Gerichtsverhandlung um Zirkus-Schimpanse Robby 2017-04-24 / HP 'Vier Pfoten'
ZitatTermin für Gerichtsverhandlung um Zirkus-Schimpanse Robby
Am Donnerstag den 27. April urteilt das Verwaltungsgericht Lüneburg im Hauptsacheverfahren über das Schicksal von Schimpanse Robby. Der etwa 40-jährige Menschenaffe wird seit rund 32 Jahren im Circus Belly mitgeführt. Das Kreisveterinäramt in Celle forderte den Zirkus 2015 auf, Robby abzugeben, da die Haltung im Zirkus tierschutzwidrig sei. Daraufhin klagte der Zirkus vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg.
Wir kritisieren, dass Robby im Zirkus keinen Kontakt zu Artgenossen hat und sein Leben, abgesehen von kurzen Auftritten in der Manege, in einem viel zu kleinen, tristen Gehege fristet. Wir appellieren an das Gericht, Robby einen artgemäßen Lebensabend in einer spezialisierten Auffangstation mit anderen geretteten Schimpansen zu ermöglichen. Dies wäre auch ein wichtiges Signal an die Bundesregierung, endlich ein umfassendes Wildtierverbot im Zirkus zu beschließen.
"Der 'Fall Robby' hat seit 2014 die Gemüter erhitzt wie kein anderer. Tatsächlich regt seine Geschichte zum Nachdenken an über das Verhältnis Schimpanse-Mensch", sagt unsere Primatologin Dr. Signe Preuschoft. Robby ist von Hand aufgezogen worden, in einer Zirkusfamilie mit Menschenkindern aufgewachsen und von Kindheit an aufgetreten. "Die Grenze zwischen Mensch und Menschenaffe verschwimmt. Doch gerade an Robbys Schicksal zeigt sich eben auch, dass am Ende Robby keinerlei Recht auf Selbstbestimmung hat und immer ein Wesen zweiter Klasse bleibt, ohne Privatleben, ohne Artgenossen", so Dr. Preuschoft. In Argentinien besitzen Menschenaffen übrigens die Rechte einer „nicht-menschlichen Person“.
Erfolgreiche Resozialisierung auch nach Jahrzehnten möglich
Unsere Primatologin Dr. Signe Preuschoft hat bereits erfolgreich Schimpansen, die teils im Tierversuchslaboren über Jahrzehnte in Einzelhaft gesessen hatten, resozialisiert. "Auch damals war gefürchtet worden, dass diese Schimpansen sich alle gegenseitig umbringen würden. Weit gefehlt! In einem therapeutisch angelegten Verfahren konnten diese Schimpansen ein vergleichsweise artgerechtes Gruppenleben erlernen und, wie Stresshormon-Untersuchungen ergaben, sogar genießen", berichtet Dr. Preuschoft. Die Primatologin, die für VIER PFOTEN in Indonesien gerettete Orang-Utan-Waisen zu einem Leben in Freiheit ausbildet, betont die Lernfähigkeit und den unverwüstlichen Willen zur Genesung von Menschenaffen.
Vergleichbare Fälle von anderen vermenschlichten Schimpansen lassen erwarten, dass Robby sich auch mit etwa 40 Jahren aus der Rolle des ewigen Kindes emanzipieren wird und seine wahre Schimpansennatur als sein natürliches Erbe antreten und ausleben wird. Viel wird von der Art der Re-sozialisierung abhängen aber auch davon, welche anderen Schimpansen ihm als Interaktionspartner angeboten werden. Schimpansen mit ähnlicher Biographie und ähnlicher Sozialisierung sind hier eher geeignet – Zoo-Schimpansen hingegen dürften für einen sozial fehlangepassten Artgenossen wenig Toleranz haben und könnten Robby in der Tat gefährlich werden. Nur Auffangstationen, die sich auf Schimpansen spezialisiert haben, die aus ehemals Art-ungerechten Verhältnissen stammen, wie z.B. Stichting Aap, verfügen sowohl über die notwendige Sachkenntnis wie auch über geeignete Schimpansen-Sozialpartner, um Menschenaffen wie Robby doch noch zu einem wahren Schimpansenleben zu verhelfen.
