Besonderes Flaschenkind wird in einer Tierarztpraxis in Sassnitz aufgepäppelt 16. Oktober 2016 / Aus der Onlineredaktion
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Ein Tiger auf Rügen: Raubkatzenbaby Elsa wird derzeit in Sassnitz von den Mitarbeitern einer Tierarztpraxis mit der Flasche aufgezogen. Der kleine Sibirische Tiger war vor sechs Wochen in einem in der Stadt gastierenden Zirkus geboren und von seiner Mutter nicht angenommen worden. Laut einem Bericht der „Ostsee-Zeitung“ geht es der kleinen Tigerdame gut, alle zwei Stunden werde sie mit der Flasche gefüttert. Erstmals ist damit ein Sibirischer Tiger auf Rügen geboren worden.
Die Tiere stehen unter strengem Schutz. Das Veterinäramt des Kreises Vorpommern-Rügen wurde nach eigenen Angaben durch die Tierarztpraxis von der vorübergehenden Ersatzmutterschaft informiert und hatte keine Einwände. „Der Zirkus hat mit der vorübergehenden Abgabe im Sinne des Tiers entschieden und eine gute Lösung gefunden“, sagte die stellvertretende Amtsleiterin Leonore Lange. Tierschutzrechtlich bestehe auch keine Genehmigungspflicht.
Zirkusbetriebe züchten in der Regel keine Tiere. Für sie regeln Leitlinien die Tierhaltung und -nutzung, besonders strenge bei der Geburt von Nachwuchs.
In etwa drei Wochen ist Elsa groß genug, um in eine artgerechte Haltung gegeben zu werden. Als Eigentümer hat der Zirkus das erste Wort. Nach Angaben des Veterinäramtes ergaben Kontrollen des zuständigen Amtstierarztes keine Beanstandungen in dem Zirkusbetrieb.
Derzeit wird die kleine Tigerdame mit spezieller Katzenmilch gefüttert. Zudem bereiten Mitarbeiter der Praxis dem kleinen Tiger Bio-Rindfleisch zu, was das Jungtier aber zunächst verschmähte.
Weltweit leben mehr Sibirische Tiger in Zoos als in der freien Wildbahn. Der Sibirische Tiger – wegen seines Verbreitungsgebietes im Amur-Becken auch Amur-Tiger genannt – wird von der Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste der bedrohten Arten als „stark gefährdet“ eingestuft.
Nach Angaben des WWF gibt es rund 530 frei lebende Sibirische Tiger. Sie sind im Fernen Osten Russlands und im angrenzenden Nordosten Chinas beheimatet.
In Zoos leben weltweit mehr als 1000 Tiere, davon 41 in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wie es vom Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) hieß. Auf Nachwuchs aus Zirkusbetrieben sind die Zoos nicht angewiesen, da die Zucht in den Zoos erfolgreich bewerkstelligt werde, sagte eine Verbandssprecherin.
Offen blieb gestern, ob alle artenschutzrechtlichen Genehmigungen auf dem aktuellen Stand sind. Die Überprüfung des entsprechenden Nachweises zur Haltung des streng geschützten Tieres obliegt dem Landesamt für Umwelt, Natur und Geologie. Ob dieser Nachweis vorliegt, konnte das Amt am Nachmittag nicht mehr mitteilen.
Neben der Aufnahme des Tigers durch den Zirkus kommt auch eine auf Großkatzen spezialisierte Wildtieranlage in Betracht.
Frau zieht Tigerweibchen groß und gibt es nun ab 08. April 2017 / 00:00 Uhr / dpa
ZitatEine Pflegemutter zieht ein Tigerweibchen in der eigenen Wohnung groß – und muss das Tier nun rausschmeißen, da es in die Pubertät kommt. Der Abschied fällt schwer.
Süß, aber langsam pubertär: Tigerweibchen Elsa Foto: dpa
Der Graus aller Eltern: Das Kind kommt langsam in die Pubertät. Besonders ungemütlich wird es, wenn das Kind noch Krallen hat und mit seinem Maul eine junge Antilope zerfetzen könnte. Eine Frau drängt daher ein heranwachsendes Tigerweibchen zum Auszug, nachdem sie es ein halbes Jahr lang daheim pflegte.
