Das Elefanten-Dilemma von Augsburg 05. August 2016 15:26 Uhr / von Eva Maria Knab und Sonja Krell
ZitatDie Elefanten im Augsburger Zoo bräuchten eine neue Anlage. Die Pläne dafür gibt es. Doch die lassen sich nicht finanzieren. Droht der Einrichtung damit letztlich das Aus?
Targa ist eine behäbige alte Elefantendame im Augsburger Zoo. Sie steht unter strenger Beobachtung. Neulich hatte sie eine Beule am Bauch. Die Pfleger waren alarmiert. Glücklicherweise war es nur eine Wasseransammlung, die mit Medikamenten behandelt werden konnte. Aber auch heute wird Revierleiter Marcus Lindner genau prüfen, wie es der asiatischen Elefantin gesundheitlich geht. Targa ist 61 Jahre alt und damit einer der ältesten Zooelefanten weltweit. Das macht die Sache schwierig. Denn ohne Targa läuft der Zoo Gefahr, dass in Augsburg gar keine Elefanten mehr gehalten werden können – mit womöglich existenziellen Folgen für eine der größten Attraktionen in der Region.
Ein Tierpark ohne Elefanten? Für Augsburgs Zoodirektorin Barbara Jantschke ist dieser Gedanke nicht vorstellbar. Sie weiß genau: Großtiere wie Löwen, Menschenaffen, Giraffen oder Elefanten sind die Lieblinge beim Publikum. „Wenn Familien einen Besuch im Zoo planen, spielen Großtiere eine entscheidende Rolle“, sagt sie. Dazu kommt: Augsburg hat Konkurrenz. München ist nicht weit weg. Dort bekommt der Tierpark Hellabrunn gerade ein aufwendig saniertes Elefantenhaus für 20 Millionen Euro.
Von solchen Summen kann Jantschke nur träumen. Sie steht vor dem Problem, dass die bestehende Elefantenanlage in Augsburg moderne Haltungsanforderungen nicht mehr erfüllt. Deshalb können keine neuen Tiere mehr geholt werden. Die Herde ist schon um die Hälfte geschrumpft. Die beiden afrikanischen Elefanten mussten nach einem Unfall aus Sicherheitsgründen abgegeben werden. 2011 hatte Elefantenkuh Sabi einen Pfleger angegriffen und schwer verletzt. Jetzt sind nur noch die beiden Asiaten Burma, 47, und Targa, 61, übrig.
Die Pläne für eine neue Elefantenanlage liegen längst in der Schublade. Doch der städtischen Einrichtung fehlt das Geld für den Bau. Er kostet mindestens sechs Millionen Euro. Seit über einem Jahr wird nach Finanzierungslösungen gesucht. Nun gab es einen schweren Rückschlag: Die erhoffte Millionenförderung durch die Europäische Union hat nicht geklappt.
Von der Stadt gibt es kein Geld für Investitionen im Zoo
Von der Stadt gibt es wegen der angespannten Haushaltslage schon seit Jahren kein Geld für Investitionen im Zoo. Wenn aber in Augsburg keine Elefanten mehr zu sehen sind, „werden die Besucher die nächsten Preisrunden beim Eintritt nicht mehr akzeptieren“, sagt Jantschke. Dann steht aus Sicht der Direktorin mittelfristig die Existenz des gesamten Zoos auf dem Spiel. Will man aber die Elefanten behalten und die Anlage modernisieren, müsste man ebenfalls die Eintrittspreise erhöhen. Aber auch damit ließe sich die Investition nicht allein schultern. Es sind also Alternativen nötig.
Probleme gibt es auch mit anderen Großtieren. Auf dem „Afrika-Panorama“ fehlen inzwischen die Giraffen. Zuvor hatten sich hier die Todesfälle gehäuft. Auch ihr Gehege muss modernisiert werden, bevor neue Giraffen geholt werden können. Auch das kostet Geld.