"Die Zwiespältigkeit, die sich auch in dem über Jahre dauernden Gerichtsverfahren ausdrückt, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Menschenaffen wie Robby, die in eine Menschenumgebung hineinsozialisiert werden, ein großes Unrecht angetan wird. Vermenschlichte Menschenaffen, schon als Säuglinge ihren Müttern entrissen, werden um ihre wahre Natur betrogen. Wildtiere gehören in die Wildnis und nicht in Gefangenschaft – auch wenn diese Stundenweise von liebevollen Menschen geteilt wird. Das Bild, das Robby bei seinen kindischen Zirkusauftritten vermittelt, hat rein gar nichts mit Schimpansen zu tun und beleidigt die echte Intelligenz und verschmitzte Schlitzohrigkeit, mit der sich Schimpansen als unsere haarigen Vettern ausweisen", resümiert Primatologin Dr. Signe Preuschoft.
Na da bin ich aber mal sehr gespannt, wie das Verfahren ausgehen wird... Meine Daumen für Robby sind auf jeden Fall ganz feste gedrückt. Ein Affe gehört in keinen Zirkus - genauso wenig wie andere Wildtiere.
Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich Dich sehen kann, wann immer ich will.
ZitatVerwaltungsgericht Lüneburg erklärt angeordnete Abgabe von Zirkus-Schimpanse Robby für rechtskräftig. VIER PFOTEN begrüßt die Entscheidung als wichtiges Signal an die Bundesregierung, ein Wildtierverbot für Zirkusse zu beschließen.
Wir freuen uns riesig! Das Verwaltungsgericht Lüneburg hat am 27.04.2017 geurteilt, dass die angeordnete Abgabe von Zirkus-Schimpanse Robby aus dem Circus Belly durch das Kreisveterinäramt Celle rechtskräftig ist. Mit dem Urteil folgt das Gericht der Empfehlung der im Prozess beteiligten Gutachter, darunter unsere renommierte Primatologin Dr. Signe Preuschoft. Laut den Gutachtern könne der etwa 40-jährige, von Hand aufgezogene Robby in einer spezialisierten Auffangstation mit anderen Schimpansen erfolgreich resozialisiert werden und seinen Lebensabend mit Artgenossen verbringen. Die niederländische Auffangstation AAP hat bereits angeboten, Robby aufzunehmen.
Dr. Signe Preuschoft, Primatologin von VIER PFOTEN im "Fall Robby":
"Wir sind unsagbar froh über das Gerichtsurteil. Nach 32 Jahren im Zirkus hat es Robby wirklich mehr als verdient, ein artgemäßes Leben zu führen. Endlich ist Schluss mit den unnatürlichen Fahrten auf dem Tret-Roller, dem engen Smoking-Kostüm, dem Lärm und dem Stress der Manegenauftritte, den endlosen Stunden im tristen, kargen Gehege. Robby hatte sein Leben lang keinerlei Recht auf Selbstbestimmung und war immer ein Wesen zweiter Klasse. Die Trennung von Robby und Zirkusdirektor Köhler wird für beide Seiten zwar nicht einfach werden, doch für das Tier ist es die einzige Möglichkeit, endlich ein Privatleben und Artgenossen zu haben, zu klettern, zu baden und sich artgemäß zu bewegen."
Robby wird seinen Lebensabend nun zwar artgemäß verbringen können, doch Hunderte Wildtiere warten weiter sehnlichst auf ein Wildtierverbot im Zirkus.
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darüber freue und wünsche Robby, auch wenn die Umstellung mit Sicherheit erst einmal sehr schwer werden wird, alles Gute in seinem neuen artgerechten Zuhause.
Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich Dich sehen kann, wann immer ich will.
Schimpanse Robby darf nicht im Zirkus bleiben 27.04.2017
ZitatLüneburg. Zirkus-Schimpanse Robby soll seinen Lebensabend mit Artgenossen und nicht nur unter Menschen verbringen. Das hat das Verwaltungsgericht Lüneburg am Donnerstag entschieden. Der Besitzer des bundesweit wohl letzten Menschenaffen in einem Zirkus müsste damit nach über 40 Jahren das alte Schimpansenmännchen an eine entsprechende auf die Resozialisierung von Schimpansen spezialisierte Einrichtung abgeben. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig, der Anwalt des Zirkusdirektors will Berufung einlegen.
