Update von Animals United auf ihrer FB-Seite vom 11.04.16
Zitat
PRESSEMELDUNG: Muss Zirkusbär Ben zurück zu seinen Peiniger_innen? – Die höchste juristische Instanz Bayerns, der Verwaltungsgerichtshof in München, hat nun in diesen Tagen das letzte Wort. Die an der Befreiung des Bären beteiligte Tierrechtsorganisation AnimalsUnited appelliert an die Richter_innen, warnt vor einer Rückgabe und protestiert abermals!
Ben, der letzte Zirkusbär Deutschlands, hielt Tierfreund_innen bundesweit in Atem. Vor knapp einem Monat war er im niederbayerischen Plattling vom Veterinäramt in Begleitung der Polizei und der bundesweiten Tierrechtsorganisation AnimalsUnited beschlagnahmt worden. Letztere hatte nach wochenlangen Recherchen Anzeige erstattet, nachdem der Bär zum wiederholten Male über Stunden und Tage in einer dunklen engen Box ohne ausreichend Versorgung und Betreuung in seinem Transportanhänger abgestellt worden war. Bei der Beschlagnahmung kam es zu tätlichen Übergriffen der Zirkusbetreiber_innen auf die Aktivist_innen sowie einem Fluchtversuch seitens Ersterer. Bär Ben kam anschließend in eine Auffangstation, sollte zurückgeklagt werden, was dem Zirkus bis dato jedoch nicht gelang. Nun entscheidet der Verwaltungsgerichtshof in München über den Eilantrag des Zirkus und Bens Schicksal. AnimalsUnited warnt vehement vor einer Rückgabe des Bären und protestierte abermals.
Nur wenige Besucher_innen erschienen am vergangenen Samstag auf dem Dultplatz in Altötting, wo der Zirkus Louis Knie/Alberti immer noch seine Zelte aufgeschlagen hat. Die Skandale des vergangenen Monats schienen Narben zu tragen. Einige Tierfreund_innen hatten sich eingefunden, um vor den Vorstellungen des Zirkus zu protestieren. Die Intention: Den Zirkus zu bitten, nicht mehr zu versuchen, Ben juristisch zurückklagen zu wollen und ihn endlich in Frieden ziehen zu lassen. Aber auch die Stadt Altötting eindringlich aufzufordern, derartigen Zirkussen keine Gastspielgenehmigung zu erteilen und zeitnah ein Wildtierverbot auf den kommunalen Flächen auszusprechen, denn die bei dem Zirkus aufgedeckten tierschutzwidrigen Zustände seien bei Weitem keine Ausnahme unter tierführenden Zirkusbetrieben. „Zirkusse können grundsätzlich niemals ein artgerechtes Zuhause für Tiere bieten. Darauf sind sie auch nicht ausgelegt. Sie dienen ausschließlich der Unterhaltung gegen Bezahlung. Wir fordern daher einen tierfreien Zirkus mit echter Unterhaltung von Menschen für Menschen, ohne die Ausbeutung von Tieren zu Unterhaltungszwecken", so Andreas Schropp von AnimalsUnited, der bei der Beschlagnahmung des Bären gemeinsam mit einer Kollegin von den Zirkusbetreiber_innen angegriffen worden war. Die Mitaktivistin war dabei auf den Boden geschleudert und mit Stiefeltritten traktiert worden, als die beiden versuchten, den Fluchtversuch der Zirkusbetreiber mit Bär Ben zu filmen und zu stören. Als das Veterinäramt und die Polizei einschreiten wollten, rasten die Zirkusmitarbeiter_innen mit Ben durch einen angrenzenden Zaun und nahmen Reißaus, wobei sie beinahe die Beamt_innen überfuhren. Die Aktivist_innen dokumentierten alles auf Video und erstatteten Anzeige. Ben konnte zu guter Letzt dennoch beschlagnahmt und in einen Bärenpark bei Bad Füssing gebracht werden. Hier ist er bis heute und wartet darauf, dass der Versuch der Zirkusbetreiber_innen, ihn im Eilverfahren zurückzuklagen, auch in der höchsten Instanz beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München scheitert und er endlich seinen Lebensabend fern der Manege genießen darf.
Bereits zwei Mal hatte das Verwaltungsgericht in Regensburg die Entscheidung des Landratsamts Deggendorf, den Bär in einem Sofortvollzug wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz zu beschlagnahmen, für rechtens erklärt. Nun beschäftigen sich die Richter_innen in München mit dem Fall, denn der bisherige Besitzer Bens hat zum dritten Mal eine Beschwerde gegen die Beschlagnahmung eingereicht. Eine Gerichtssprecherin in München kündigte Ende vergangener Woche an, dass die Entscheidung diese Woche fallen würde. Deutschlandweit sind daher derzeit alle Tierschutzaugen auf München gerichtet. Das Thema Zirkustiere bewegt die Deutschen. Die Mehrheit von ihnen spricht sich in repräsentativen Umfragen gegen Wildtiere im Zirkus aus, viele sind gar für einen gänzlich tierfreien Zirkus. Und selbst der Bundesrat hat sich erst kürzlich zum dritten Mal für ein bundesweites Wildtierverbot ausgesprochen, über welches die Bundesregierung alsbald entscheiden will. Bär Ben könnte hier das Zünglein an der Wange sein. „Durch Bens Beschlagnahmung wurde das Thema abermals in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Deutschland debattiert wieder über ein Wildtierverbot“, so Viktor Gebhart von AnimalsUnited. „Es ist höchste Zeit für ein solches, wir bilden das Schlusslicht in Europa. Viele Länder haben bereits ein derartiges Verbot, nur Deutschland hinkt hinterher und das vorsätzlich“. Indes habe der Zirkus die vergangenen Wochen „medial ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt“. Die Mehrheit der Menschen wisse jedoch um der erschreckenden Zustände, unter welchen der Zirkusbär Ben gehalten wurde, das zeigten auch die geringen Besucherzahlen. „Die Behauptungen der Zirkusbetreiber_innen könnten abstruser nicht sein. Wir haben alles auf Video und waren in Begleitung der Polizei und des Veterinäramtes, die alles bezeugen können. Ben war alleine und ohne Versorgung in seinem dunklen engen Verließ abgestellt und das über fast einen Tag und nicht zum ersten Mal. Die durch den Zirkus begangenen Straftaten von mehrfachem Widerstand gegen die Staatsgewalt über massive Beleidigungen hin zu brutaler Körperverletzung lassen sich nicht widerlegen, nicht rechtfertigen und sind unentschuldbar“, so die Aktivist_innen von AnimalsUnited. „Der Zirkus hat eindrücklich gezeigt, wie weit er geht. Wir sind daher auf der Hut und feiern Bens Freiheit erst, wenn er fest in einem Bärenpark bleiben darf“. Die Tierrechtler_innen versuchten daher auch bei ihrer Demonstration am Samstag, dem Zirkus ins Gewissen zu reden, dass der Bär, der bereits über 20 Jahre qualvolle Manegenarbeit hinter sich habe, endlich seine Ruhe finden dürfe. Leider ohne Erfolg. Nun liegt es an den Münchner Richter_innen, diesen Traum für Ben Wahrheit werden zu lassen und das juristische Tauziehen um ihn endlich zu beenden.
Quelle:
https://www.facebook.com/AnimalsUnited.e...5959341425519:0