Wie gehen andere Zoos mit diesen Problemen um? Sind andere Städte eher in der Lage, solche Baumaßnahmen zu finanzieren? Und wenn ja, wie? 150 Kilometer weiter nördlich atmet Dieter Kühnlein am Telefon hörbar auf. Weil sie ja ein heikles Thema war und immer noch ist, die Delfinlagune samt Freiluftbecken und Besucher-Tribüne. Über Jahre wurde diskutiert, ob es den Neubau im Tiergarten Nürnberg wirklich braucht. Erst recht, wo Tierschützer vehement gegen Delfin-Shows wettern. Erst recht, wo so ein Projekt Unmengen an Geld verschlingt. 24 Millionen Euro waren veranschlagt, 31 sind es geworden. Einen Teil der Mehrkosten – 3,5 Millionen Euro – hat die Stadt übernommen, erzählt Verwaltungsleiter Kühnlein. 20 Millionen Kredit erhielt der Tiergarten von der Stadt.
Auch wenn der Mann das so offen nicht sagen würde: In Nürnberg ist man ein Stück weit ernüchtert. Nicht nur, weil die Delfin-Lagune nach Baumängeln schon wieder für Millionen saniert werden muss. Nein, man hatte auch damit gerechnet, dass die Attraktion mehr Publikum anlockt. Doch die Rechnung ist nicht aufgegangen. Die Besucherzahl lag in den vergangenen Jahren relativ konstant bei 1,07 Millionen. Nun denkt die Stadt darüber nach, die Eintrittspreise zu erhöhen.
So eine Investition ist ein Kraftakt, sagt Katrin Baumgartner, die leitende Tierärztin. Und sie hat auch Auswirkungen auf den restlichen Zoo. „Wir haben auf die Elefanten verzichtet“, sagt Baumgartner. 2008 wurde Bibi, die letzte Elefantendame, nach Rostock abgegeben. Ihren Platz haben heute die Nashörner. „Ein Zoo muss sich eben manchmal entscheiden“, sagt sie. „Wir haben uns für die Lagune entschieden.“
In Augsburg dagegen will man die Elefanten behalten. Aber was, wenn es nicht klappt? Es wäre nicht das erste Mal, dass die Existenz des Zoos auf dem Spiel steht. Auch im Jahr 2002, als Direktorin Barbara Jantschke ihren Dienst antrat, herrschten Krisenzeiten. Damals war die Zoo-Gesellschaft überschuldet. Die Stadt musste rund eine Million Euro zuschießen, um die GmbH vor der Insolvenz zu retten. Damit nicht genug. Der Zoo brauchte auch eine neue Betriebserlaubnis. Mehrere Tiergehege hatten große Mängel.
Zoo muss 80 Prozent seiner Betriebskosten selbst erwirtschaften
Die Probleme hatten sich schon unter dem früheren Zoochef Michael Gorgas verschärft. Er und seine Frau als Vize-Chefin wurden später ein Fall fürs Gericht. Der Vorwurf lautete auf Untreue. Das Verfahren gegen den damals schon schwer kranken, inzwischen verstorbenen Direktor wurde wegen „Verhandlungsunfähigkeit“ eingestellt. Gorgas ging in den Ruhestand. Seine Frau wurde verurteilt.
Nach dem Direktorenwechsel ging es wieder aufwärts. Unter neuer Führung gelang es, trotz weiterhin knapper Mittel ein Modernisierungsprogramm in Gang zu bringen. Über 5,3 Millionen Euro wurden investiert, um den Zoo attraktiver zu machen und die zunehmend strengeren Haltungsanforderungen für Tiere in Deutschland, aber auch in europäischen Zoos, zu erfüllen.
Auf diese Weise entstand die neue Nashornanlage. Dort werden nun Südliche Breitmaulnashörner gezüchtet. In diesem Jahr gab es erstmals Nachwuchs – im Doppelpack. Die beiden jungen Rhinos Kibo und Keeva bringen den Augsburger Zoo derzeit bundesweit in die Medien. Sie ziehen auch viele Besucher an.
