Innere Verletzungen - Zoo Dortmund schläfert kleinen Orang-Utan ein 8. April 2016, 11:28 Uhr / Aktualisiert: 8. April 2016, 17:55 Uhr
ZitatWieder ein totes Tier im Dortmunder Zoo: Das Orang-Utan-Jungtier "Ikhlas-Paul" ist am Mittwoch eingeschläfert worden. Der knapp ein Jahr alte Affe litt laut Zoo unter einem Atemwegsinfekt, auch hatte er schwere innere Verletzungen. Zu deren Ursprüngen gibt es eine erste Theorie.
Aktualisierung 14.17 Uhr: Sturz als mögliche Todesursache
Zoodirektor Frank Brandstätter hat sich auf einer Pressekonferenz zum eingeleiteten Tod des jungen Orang-Utans am Donnerstagnachmittag geäußert: Es sei eine "schwere Entscheidung" gewesen, das Tier einzuschläfern, die "lange diskutiert" wurde. Aber: "Es hatte keine Überlebenschance." Die inneren Verletzungen seien zu schwer gewesen.
Wie die Verletzungen zustande gekommen sind, kann laut Brandstätter nur gemutmaßt werden. Möglicherweise sei der durch den Atemwegsinfekt und einer Unterversorgung durch Muttermilch geschwächte Ikhlas-Paul gestürzt. Es sei auszuschließen, dass der Vater des kleinen Orang-Utans, Walter, etwas zu tun hatte. Walter war in der Vergangenheit in die Schlagzeilen geraten, als er einem anderen Jungtier den Arm abbiss. Dem eigenen Nachwuchs würden Oran-Utan-Männchen jedoch nichts antun.
Nun wird der Körper von Ikhlas-Paul obduziert. Mit Ergebnissen kann nach Angaben des Zoos aber erst frühestens Ende kommender Woche gerechnet werden.
Erstmeldung 11.28 Uhr: Krankheit von Ikhlas-Paul wurde bereits Ostern entdeckt
Bereits am Ostersamstag war das Tier als auffällig gemeldet worden. Der kleine Orang-Utan schrie laut Mitteilung des Zoos unablässig und atmete schwer. Die Zootierärztin, Dr. Christine Osmann, vermutete einen Atemwegsinfekt. Ein Virus oder Bakterien könnten diesen ausgelöst haben. Außerdem stellte sie bei Mutter Djamuna fest, dass diese immer weniger Milch hatte. Ein Hinweis darauf war, dass das Jungtier gierig aus der Flasche trank.
Wie der Zoo weiter mitteilt, hätten Besucher beobachtet, wie ein anderer Orang-Utan versucht hatte, das Jungtier von der Mutter wegzuzerren. Ob das Tier infolgedessen ein Trauma erlitt, könne laut Zoo nur vermutet werden. Das Tier habe jedes Mal aufgeschrien, wenn Arme und Beine angefasst wurden. Eine Verletzung habe der Zoo daher nicht ausschließen können.
Am Mittwoch sei Orang-Utan Ikhlas-Paul zunehmend geschwächt gewesen. Er habe keine Greifreflexe mehr gehabt und sich nicht mehr selbstständig auf der Mutter halten können. Offensichtlich habe er Atemnot gehabt und geschrien. Zootierärztin und Zooleitung entschieden sich, das Tier von der Mutter zu trennen und in Narkose zu legen. Eine Röntgenuntersuchung ergab tatsächlich innere Verletzungen - woher diese stammten, ist noch nicht bekannt. "Schweren Herzens", heißt es in der Mitteilung, habe man sich entschieden, das Tier einzuschläfern. Über Tage hatten Tierpfleger versucht, den Orang-Utan zu stabilisieren, indem sie ihn zusätzlich fütterten und ihm Medikamente gaben.
Im Orang-Utan-Gehege des Regenwaldhauses scheint die Stimmung geradezu bedrückt, kaum ein Tier war gestern zu sehen. Menschaffen haben ein Gefühlsleben, bestätigte Brandstätter. Von Trauer zu sprechen, sei aber eine zu starke Vermenschlichung. Ikhlas-Paul war das neunte Orang-Utan-Kind, das im Zoo Dortmund auf die Welt kam.
Paul reiht sich ein in eine lange Reihe von toten Tieren im Zoo. 2015 war ein dunkles Jahr für den Dortmunder Zoo: Seelöwin Holly und ein Pinguin kamen gewaltsam zu Tode, zwei weitere Pinguine, drei Zwergseidenäffchen und zwei Nagetiere wurden gestohlen. Als Reaktion darauf kündigte der Zoo an, einen neuen zwei Kilometer langen Zaun rund um den Tierpark zu ziehen.