Berlin, die Hauptstadt der Nachtigallen 02.06.2016, 07:00
ZitatExperten zählen 1500 Reviere. Das sind mehr als in ganz Bayern. Dabei übertönt der kleine Vogel sogar den Stadtlärm.
Zu sehen bekommt man den kleinen Sänger nur selten. Zu hören umso mehr. Kaum aus dem afrikanischen Winterquartier zurückgekehrt, betören die Nachtigallen in den Frühjahrsmonaten ganz Berlin mit ihrem einzigartigen Gesang. Aus dem Gebüsch und den Sträuchern hört man sie trällern und schluchzen, jubilieren und pfeifen. Das Repertoire der Nachtigall ist beachtlich: Bis zu 260 unterschiedliche Strophentypen beherrscht das kleine Stimmwunder.
Der Zweck der außergewöhnlichen musikalischen Darbietung unterscheidet sich jedoch kaum von dem monoton-rhythmischen "tschirrip" eines Spatzen. "Der Gesang von Vogelmännchen dient dazu, die potenzielle Brutpartnerin anzulocken", erklärt Lars Lachmann, Vogelschutzexperte des Naturschutzbundes Nabu. Das Wettsingen um die Gunst der Nachtigall-Damen beginne ab Mitte April und hört auf, sobald die Traumpartnerin gefunden ist. "In der Regel finden die Männchen innerhalb der ersten paar Wochen nach ihrer Rückkehr eine Brutpartnerin", erklärt der Vogelschutzexperte.
Am Schluss singen nur noch die Junggesellen
Dann singt das Männchen nur noch tagsüber, um das Revier gegenüber seinen Konkurrenten abzugrenzen und zu verteidigen. Hört man jedoch Anfang oder gar Mitte Juni eine Nachtigall in den Nachtstunden singen, dann handelt es sich hierbei wahrscheinlich um die letzten verbliebenen Junggesellen.
Verläuft die Partnersuche erfolgreich, beginnt das Weibchen mit dem Nestbau. Hierbei bevorzugt sie dichtes Unterholz, schützende Falllaubschicht oder üppige Krautvegetation. Und so ist es kein Zufall, dass die Nachtigall die Hauptstadt als Lebensmittelpunkt bevorzugt. "In Berlin gibt es noch sehr viele Flächen, die nicht bebaut sind und brach liegen", erklärt Lachmann. Hier können sich die Nachtigallen gut verstecken und ungestört ihre Brutstätte einrichten. Ein weiterer Grund: Durch die Abholzung und die Intensivlandwirtschaft, zum Beispiel durch das Verspüren von Pestiziden auf Feldern und Wiesen, finden die Vögel keine oder nur vergiftete Nahrung.
Der Tiergarten ist ein Traumquartier für Nachtigallen
Das zwinge sie ebenfalls zum Umzug in die Stadt. So zählten die Experten in den vergangenen Jahren um die 1500 Reviere in Berlin – das ist mehr als in ganz Bayern. Besonders der Tiergarten in Mitte gilt mit seinem unaufgeräumten Unterholz als das Traumquartier der Nachtigallen. Aber auch abseits des stillen Parks, zum Beispiel in dem wilden Gebüsch an den S-Bahn-Dämmen, fühlt sich der Vogel zu Hause. Der Lärm stört die Nachtigall nicht wirklich. Lauter und kräftiger singt sie gegen den alltäglichen Krach an. Um bis zu 14 Dezibel übertönt eine Stadt-Nachtigall ihren Artgenossen vom Land. Das macht die Nachtigall zu einem echten Berliner mit einer eigenen Berliner Schnauze. (emb)
In unserer Kleingartenanlage haben wir auch Nachtigallen und fürwahr, sie trällern sehr laut jedoch schön. Prima, das du diesen Bericht eingestellt hast. Ich habe sogar schon zweimal eine auf dem Baum ausfindig machen können. Dies dauerte schon seine Zeit.