Allerdings kann sich der Zoo nur finanziell überschaubare Projekte leisten. Denn er muss seine Betriebskosten zu 80 Prozent selbst erwirtschaften. Der städtische Zuschuss fällt mit knapp einer Million Euro pro Jahr vergleichsweise bescheiden aus. Auch notwendige Investitionen muss der Zoo selbst stemmen. Die Stadt beteiligt sich wegen ihrer Haushaltsprobleme seit vielen Jahren nicht mehr an neuen Projekten ihrer Tochtergesellschaft.
Immerhin kann Jantschke auf die Unterstützung eines rührigen Fördervereins bauen. Die Augsburger Zoofreunde finanzierten in den vergangenen Jahren 13 neue Gehege für insgesamt 3,5 Millionen Euro. Diese kommen bei Besuchern gut an – beispielsweise die Anlage mit Kattas. Dort kann man mitten hindurch laufen und die kleinen Halbaffen mit den geringelten Schwänzen ohne trennende Gitter beobachten. Neueste Attraktion ist eine für Menschen begehbare Anlage, in der sich Fischotter und Biber tummeln.
Die Rechnung ist aufgegangen. Die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren von 450000 auf gut 580000 gestiegen. Beim Eintrittspreis von zehn Euro für Erwachsene ist aber eine Schallgrenze erreicht. Teurere Tickets seien kaum durchsetzbar, sollten keine Elefanten mehr zu sehen sein, sagt Jantschke. Zum Vergleich: In Hellabrunn kostet der Eintritt 14 Euro. Der Münchner Zoo ist aber viel größer.
Zwar springt in Augsburg nun ein Helfer in die Bresche. Der Förderverein hat dem Zoo zugesagt, Geld für die neue Elefantenanlage zu sammeln. „Für uns allein ist das Projekt aber mehrere Nummern zu groß“, sagt der Vorsitzende Herbert Mainka. Ob der Stadtrat ausnahmsweise eine Finanzspritze für den Zoo genehmigt, wird sich nach der Sommerpause herausstellen. Die Chancen stehen wegen der notorisch klammen Stadtkasse eher schlecht.
Dem Augsburger Zoo fehlen große Geldgeber
Aus Sicht von Fachleuten macht sich in dieser schwierigen Lage auch noch ein anderes Defizit bemerkbar: Dem Augsburger Zoo fehlen große Geldgeber. So, wie sie etwa Hellabrunn vorweisen kann. Dort war die Giraffensavanne – 10000 Quadratmeter groß, inklusive Giraffenhaus und zweistöckiger Besucherplattform – nur möglich, weil die Stadtsparkasse München insgesamt drei Millionen Euro zahlte. Anders ginge es nicht, stellt Tierpark-Sprecher Daniel Hujer klar. „Es ist schon eine Leistung für einen Zoo, wenn er seine laufenden Kosten aus eigenen Mitteln decken kann.“ 90 Prozent seiner Einnahmen erzielt der Zoo durch Eintrittsgelder. Und die Zahlen sind gut, auch weil in den letzten beiden Jahren so viele Besucher wie nie kamen. 2014 etwa waren es mehr als zwei Millionen – auch dank der Eisbärenzwillinge Nela und Nobby.
In München verfolgt man die Augsburger Debatte aufmerksam. Vielleicht, weil man hier vor Jahren ebenfalls um das Elefantenhaus bangte. In dem Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, war ein Teil der Decke heruntergebrochen, es bestand Einsturzgefahr. Kosten der Baumaßnahmen, die seit fünf Jahren laufen: 20 Millionen Euro. Die Stadt sprang mit gut 17 Millionen ein. Eine absolute Ausnahme, stellt Hujer klar. Denn sonstige Projekte, wie aktuell der Umbau der Polarwelt, stemmt der Tierpark selbst.
„Hellabrunn ist ohne Elefanten nicht denkbar“, sagt Hujer. Natürlich, weil Elefanten zu den beliebtesten Tieren im Zoo gehören. Vor allem aber, weil das Elefantenhaus mit seiner markanten Kuppel das Wahrzeichen des Tierparks ist.
Auch in Augsburg würde ohne Elefanten eine lange Tradition zu Ende gehen. Dickhäuter werden am Rand des Siebentischwalds seit vielen Jahrzehnten gehalten. 1954 entstand das erste Elefantenhaus. Im kommenden Jahr wird der Augsburger Zoo 80 Jahre alt.
