Wenn wilde Tiere in Berlins Häuser und Gärten kommen

#1 von Nordlandfan38 , 07.05.2017 19:37

Wenn wilde Tiere in Berlins Häuser und Gärten kommen
Von Julius Betschka / 07.05.2017, 07:25 Uhr

Zitat
Die Stadt gehört nicht nur den Menschen, sondern auch Waschbären, Füchsen und Co. Das kann manchmal gefährlich sein. Was Eigentümer tun können


Ein Rotfuchs auf einem Parkplatz / Foto: R. Priemer / picture alliance / Arco Images

Hunde und Katzen sind beste Freunde des Menschen und bevölkern Tausende Berliner Gärten und Wohnzimmer. Andere Tiere sind im eigenen Heim wenig beliebt und dennoch immer häufiger zu Gast: etwa Wildschwein, Waschbär, Marder & Co. Besonders Füchse und Wildschweine haben sich in den vergangenen Jahren in der Stadt stark vermehrt – erst im Januar dieses Jahres hatte ein Wildschweinkeiler im Volkspark Rehberge in Wedding mehrere Menschen verletzt. Auch die Population von Mardern und Wildkaninchen habe zugenommen, so die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz – genaue Zahlen werden allerdings nicht erhoben. Das Füttern von Wildtieren ist unter anderem deswegen streng verboten: Bis zu 5000 Euro Geldstrafe können fällig werden.

"Die Tiere haben gelernt, dass ihnen in der Stadt wenig Gefahr droht und daher die Scheu vor dem Menschen weitgehend verloren", sagt Derk Ehlert. Der Berliner Wildtierexperte ergänzt: "Auch Wildtiere gehören in die Großstadt – daran müssen wir uns gewöhnen." Welche Tiere wo in Berlin leben, wie sie unseren Alltag beeinflussen und wie man sie aus dem Garten oder vom Dachboden fernhält:


Wildschweine haben sich zu einer echten Plage entwickelt. / Foto: S. Meyers / picture alliance / blickwinkel/S

Etwa 3000 bis 4000 Wildschweine leben in Berlin, bevorzugt am Stadtrand und in größeren Parkanlagen wie in Hakenfelde, in der Wuhlheide oder im Volkspark Rehberge. Wildschweine graben den Boden auf oder drücken Gartenzäune hoch, um an Nahrung in Komposthaufen oder Abfalltonnen zu gelangen. "Die Tiere haben einen guten Geruchssinn und wittern Nahrung in Form von Knollen und Obstresten in Gärten auch auf weite Entfernungen", sagt Katrin Koch von der Wildtierberatung des Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Um die Wildschweine vom Garten fernzuhalten, sind mindestens 1,5 Meter hohe, stabile Gitterzäune nötig. Außerdem können sogenannte Wühlblockaden aus Beton in den Boden eingelassen werden. Immerhin: Wildschweine greifen Menschen äußerst selten an. Wichtig ist, bei einer Begegnung Ruhe zu bewahren und dem Tier Rückzugsmöglichkeiten zu geben.


Ein Steinmarder / Foto: Usher, D. / picture alliance / Arco Images G

Weit über 1000 Steinmarder, schätzt Experte Ehlert, leben in Berlin – überall in der Stadt verteilt. Steinmarder sind etwa so groß wie Katzen, wiegen um die 1,5 Kilogramm und sind an ihrer langen, struppigen Rute erkennbar. Besonders berüchtigt sind die Tiere für ihre "Marderschäden" an Autos – sie zerbeißen Kabel oder Wasserschläuche im Motorraum. Dieser dient ihnen als Unterschlupf, Versteck für Nahrung oder Spielplatz ihrer Jungen. Stabile Kabelummantellungen für gefährdete Teile können die Marderschäden verhindern. Ob sich ein Marder in einem Haus eingenistet hat, kann man an seinem charakteristischen Kot erkennen, der besonders lang und mit Beuteresten versetzt ist. Dauerhaft lassen sich die Tiere nur fernhalten, wenn es gelingt, sämtliche Einstiegsmöglichkeiten zu verschließen; etwa Mauerlöcher, Belüftungsschlitze oder lockere Dachziegel. "Geharkte Sandflächen rund um das Haus können einen Hinweis geben, wo der Marder einsteigt", rät Wildtierexperte Ehlert.


Füchse stellen keine Gefahr dar / Foto: R. Priemer / picture alliance / Arco Images

Der Fuchs ist berüchtigt als Überträger der Tollwut, die in Deutschland allerdings seit 2006 nicht mehr bei den Tieren nachgewiesen wurde. Auch der Fuchsbandwurm spielt in Berlin keine Rolle. Im Stadtgebiet gibt es etwa 1400 Füchse, schätzt Experte Ehlert. Da sie keine Gefahr darstellen, werden sie in der Stadt nur in Ausnahmefällen geschossen. Die Tiere von Grundstücken komplett fernzuhalten ist schwierig, da sie Mauern überklettern können und sich unter Zäunen hindurchzwängen. Um sie nicht anzulocken, sollten Nahrungsmittelquellen wie Hunde- oder Katzenfutter entfernt und offene Mülltonnen geschlossen werden. Fühlt sich ein Fuchs erst einmal im Garten heimisch, so gibt es mehrere Methoden, ihn wieder loszuwerden: Da die Tiere keine menschlichen Gerüche mögen, werden spezielle Mittel, die nach menschlichem Schweiß riechen, im Fachhandel angeboten. Auch Außenlampen mit Bewegungssensor können abschrecken. Schließlich geht es auch ganz einfach: Es kann reichen, den Gartenschlauch in ihre Richtung zu halten.


