jedoch nicht zufrieden.
Flocke entschied sich dann, ins Wasser zu gehen und tauchte und schwamm bei den Zuschauern vorbei. Hier schien ihre besondere Aufmerksamkeit den Kindern zu gelten, genau wie bei Knut. Lange währte jedoch dies nicht, da Rasputin meinte, nun sich mit Flocke eine Wasserschlacht liefern zu müssen. Für ca. zwei Minuten tobten sie gemeinsam durchs Wasser, dann wurde Flocke das Spiel zu wild –welche Dame kämpft schon gern mit Rambo- und sie flüchtete an Land. So schwamm Rasputin wieder an der Scheibe zum Nachbargehege entlang. Flocke widmete sich jetzt einem Plastikkanister, d.h. sie nuckelte daran bis sie einschlief. Ich nutze die Gelegenheit mich weiter im Tiergarten umzusehen. Als ich eine halbe Stunde später wiederkam, bot sich mir das gewohnte Bild. Flocke lief und nuckelte, Rasputin schwamm hin und her.
Kurz vor Beginn der Fütterung änderte sich das Bild. Flocke streckte sich so hoch wie möglich, um ja nicht den Tierpfleger zu verpassen, Rasputin kam immer mal wieder aus dem Wasser, um ja nicht die Fütterung zu verpassen, sprang aber danach sofort wieder ins Wasser.
Flocke entschloss sich dann nach oben dem Tierpfleger entgegen zu gehen, Rasputin folgte ihr umgehend. Was für ein Bild, die sehr grazile Flocke schwebt förmlich nach oben, der ordentlich bepackte Rasputin musste seinen Körper die Treppen hochhieven. Schwerstarbeit.
Fehlalarm, also beide wieder herunter. Doch dann endlich die Erlösung. Der Tierpfleger kam mit zwei vollen Eimern. Flocke reckte sich ihm entgegen, als wäre sie mehr an Streicheleinheiten als an dem Futter interessiert. Haltungsnote:1, da kann Knut und Lars noch in die Lehre gehen. Rasputin holte sich alle Fleischstücke aus dem Wasser und fraß den größten Teil beim Schwimmen. Am Ende der Fütterung schnappte sich auch Flocke ein Stück Fleisch und flüchtete damit in die Höhle. Rasputin eilte ihr sofort hinterher, könnte ja sonst vielleicht etwas verpassen. Nachdem auch er in der Höhle verschwunden war, setzte ein mächtiges Gebrüll ein. Ich musste nun leider gehen.
Fazit meines Besuches:
Flocke hat sich zu einer wunderschönen, sehr schlanken Eisbärin entwickelt, während Rasputin ein dickes Energiebündel blieb. Wenn beide nebeneinander stehen kann man kaum glauben, dass beide gleich alt sind.
Knut zeigt nicht solche Verhaltensstörungen wie diese beiden in den vier Stunden. Ich glaube, dass beide zu früh entwöhnt bzw. zu früh von der Mutter weggenommen wurde. Diese Feststellung beruht natürlich nur auf insgesamt vier Stunden Beobachtung. Jedoch haben andere zu anderen Zeiten ähnliche Beobachtungen gemacht. Wenn man Eisbären schon züchten will, sollte genug Platz vorhanden sein, um Eisbärenkinder die Zeit zu geben, die sie brauchen, um unabhängig von ihrer Mutter zu werden.
Und nun noch eine Bemerkung zu den Besuchern: Viele standen bei Vera und diskutierten laut darüber, ob es sich bei Vera um Flocke oder Rasputin handelte. Manche meinten beim Gehege von Flocke und Rasputin, dass es sich bei einem von beiden um Knut handelt. Sie riefen zu ihren Kindern „Sieh mal, das ist Knut!“ Dieses hörte ich auch de öfteren, obwohl es viele Informationstafeln über die Bären gab.
Am Abend unterhielt ich mich mit einem Angestellten des Hotels über die Eisbären, da fragte er mich doch glatt "Ist Knut auch noch im Nürnberger Tiergarten?" Und das fragte mich ein Nürnberger!!!
Der Bericht ist etwas lang geworden.
LG
BarbaraBerlin