ZitatEin Tierpark ohne Elefanten? Für Augsburgs Zoodirektorin Barbara Jantschke ist dieser Gedanke nicht vorstellbar. Sie weiß genau: Großtiere wie Löwen, Menschenaffen, Giraffen oder Elefanten sind die Lieblinge beim Publikum. „Wenn Familien einen Besuch im Zoo planen, spielen Großtiere eine entscheidende Rolle“, sagt sie.
Ich weiß nicht, ob das unbedingt der Weiheit letzter Schluss ist. Ganz in meiner Wohnnähe gibt es in einer kleinen Stadt einen ehemaligen Tierpark, der hat vor ein paar Jahren sein Konzept konsequent umgestellt. Dort werden nur Tiere gezeigt, die es in unserem Teil Europas gibt oder gab. Außerdem setzt man dort intensiv auf Umweltbildung. Die größten Tiere, die dort gezeigt werden, sind zwei europäische Braunbären. Es gibt weder Elefanten, Giraffen, Löwen Tiger .... Der Park erhält regelmäßig Fördermittel zur weiteren Umsetzung seines Konzeptes und er ist gut besucht.
Ich finde dieses Konzept richtig gut und es funktioniert.
Zoo sammelt für Elefantenhaus - mit Zebra Josef und diesen Aktionen 18. August 2016 04:35 Uhr / von Eva Maria Knab
ZitatHäftlinge haben das Zebra gebastelt. Jetzt wird "Josef" zugunsten des Elefantenhauses im Tiergarten von Augsburg versteigert. Welche Aktionen es noch gibt.
Zebra Josef aus der JVA Aichach wird versteigert. Foto: Zoo Augsburg
Der Zoo hat einige Zebras. Aber Josef ist ein ganz Besonderes. Er hat etwa dieselbe Größe wie seine lebendigen Artgenossen. Aber er ist aus Pappmaschee und hat ein Fell aus Webpelz. Josef wurde von Häftlingen im Aichacher Frauengefängnis gebastelt. Das Zebra ist eine Spende an den Augsburger Zoo. Dort wird es nun versteigert. Der Erlös soll zum Bau des neuen Elefantenhauses beitragen. Zoochefin Barbara Jantschke freut sich sehr über dieses ungewöhnliche Geschenk.
Hinter der Aktion steht Justizvollzugsbeamtin Sabine Jakob. Sie leitet den arbeitstherapeutischen Betrieb der JVA Aichach und kümmert sich um Gefangene, die unterschiedliche Defizite haben und deshalb keiner anderen Arbeit nachgehen können. „Ich versuche sie drauf hinzuführen“, sagt sie.
Gefangene basteln Giraffen und Alpakas
Jakob ist gelernte Kirchenrestauratorin und ein großer Tierfan. Vor etwa sechs Jahren kam sie auf die Idee, gemeinsam mit ihren Frauen Tiere aus Pappmaschee herzustellen. Auf diese Weise entstanden unter anderem ein Eisbär, ein Straußenvogel, ein Alpaka, ein Koala und eine Giraffe. Die Pappmaschee-Tiere aus dem Gefängnis finden immer wieder Abnehmer. Eines steht in einem Reisebüro. Andere werden von einem Dekorateur für Schaufenster verwendet.
Sabine Jakob freut sich nicht nur darüber, wenn die Tiere außerhalb der JVA gut ankommen. Sie hat auch festgestellt, dass das Basteln den Gefängnisinsassinnen hilft. Das Gruppengefühl unter von den ihr betreuten Frauen und deren Selbstbewusstsein werde gestärkt, sagt sie. Auch das Zebra „Josef“ zählt zur Menagerie, die im Aichacher Gefängnis aus Zeitungspapier und Kartonagen gebastelt wurde. Die Arbeit ist relativ aufwendig. Der Bau von Josef dauerte – mit Pausen – rund drei Monate.
