ZitatDer Allwetterzoo Münster hat einen neuen Tiger. Die Großkatze Fedor ist der Nachfolger von Tiger Rasputin, der traurige Berühmtheit erlangte, als er 2013 einen Pfleger tötete. Anfang des Jahres war Rasputin von einem Tumorleiden erlöst worden. Als Ersatz ist am Dienstag der zweijährige Sibirische Tiger Fedor nach Münster gebracht worden. Er stammt aus dem niederländischen Tierpark Amersfoort. "Er ist gut angekommen, muss sich aber jetzt erstmal eingewöhnen. Er ist noch sehr angespannt", sagte ein Sprecher.
Man sei guter Hoffnung, dass er sich gut mit der Tigerdame Nely verstehen werde. Sie habe nach dem Tod von Rasputin deutliches Trauerverhalten gezeigt, warte auf einen Partner, erläuterte der zuständige Kurator. Fedor sei dafür als ruhigster von drei Brüdern ausgewählt worden. Bevor er jedoch mit Nely zusammengeführt werden könne, werde es noch mehrere Wochen dauern. Bis dahin wechseln sich die beiden ab, können sich nach und nach an den Geruch des anderen gewöhnen: Erst ist Fedor drinnen, dann macht Nely das Außengehege für ihn frei.
Tiger Fedor lebt jetzt in Münsters Zoo 17.07.2016 / von Gunnar A. Pier
ZitatWie gewöhnt man einen Tiger an ein neues Gehege? Diese Frage bestimmt in diesen Tagen den Alltag im Katzenhaus des Allwetterzoos. Am 5. Juli 2016 kam Fedor nach Münster. Seitdem versuchen Tierpflegerin Cari Fels und ihr Team, das Tier an die neue Umgebung zu gewöhnen. Nicht einfach, schließlich dürfen sie ihre Tiere niemals in den Arm nehmen . . .
Eigentlich, sagt Carin Fels, sind Katzen kaum bestechlich. Doch wenn die Tierpflegerin ums Außengehege geht, „Nely!“ ruft und ein Pfund Rindfleisch über den Zaun wirft, lässt sich die Tigerdame doch aus dem Schatten locken. Wenn das Tier auf sie reagiert, weiß Carin Fels, dass sie ihren Job gut macht. Sie leitet das Großkatzen-Revier im Allwetterzoo.
Wie gewöhnt man einen Tiger an ein neues Gehege? Diese Frage bestimmt in diesen Tagen den Alltag im Katzenhaus. Am 5. Juli wurde in Münster Tiger Fedor aus einer großen Transportkiste gelassen. Fedor ist zwei Jahre alt, also ein Tiger-Teenager, und stammt aus dem Zoo im niederländischen Amersfoort. Er ist der Neue.
Hysterische Panik zur Begrüßung
Die ersten Momente in der neuen Heimat hat er nicht gerade genossen. Fels beschreibt seine Stimmung als „hysterische Panik. Der ist durchgedreht.“ Kein Wunder: Drei Stunden lang hat er in der Transportbox gesteckt und nicht gewusst, was geschieht. Als sich die Klappe endlich öffnet, kommt er in ein fremdes Gehege, in dem es zudem nach einem anderen Tiger riecht, die Mutter ist nicht mehr in der Nähe. „Bis er mental angekommen ist, wird es vier bis sechs Wochen dauern.“
Diese Geduld fällt Carin Fels leicht: Sie arbeitet seit über 30 Jahren im Zoo, seit 17 Jahren leitet sie das Revier mit Tigern, Leoparden, Geparden, Löwen, Wölfen und anderen verwandten Tieren. „Ich bin ein Katzentyp“, sagt sie. Warum? „Die Bewegungsabläufe faszinieren mich, die Tiere strahlen etwas Majestätisches aus.“
Den Hauskatzen sehr ähnlich
Dabei sind sie den niedlichen Hauskatzen so ähnlich: „Das ist erdgeschichtlich eine relativ junge Familie.“ Deshalb sind Tiger, Löwen und die Katze im Wohnzimmer vergleichsweise eng verwandt. Und so gibt es viele Gemeinsamkeiten in der Katzen- und Tiger-Haltung.
Knuddeln verboten
Eins aber ist grundlegend anders: Knuddeln verboten. So gut wie nie kann Carin Fels ihre Tiere berühren. Denn selbst wenn der Tiger sie nicht töten will: „Wenn 180 Kilo mich umarmen, bin ich platt.“ Da ist es schon eine Erwähnung wert, dass Tigerdame Nely sich mit der Hand füttern lässt – durchs Gitter. „Man muss bereit sein, die Tiere auf Distanz zu lieben“, sagt Fels. „Es muss mir genügen, etwas für die Tiere zu tun, nicht mit den Tieren.“
Wichtig: Ruhe vermitteln
Deshalb ist es auch zunächst nicht einfach, dem neuen Tier bei der Eingewöhnung zu helfen. „Wir versuchen, ihm Ruhe und Sicherheit zu geben“, erklärt die Tierpflegerin. Sie bewegt sich in Fedors Nähe betont langsam, spricht beruhigend mit ihm und schaut ihm nicht in die Augen.
Feste Tagesabläufe sind wichtig. Fedor muss wissen, was wann geschieht. Er muss freiwillig mitmachen. Denn wenn der unbestechliche Tiger nicht kommt, kann Carin Fels ihn ja nicht einfach am Halsband packen und in den Käfig zerren . . .
Zitat Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm
Nachdem im Februar 2016 der Tiger Rasputin wegen eines Tumors eingeschläfert werden musste, machte sich der Allwetterzoo Gedanken über ein neues Tier, damit die verbleibende Tigerin Nely nicht allein bleibt. Bei der Suche nach einer geeigneten Großkatze hilft das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP). Ein für Tiger zuständiger Mitarbeiter in Großbritannien kennt die Tiere in europäischen Zoos und kann passende Exemplare empfehlen.
Geld fließt für den Wechsel dieser Tiere in der Regel nicht. Sie bleiben Eigentum des Zoos, in dem sie geboren wurden, und werden – rein rechtlich – als Dauerleihgabe abgegeben.
Eine Zucht ist in Münster übrigens nicht möglich, weil sich herausgestellt hat, dass ein Vorfahre von Amurtigerin Nely nicht reinrassig war. Damit gilt auch Nely nicht als reinrassig – da sind die Regeln streng.