Training ist alles, auch für kleine Tiger. Elsa duckt sich, schleicht, springt, packt mit starken Tatzen die Beute. Blitzschnell beißt die schwarz-orange gestreifte Katze zu – in einen Fußball. "Sie ist und bleibt ein Raubtier", sagt Monica Farell. Die Pflegemutter betreibt seit 2002 mit ihrem Mann Saad Rose den Erlebnispark Dassow in Mecklenburg-Vorpommern vor den Toren Lübecks – mit bisher 13 Tigern und fünf Löwen. Farell hat das Tigermädchen Elsa in ihrer Wohnung aufgezogen. Am Wochenende zieht die heranwachsende Raubkatze nach Dassow um.
Noch bekomme Elsa morgens und abends die Flasche mit Katzenmilch, wegen der Vitamine und Nährstoffe, sagt Farell. Dazu gebe es Putenbrust, Hühnerkeulen, Rippchen und Rind, zusammen drei Kilo Fleisch am Tag. Viel Zuwendung sei nötig, sinnvolle Beschäftigung, Ausflüge, aber auch konsequente Erziehung.
Ende August vorigen Jahres kam Elsa, ein Sibirischer Tiger, in einem Wanderzirkus auf der Insel Rügen zur Welt und wurde von der Mutter verstoßen. Eine Tierarztpraxis päppelte die kleine Großkatze, bis sie durch Vermittlung des Veterinäramtes Ende November zu den Farells nach Lübeck kam. "Hier im Haus wurden schon ein Löwe und ein Tiger großgezogen, die Tiere sind für uns wie Familienmitglieder", sagt Vater Saad Rose.
Elsa bringt 50 Kilo auf die Waage, strotzt vor Gesundheit und Kraft und setzt gerne mal die Krallen ein. "Manchmal wird sie richtig frech und übt Attacke, also Anspringen, gern auch von hinten", sagt Farell. Spaziergänge an der Leine, Toben auf dem Spielplatz samt Rutsche und Sandkasten, Strand- und Waldläufe sowie Baumklettern stehen bis dato täglich auf dem Programm. Viel Bewegung und Erfahrungen in der Umwelt machten das Tier stark und selbstbewusst, prägten seinen Charakter, meint Saad Rose. Ganz bewusst sei das Jungtier zum Tiger erzogen worden, es sei ja keine Schmusemieze. Dennoch sei die Raubkatze sehr Menschen bezogen und habe die natürliche Scheu vorerst verloren. "Elsa tobt mit uns wie mit richtigen Tigereltern, nur haben wir ja nicht so ein dickes Fell."
Sibirische Tiger, die größten Katzen der Erde, werden rund 200 Kilo schwer und mehr als zwei Meter lang. Weltweit leben heute mehr in Zoos als in freier Wildbahn. Nach Angaben der Umweltorganisation WWF gibt es noch rund 530 freilebende Sibirische Tiger im Fernen Osten Russlands und angrenzenden Nordosten Chinas. Sie sind in der Roten Liste der bedrohten Arten als "stark gefährdet" eingestuft. Laut Verband der Zoologischen Gärten leben weltweit in Zoos und Tiergärten mehr als 1000 Sibirische Tiger.
Das heranwachsende Tigerkind Elsa beginnt zu fremdeln. Es komme in die Pubertät und werde noch mehr auf Distanz gehen, wissen die Pflegeeltern. Bereits in den vergangenen Wochen haben die Farells ihren Schützling an die artgerechtere Umgebung und das neue Gehege in Dassow gewöhnt. Am Samstag soll Elsa zum ersten Mal im Tigerpark übernachten. Es sei immer traurig, wenn Kinder das Haus verlassen, sagt Pflegemama Farell. Die Kuschelmomente abends vor dem Schlafengehen werde sie besonders vermissen. Selbst Farells Menschensohn Dwayne (22), der nach gut vier Monaten Tigeraufzucht sein Zimmer in der elterlichen Wohnung zurückbekommt, ist nicht froh über den Auszug von Elsa.