Die Material- und Arbeitskosten schätzt die Justizvollzugsbeamtin auf etwa 500 Euro. Beim Aufziehen des künstlichen Fells war das Zebra offenbar auch noch etwas sperrig. „Die Streifen haben uns fast wahnsinnig gemacht“, erzählt Sabine Jakob.
Elefantenanlage soll sechs bis acht Millionen Euro kosten
Das Zebra Josef soll nun einen guten Zweck erfüllen. In Absprache mit der Gefängnisleitung wurde das Zebra dem Augsburger Zoo gespendet, damit es dort versteigert werden kann. Damit wollen die Gefängnisleitung, die Mitarbeiter und auch die Häftlinge den Bau eines neuen Elefantenhauses unterstützen. Direktorin Barbara Jantschke nimmt ab sofort Kaufgebote von Interessenten entgegen. Weitere Informationen sollen in Kürze über Internet erfolgen.
Die neue Elefantenanlage wird sechs bis acht Millionen Euro kosten. Der Zoo kann sich die Finanzierung alleine nicht leisten. Er ist auf Spenden und Fördermittel angewiesen. Diese fließen inzwischen von Privatleuten, Schulklassen, Clubs und Vereinen sowie auch einigen Firmen. Beispiele:
Kekse
Die Großbäckerei Ihle hat kostenlos 10.000 Elefantenkekse gebacken. Sie sind gegen eine Spende von 5 Euro an der Zookasse zu haben.
Glücksrad
In den Sommerferien lässt der Förderverein ein Glückrad auf dem Zoogelände laufen. Gegen eine Spende von zwei Euro kann man drehen und Preise gewinnen. Das Rad steht zwischen dem Nashorn- und Bärengehege.
Fingerpuppen
Freiwillige rund um die Augsburger Rentnerin Margot Nitzsche haben Elefanten als lustige Fingerpuppen gehäkelt. Sie sind ebenfalls gegen eine Spende an der Zookasse zu haben.
Gebote und Spenden
Bürger können aber auch direkt Geld an den Zoo spenden. Bisher sind bei der Kampagne insgesamt schon fast 175.000 Euro eingegangen.
Gebote für das Pappmaschee-Zebra nimmt der Zoo unter barbara.jantschke@zoo-augsburg.de entgegen.
Das Spendenkonto fürs neue Elefantenhaus ist bei der Stadtsparkasse Augsburg:
Die Zukunft der Elefanten im Augsburger Zoo 23.08.16
ZitatDiskussionen um den erforderlichen Neubau der Elefantenanlage
Bild: Zoo Augsburg
Mit Sorgen blickt Zoo Chefin Barbara Jantscke auf die Zukunft der Dickhäuter in Augsburg. Nach den bereits monatelang andauernden Diskussionen um den dringend erforderlichen Neubau eines artgerechten Elefantenhauses gibt es nun Sorge, ob bis dahin überhaupt beide Elefanten Damen überleben.
Aktuell leben im Augsburger Zoo nur noch zwei asiatische Elefantendamen, die 61-jährige Targa, die zu den ältesten Elefanten Damen Deutschlands zählt, und die 47-jährige Burma. Dass der Zoo weiterhin auf die Publikumslieblinge zählen muss, um nicht von einer möglichen Schließung bedroht zu sein, betonte die Chefin des Augsburger Zoos im Ferienausschuss des Augsburger Stadtrates, bei dem sich hauptsächlich alles um die Finanzierungsprobleme der neuen Elefantenanlage drehte.
Doch seit kurzem hat Targa schwere gesundheitliche Probleme, sodass bereits über eine Einschläferung der Elefantendame nachgedacht wurde. Die Stadträte und den OB Dr. Kurt Gribl beschäftigt in dieser Situation vor allem die Frage, welche Konsequenzen entstehen würden, würde Targa noch vor dem Neubau sterben. Die Zoodirektorin verwies darauf, dass eine Einzelhaltung von Elefanten zum einen nicht vertretbar sei, da Elefanten Hordentiere seien und mögliche Reaktionen der Elefantin Burma ab diesem Zeitpunkt nicht mehr einzuschätzen seien. Zum anderen würden wahrscheinlich durch diese Reaktion vor allem Tierrechts- und Schutzorganisationen hellhörig. Ein Verkauf von Burma an einen anderen Zoo kommt für Jantschke momentan ebenfalls nicht Frage.