Buntspechte lieben mit Styropor gedämmte Hauswände / Foto: F. Hecker / picture alliance / blickwinkel/F

Der Buntspecht ist bekannt durch das kräftige "Trommeln" seines Schnabels und sein schwarz-weiß-rotes Gefieder. Bei Hausbesitzern ist er außerdem als Störenfried berüchtigt, der Fassaden aufhackt. Etwa 1000 Buntspechtreviere gibt es in Berlin, meist in der Nähe von Grünflächen. Die Vögel hacken mit Vorliebe mit Styropor gedämmte Hauswände auf, da der Klang dem von hohlem Holz ähnelt. Dort sitzen die Insekten, von denen sich der Specht ernährt. "Flatterbänder helfen nur punktuell gegen Buntspechte – sie benötigen allerdings rauen Putz, um sich an der Wand festzukrallen", sagt Nabu-Beraterin Koch. Eine Möglichkeit, den ungebetenen Gast loszuwerden, ist deswegen, absolut glatten Putz am Haus anzubringen. Außerdem sollte man Löcher schnellstmöglich wieder verschließen, da sich sonst nicht nur der Specht, sondern auch andere Tiere einnisten können.


Auch Wildkaninchen können für den Menschen gefährlich sein. / Foto: H. Pieper / picture alliance / blickwinkel/H

Wer hätte das gedacht: Wildkaninchen können ganz schön gefährlich sein: Sie legen weitverzweigte Höhlensysteme an, die die Statik von Straßen oder gar kleinen Häusern gefährden können – ihre Grabtätigkeiten können zudem Baumwurzeln zerstören. Im vergangenen Jahr wurden deswegen etwa 800 Tiere in Berlin getötet. Wildtierexperte Ehlert schätzt, dass es dennoch mehr als 2000 Wildkaninchen in Berlin gibt. Auf kleinen Grundstücken sind Schäden aber glücklicherweise selten: Die Tiere werden durch die ständige Anwesenheit des Menschen oder von Haustieren wie Katzen vertrieben. Einmal im Garten, sind die Nager allerdings nicht wählerisch und beschädigen oftmals sämtliche Stauden und Gehölze. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, kann Beete mit einem Drahtzaun umziehen, der mindestens 20 Zentimeter tief in die Erde eingelassen ist. Einzelne Bäume können mit Drahtmanschetten gegen die Bisse der Kaninchen geschützt werden.


Der Biber war fast ausgerottet. / Foto: S. Meyers / picture alliance / blickwinkel/S

Der Biber war fast ausgerottet, seit etwa fünf Jahren gibt es ihn aber wieder häufiger in Berlin. Etwa 100 Tiere leben an der Oberhavel, im Tiergarten, im Schlosspark Charlottenburg oder im Treptower Park. Die niedlichen Nager mit der charakteristischen Biberkelle sind durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Sie erfreuen allerdings nicht uneingeschränkt: 45 Gehölzarten stehen auf ihrem Speiseplan, darunter auch Nadel- und Apfelbäume. Vor allem im Winter, wenn sonstige Nahrung rar ist, fällt der Biber auch Ufergebüsche und Bäume. "Ich empfehle Gärtnern als Schutz vor den Tieren Estrich-Matten an Bäumen anzubringen", sagt Wildtierexperte Ehlert.


Mindestens 1000 Waschbären gibt es in Berlin. / Foto: F. Hecker / picture alliance / blickwinkel/F

Waschbären fressen seltene Tiere wie die Sumpfschildkröte oder den Graureiher, wühlen Gärten um und nisten sich auf Dachböden ein – sie sind eine invasive Art. Ursprünglich nicht in Berlin beheimatet, gibt es mittlerweile mindestens 1000 Waschbären in allen Ecken der Stadt, und ihre Zahl steigt. "Waschbären fernzuhalten ist nahezu unmöglich – die sind eine echte Plage", sagt Wildtierberaterin Koch vom Nabu. Die fünf bis zehn Kilogramm schweren Tiere ernähren sich in Städten von Essensresten, klettern auf Obstbäume, stöbern auf Kompostplätzen oder in Mülltonnen. Um das heimische Obst gegen Waschbären zu sichern, können mindestens einen Meter hohe Blechringe an den Baumstämmen angebracht werden. Mülltonnen sollten mit Spanngummis gesichert werden. Damit Waschbären nicht ins Haus gelangen, sollten alle Schlupflöcher dauerhaft verschlossen und der Schornstein durch ein Metallgitter gesichert werden.



Quelle vom Bericht:
https://www.morgenpost.de/berlin/article...ten-kommen.html

N.

 
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zuletzt bearbeitet 08.05.2017 | Top

RE: Wenn wilde Tiere in Berlins Häuser und Gärten kommen

#2 von UrsulaL , 08.05.2017 15:37

Danke liebe Nola für den interessanten Artikel .

 
UrsulaL
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RE: Wenn wilde Tiere in Berlins Häuser und Gärten kommen

#3 von GiselaH , 08.05.2017 19:35

Es ist spannend zu beobachten, wie Wildtiere die Städte bevölkern und sich dem ziemlich hektischen Leben von uns Menschen anpassen.
Leider haben viele Menschen das Wissen um den Umngang mit Wildtieren verloren oder es ihnen egal. Deshalb kommt es immer wieder zu Konflikten im Zusammenleben von Mensch und Tier.
Deshalb finde ich gut, dass die Fütterung dieser Tiere mit hohen Strafen belegt wird.

 
GiselaH
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