Robby hat nach den Angaben des tiermedizinischen Sachverständigen eine schwerwiegende Verhaltensstörung, begründeten die Richter der 6. Kammer ihre Entscheidung. Zwar sei er in guter körperlicher Verfassung, doch fehle ihm der Umgang mit anderen Affen. Eine entsprechende Umgewöhnung von Robby in einer darauf spezialisierten Einrichtung könne auch nach all den Jahren noch gelingen, hatte der Experte erklärt. Der etwa 45 Jahre alte Affe wurde in einem Zoo geboren und früh von seinen Artgenossen getrennt.
Der Zirkusbetreiber hatte gegen die vom Kreis Celle 2015 angeordnete Abgabe des Affen Klage eingereicht. Tierschutzverbände fordern schon länger, die Haltung von Wildtieren in Zirkussen ganz zu verbieten. Bis das Urteil Rechtskraft erlangt, kann Robby im Zirkus bleiben.
Was wird aus Robby? Zukunft des Zirkus-Affen weiter ungewiss 01.11.2017 / 13:44 Uhr / von Christina Sticht, dpa
ZitatDer Direktor von Circus Belly bezeichnet Robby als sein „siebtes Kind“. Doch nach einem Gerichtsurteil soll das Tier aus dem Zirkus entfernt werden und in eine Auffangstation für schlecht behandelte Affen kommen. Dies wäre Robbys Tod, befürchtet eine Expertin.
Celle. Er ist der letzte Menschenaffe in einem deutschen Zirkus: Schimpanse Robby soll nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts Lüneburg wieder an Artgenossen gewöhnt werden, doch sein Besitzer Klaus Köhler stellte im Frühjahr einen Antrag auf Berufung. Solange bis darüber entschieden worden ist, kann der rund 46 Jahre alte Schimpansen-Opa im in Celle beheimateten Circus Belly bleiben. Die Bremer Wildtierärztin Alexandra Dörnath kämpft dafür, dass der auf den Menschen fehlgeprägte Affe weiterhin bei der Familien leben darf, in die er vor mehr als vier Jahrzehnten kam. Die Veterinärin macht das freiwillig, sie ist nicht als Gutachterin beauftragt worden.
Lange gehörten die Auftritte des Schimpansen im Anzug auf einem Roller oder als Bällewerfer zu den Höhepunkten im Programm des kleinen Wanderzirkus, der viel in Ostdeutschland unterwegs ist. Doch seit Ende 2015 darf der Zirkus den Affen nicht mehr zur Schau stellen, wie der Landkreis Celle anordnete. „Wir beschäftigen uns aber vier Stunden am Tag mit ihm“, betont Zirkusdirektor Köhler. Er ist die engste Bezugsperson des Schimpansen-Greises, der laut Köhler gern mit Hund Ted spielt oder sich Bilderbücher anschaut. Tierärztin Dörnath kaufte Robby nun eine Staffelei, Farben, Stifte und Pinsel, um dem Affen eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten.
Etwa 10 bis 15 Minuten malt Robby konzentriert, berichtet Dörnath. Danach verliere er ähnlich wie ein dreijähriges Kind das Interesse. Die Exoten-Spezialistin, die ihre Doktorarbeit über die medikamentöse Ruhigstellung von Gorillas in Zoos schrieb, hat Robby zwölf Tage lang beobachtet. „Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang“, berichtet sie. Anders als der vom Verwaltungsgericht beauftragte Gutachter glaubt sie nicht, dass Robby in seinem hohen Alter in einer Affengruppe Anschluss finden kann. „Robby leidet auch nicht, es geht ihm gut“, meint sie.
Nach dem Gutachten des Wildtierarztes Pierre Grothmann kann Robby typische Verhaltensweisen - etwa seine Sexualität - nicht ausleben. Das Schimpansenmännchen habe eine schwerwiegende Verhaltensstörung, stellte er fest und das Gericht folgte ihm in dieser Einschätzung. Robby soll deshalb in die niederländische Auffangstation AAP umziehen, die auf die Resozialisierung von Affen in schlechter Haltung spezialisiert ist. Die Tierrechtsorganistion Peta hatte jahrelang für eine Befreiung Robbys gekämpft, sie spricht von einem „traurigen Leben“.
Der Zoo Leipzig, der eine einzigartige Menschenaffen-Anlage hat, wollte sich aus der Entfernung nicht zum Fall Robby äußern. Der Direktor des Osnabrücker Zoos, Michael Böer, warnte dagegen schon 2015 davor, Robby mit anderen Schimpansen zusammenzubringen.