1,5 Millionen Euro braucht der Augsburger Zoo an Spenden für das neue Elefantenhaus. Das klingt zwar nach viel, reicht aber noch lange nicht aus, um die anvisierten acht Millionen Euro für dieses Mammutprojekt bezahlen zu können. Nachdem allerdings für diesen Plan nicht mit staatlichen Zuschüssen gerechnet werden kann, soll nun eine günstigere Variante des Geheges für sechs Millionen Euro gebaut werden, bei dem vor allem an Fassaden und Technik gespart wird. Neben zwei Millionen Euro Zuschuss der Stadt wird der Zoologische Garten ein ebenfalls zwei Millionen hohes Darlehen aufnehmen und zudem 500.000 Euro selbst beisteuern müssen. Bis November soll im Stadtrat eine Entscheidung zum Bau gefällt werden. Kurt Gribl stimmt allerdings für den Neubau, es sei denn, die Kosten würden sich auf maximal sechs Millionen Euro belaufen. Ob Elefantin Targa allerdings bis dahin noch lebt, ist schwer abzuschätzen.
Einen Beitrag zum Neubau des Elefantenhauses trugen bereits einige Häftlinge des Frauengefängnisses in Aichach bei. Die aus Pappmaschee gebastelten Zebras in Lebensgröße werden nun versteigert um Geld für die Anlage zu sammeln.
Stadt ebnet den Weg für neues Elefantenhaus 17. November 2016 09:00 Uhr / von Michael Hörmann
Zitat[img][/img] Nur noch die beiden Elefantendamen Targa und Burma leben im Augsburger Zoo. Nun gibt es einen Plan, wie das neue Elefantenhaus finanziert werden kann. Foto: Silvio Wyszengrad
Die Elefanten gehören zu den Lieblingen der Besucher im Augsburger Zoo. Das soll auch so bleiben, selbst wenn die beiden älteren Elefantenkühe Targa, 61 Jahre, und Burma, 47 Jahre, einmal nicht mehr am Leben sein sollten. Der Zoo will mit dem Bau eines neuen Elefantenhauses die Voraussetzungen schaffen, um ein dauerhaftes Überleben der Elefanten zu garantieren. Dafür ist das jetzige Gehege nicht geeignet, da die Anlage nicht aktuellen Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren entspricht. Targa und Burma dürfen ihren Lebensabend zwar in Augsburg verbringen, neue Elefanten darf der Zoo nicht aufnehmen. Zuvor muss ein neues Gehege errichtet werden.
Elefantenhaus soll sechs Millionen kosten
Die Planungen dafür laufen seit Längerem. Knackpunkt war zuletzt die Finanzierung für ein Vorhaben, das ursprünglich 8,3 Millionen Euro gekostet hätte. Staatliche Zuschüsse wird es nicht geben. Es gab Abstriche bei der Planung, die nach Auskunft des Zoos nicht zulasten der Elefanten gehen. Jetzt liegt die Konzeption für ein Elefantenhaus vor, das sechs Millionen Euro kostet. Die Finanzierung scheint zu klappen. Denn die Stadt wird sich mit zwei Millionen Euro daran beteiligen. Das ist der Anteil, den die Stadt übernehmen möchte. Sofern die Mittel im Haushalt bereitgestellt werden, wovon allerdings auszugehen ist. In einer gemeinsamen Sitzung haben Stadträte aus dem Wirtschaftsförderungs- und dem Umweltausschuss am Mittwoch ihr Ja zum neuen Elefantenhaus signalisiert.
Eine erste Rate von 360000 Euro ist im ersten Nachtragshaushalt 2016 verankert worden. Der Rest ist für den Doppelhaushalt 2017/2018 vorgesehen. In der Debatte um den Stellenwert von Elefanten empfahl Christian Pettinger (ÖDP) empfahl den Weg in den Tierpark München-Hellabrunn, sollte es keine Dickhäuter mehr in Augsburg geben. Die Grünen fordern unabhängig vom Elefantenhaus eine Debatte über die Zukunftsperspektiven des Zoos. SPD-Fraktionsvorsitzende Margarete Heinrich betonte, dass die SPD für den Neubau des Elefantenhauses stehe. Fraktionsvize Stefan Quarg (SPD) sieht in einem attraktiv gestalteten Zoo einen Beitrag für ein stimmiges Gesamtkulturangebot der Stadt. Zum Beschluss kommt es in der Sitzung des Stadtrats, der nächsten Donnerstag tagt.
Zwei Millionen Euro kommen von der Stadt
Was die Finanzierung anbelangt, gibt es eine aussagekräftige Berechnung: Zwei Millionen Euro kommen von der Stadt. Der Zoo bringt einen Eigenanteil von 500000 Euro ein und nimmt ein Darlehen von zwei Millionen Euro auf. 1,5 Millionen Euro kommen aus Spenden und möglichen Zuschüssen von Dritten. Dazu zählt unter anderem der Freundeskreis. Bei der Refinanzierung geht der Zoo davon aus, dass der dauerhafte Verbleib von Elefanten in Augsburg sich positiv auf die Besucherzahlen auswirke. In diesem Jahr kamen bereits jetzt mehr als 600000 Besucher. Die Zahl deutet auf ein neues Rekordergebnis hin. Planung und Kostenermittlung für das neue Elefantenhaus stammen von Frank Kirsten. Er ist Zooarchitekt, zuletzt hat er die Elefantenanlage im Erfurter Zoo geplant. In Augsburg soll das neue Gehege im Jahr 2019 bezogen werden – wenn sich alles problemlos umsetzen lässt.
Das Elefantenhaus im Augsburger Zoo rückt näher 13. Juni 2017 06:30 Uhr / von Eva Maria Knab
ZitatEin Architekt ist gefunden. Jetzt startet die Planung für das größte Projekt in der Geschichte des Augsburger Zoos - das neue Elefantengehege.
So soll die neue Elefantenanlage aussehen. Foto: Zoo (Illustration)
Das neue Elefantenhaus im Augsburger Zoo rückt näher. Im vergangenen Jahr hat der Stadtrat wichtige finanzielle Weichen für das größte Projekt in der Geschichte des städtischen Zoos gestellt. Nun beginnt die Planungsphase. Die umfassende Modernisierung und Erweiterung des bestehenden Geheges ist nötig, damit weiterhin Elefanten in Augsburg gehalten werden können. Notwendig ist sie aber auch für die Sicherheit der Tierpfleger.
Kosten: Sechs Millionen Euro
Die neue artgerechte Anlage soll sechs Millionen Euro kosten. Wegen dieser finanziellen Größenordnung musste die städtische Zoo GmbH den Architektenauftrag europaweit ausschreiben. Seit dieser Woche steht das Ergebnis fest. Planer wird der renommierte deutsche Zooarchitekt Frank Kisten. Er kennt sich mit den Verhältnissen in Augsburg bestens aus. Denn er hat schon das Pavianhaus, die Nashornanlage und das Katta-Gehege geplant. Kirsten hat auch die Vorplanung für die neue Elefantenanlage erstellt, um die genauen Kosten für das Projekt zu ermitteln.
Burma und Targa, die beiden letzten alten Elefantinnen einer früher größeren Herde in Augsburg, leben derzeit in einem veralteteten Gehege. Es erfüllt nicht mehr die Haltungsvorschriften für diese Art. Mit dem Neubau sollen die Dickhäuter viel mehr Platz bekommen, aber auch ein Umfeld, das für mehr Abwechslung sorgt. Das neue Gehege ist mit 7000 Quadratmetern mehr als viermal so groß wie das alte. Die bestehende Anlage soll in den früheren Bereich der Bisons und Barasingha-Hirsche erweitert werden. Die Elefanten bekommen dort einen Auslauf mit weichem sandigen Untergrund, Badeteich und weiteren Beschäftigungsmöglichkeiten, damit sie sich nicht langweilen.