„Er kann die Schimpansensprache nicht verstehen“, sagt auch Dörnath. „Ihn aus seiner vertrauten Umgebung hinauszunehmen, ist brutal und potenziell lebensbedrohlich - ein höchstwahrscheinlich tödliches Experiment.“ Von anderen Schimpansen werde er vermutlich Prügel beziehen. In seinem Alter und mit seinem Übergewicht sei er ein typischer Schlaganfall- oder Herzinfarktkandidat, meint die Tierärztin. In Zoos werden Schimpansen in der Regel maximal 50 Jahre alt. Schon der Transport sowie die Quarantäne-Zeit in der Auffangstation wären höchst riskant, warnt die Menschenaffen-Expertin.
VIER PFOTEN fordert Abgabe des Zirkusschimpansen Robby in Auffangstation 2018-01-24
ZitatLüneburg / Hamburg, 24. Januar 2018 - Gestern hat das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht einem Berufungsverfahren um den Zirkusschimpansen Robby zugestimmt. Die Stiftung VIER PFOTEN ist über die Entscheidung entsetzt, vor allem da verschiedene Gutachten bestätigten, dass das Tier an schweren Verhaltensstörungen leidet. 2015 wurde vom Kreisveterinäramt Celle die Abgabe des ca. 43 Jahre alten Schimpansen Robby an eine Auffangstation verfügt, doch der Circus Belly klagte dagegen. 2017 bestätigte das Verwaltungsgericht Lüneburg die Abgabe von Robby an eine Auffangstation. VIER PFOTEN nimmt den erneuten Gerichtsprozess um Schimpanse Robby zum Anlass, die Aufnahme eines bundesweiten Wildtierverbots in den Koalitionsvertrag zu fordern.
Denise Schmidt, Kampagnenleiterin von VIER PFOTEN: "Für uns ist unverständlich, warum das Gericht die Berufung zugelassen hat. Vorausgegangen ist bereits ein jahrelanger Prozess, der die Leiden von Robby durch mehrere Gutachter bestätigte. Nach Jahrzehnten im Zirkus hätte es Robby mehr als verdient, ein artgemäßes Leben zu führen."
Wildtierverbot im Zirkus scheitert an CDU/CSU Der Bundesrat hat die Bundesregierung in den letzten Jahren dreimal dazu aufgefordert, ein Verbot zu erlassen. Fast alle Bundesländer sowie Bundesparteien fordern ein Wildtierverbot in Zirkussen, wogegen sich die CDU/CSU sträubt. Eine von VIER PFOTEN in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Integral hat ergeben, dass 70 Prozent der Deutschen gegen Wildtiere im Zirkus sind.
Schutzzentrum für Schimpansen Gutachten von Primatologen bestätigen, dass in Gefangenschaft gehaltene Schimpansen jeden Alters wieder mit Artgenossen zusammengeführt werden können. Dies ist ein langwieriger, stufenweiser Prozess und muss unter genauer Beobachtung der Tierpfleger geschehen. Die Auffangstation Stichting Aap weist entsprechende Erfahrungen mit Schimpansen auf, die teils über Jahrzehnte in menschlicher Gefangenschaft lebten. Stichting Aap hält für Robby seit Jahren einen Platz bereit.
Das Berufungsverfahren wird vor dem Oberverwaltungsgericht unter dem Aktenzeichen 11 LB 34/18 geführt. Wann mit einem Termin zur mündlichen Verhandlung zu rechnen ist, ist derzeit noch nicht absehbar.
Während Wildtiere im Zirkus in vielen Ländern der Welt bereits der Vergangenheit angehören, verharrt Deutschland auch hier in der Steinzeit. Das ist ein echtes Trauerspiel!
Der seit Jahrzehnten in einem kleinen Zirkus lebende Schimpanse Robby darf weiter bei seinem Besitzer bleiben. Das entschied das Oberverwaltungsgericht (OVG) im niedersächsischen Lüneburg am Donnerstag abschließend und gab damit der Beschwerde des Besitzers gegen eine behördliche Anordnung statt. Der Zirkus reagierte erfreut auf den Ausgang des jahrelangen Rechtsstreits, Tierschützer äußerten sich enttäuscht...