Die Sicherheit der Pfleger ist wichtig
Zoodirektorin Barbara Jantschke ist auch mehr Sicherheit für die Pfleger wichtig. Sie werden in der neuen Anlage beim Kontakt mit den Tieren ständig durch Gitter geschützt sein. Diese Haltungsform ist heute in Zoos üblich. Elefanten sind generell als sehr gefährliche Großtiere eingestuft. In Augsburg gab es bereits einen Unfall mit einem schwer verletzten Pfleger. In der Folge wurden die beiden afrikanischen Elefanten abgegeben. Jetzt sind nur noch die beiden asiatischen Weibchen Burma, 48, und Targa, 62, übrig. Targa ist einer der ältesten Elefanten in menschlicher Obhut weltweit. Wie lange sie noch lebt, weiß keiner. Neue Elefanten kann der Augsburger Zoo aber erst holen, wenn ein modernes Gehege vorhanden ist. Wenn mit der Planung alles klappt, soll diesen Herbst der Bauantrag bei der Stadt gestellt werden. Als frühesten Zeitpunkt für den Baubeginn nennt Jantschke das Frühjahr 2018. Fertigstellung wäre dann im Herbst 2019.
Das größte Einzelprojekt
Das neue Elefantenhaus ist das bislang größte Einzelprojekt in der 80-jährigen Geschichte des Zoos. Parallel zur Planung wird auch noch an der Finanzierung gearbeitet. Im vergangenen Jahr hat der Stadtrat nach längeren Diskussionen einen Zuschuss von zwei Millionen Euro beschlossen. Weitere zwei Millionen will der Zoo als Kredit aufnehmen und 500.000 Euro aus eigenen Mitteln aufbringen. Die dann noch fehlenden 1,5 Millionen Euro sollen über Drittmittel hereinkommen, vor allem über Spenden. Wenn möglich, will Jantschke noch mehr Geld einwerben, damit weniger Kredit aufgenommen werden muss. Dieses Ziel gilt als ambitioniert.
Zooelefant Burma ist einer von zwei noch lebenden Elefanten im Augsburger Zoo. Foto: Silvio Wyszengrad
Die große Spendensammlung hat bereits vor zwei Jahren begonnen. Der Zoo hat für die Kampagne eine eigene Homepage eingerichtet. Aktuell wird dort ein Betrag von rund 687.000 Euro ausgewiesen. Allerdings seien darin auch schon die ersten Fördermittel der Stadt enthalten, erklärt die Direktorin. Sie machen die rund die Hälfte der genannten Summe aus.
Vom Spendenziel weit entfernt
Vom Spendenziel ist der Zoo damit noch weit entfernt. Nach Jantschkes Einschätzung gewinnt die Kampagne aber an Dynamik. „Je mehr unser Bauvorhaben im Gespräch ist, desto mehr Benefiz-Verstaltungen gibt es für die Elefantenanlage.“ Neben sehr vielen kleinen Spendern geben inzwischen auch einige Firmen Geld. Der Förderverein der Zoofreunde sammelt parallel mit eigenen Aktionen. „Das Echo, das ich bekomme, ist durchgehend sehr positiv“, sagt Barbara Jantschke.
Wie es mit dem größten Projekt in der Geschichte des Zoos vorangeht 13.10.18 / von Eva Maria Knab
ZitatDer Bau des neuen Elefantenhauses im Augsburger Zoo hat einen engen Zeitplan. Und es müssen Spenden gesammelt werden. Noch sind nicht alle Probleme gelöst.
Burma und Targa baden für ihr Leben gerne, auch jetzt im Herbst. Bislang können sich die beiden Augsburger Elefantinnen nur in einem relativ kleinen Wasserbecken im Freien erfrischen. Bald werden sie komfortabler planschen – in einem großen Badeteich draußen und einem kleineren Badebecken mit Wasserfall drinnen im neuen Elefantenhaus des Augsburger Zoos. Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren, das Tempo auf der Baustelle ist rasant. Bleibt die Frage: Können die Spendensammler für die neue Anlage da noch mithalten? ...