Leopard fällt Pfleger im Tierpark Chemnitz an 22.09.2017
Zitat Der Tierpark wurde nach dem Angriff eines Leoparden auf einen Pfleger bis 13 Uhr geschlossen. Foto: Haertelpress / Archiv
Ein Tierpfleger ist am Freitag im Chemnitzer Tierpark von einem Leoparden angefallen worden. Der Mann wurde vor dem Gehege mit Bissverletzungen im Gesicht von einer Tierpflegerin unter Schock stehend aufgefunden. Der Pfleger hatte den Leoparden offenbar abwehren können und alle Gehege-Türen hinter dem Tier wieder verschlossen. Er kam ins Krankenhaus und wurde am Morgen operiert. Lebensgefahr besteht nicht. Die Tierpflegerin, eine Auszubildende im 3. Lehrjahr, wurde wegen Schocks behandelt, inzwischen aber wieder aus dem Krankenhaus entlassen.
Der verletzte Mitarbeiter arbeitet nach Angaben der Stadt Chemnitz seit 29 Jahren auf dem Raubtierrevier. Er sei erfahren im Umgang mit Pflege und Fütterung.
Wie es zu dem Unfall kam, ist unklar. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Der Tierpark bleibt bis 13 Uhr geschlossen.
Im November 2006 war im Tierpark Chemnitz eine Pflegerin von einem Leoparden angefallen und getötet worden. Die 23-Jährige wurde beim Reinigen des Geheges von einem persischen Leoparden durch Bisse in Hals und Kopf getötet. (fp)
Ich habe den Direktor des Tierparks und die Tierärztin in einem kurzen Beitrag im Fernsehen gesehen, und ich muss sagen, ich war sehr angetan von iher besonnenen Reaktion. Der Direktor sagte, das Tier sei seinen Instinkten gefolgt, und dafür könne man es ja nicht erschießen. Da sollten sich andere Zoochefs ein Beispiel dran nehmen. Der Pfleger konnte das Tier auch von sich wegdrücken, deswegen fielen seine Verletzungen nicht lebensedrohlich aus. Natürlich wünsche ich dem Pfleger von Herzen baldige Genesung und gratuliere ihn zu seiner schnellen Reaktion! LG Heidi
Not-Operation nach Raubtierangriff 23.09.2017 / Sandra Häfner und Jürgen Werner
ZitatEin Leopard hat im Tierpark einen Pfleger ins Gesicht gebissen. Dass der Mann überlebte, ist besonderen Umständen zu verdanken.
Das Leopardenweibchen Cleopatra hat einen 56 Jahre alten Pfleger schwer verletzt. Vor elf Jahren hatte das Tier bereits eine 23-jährige Pflegerin getötet. Foto: Haertelpress/Archiv
Ungewöhnlich ruhig war es am Freitagvormittag am Tierpark-Eingang an der Nevoigtstraße. Hinter dem Zaun kehrte eine Pflegerin ein Gatter, wenige Kinder spielten auf dem Spielplatz, deren Eltern und Großeltern standen daneben. Ratlosigkeit war auf ihren Gesichtern erkennbar. Denn der Tierpark blieb geschlossen. "Aufgrund einer Havarie" - so war es auf einem Aushang an der Tür des Kassenhäuschens zu lesen. Tatsächlich war es keine Havarie, die sich ereignet hatte, sondern ein folgenschwerer Unfall: Gegen 6.50 Uhr attackierte eine Leopardin in ihrem Gehege einen Pfleger. Der Mann erlitt Bissverletzungen im Gesicht und musste notoperiert werden. Lebensgefahr habe aber keine bestanden, so die Stadtverwaltung.
Wie genau es zu diesem Unglück kommen konnte, ist gegenwärtig nur teilweise bekannt. Sicher ist, dass der 56-jährige Mann, ein erfahrener Pfleger, der seit 29 Jahren im Tierpark arbeitet, am Morgen das Außengehege gereinigt hatte - eine Routineangelegenheit, die sich täglich wiederholt. Ein Sicherheitsmechanismus schließt normalerweise aus, dass sich Tier und Pfleger gemeinsam in dem Gehege aufhalten können. Warum dies offensichtlich trotzdem passiert ist, ist derzeit Gegenstand von Untersuchungen der Kriminalpolizei sowie von Mitarbeitern des Bereiches Arbeitsschutz der Landesdirektion, wie der zuständige Bürgermeister Miko Runkel am Mittag bei einer eilig anberaumten Pressekonferenz betonte. Die Großkatze attackierte den Mann von vorn. Dies sowie seine langjährige Erfahrung verhinderten womöglich Schlimmeres. "Er konnte das Tier geistesgegenwärtig mit dem Arm zur Seite drücken und hat es sogar geschafft, alle Gehegetüren hinter sich wieder zu verschließen", so Runkel. Aufgefunden wurde der Pfleger von einer Auszubildenden im dritten Lehrjahr, die einen Schock erlitt und ebenfalls ins Krankenhaus gebracht wurde. Sie ist inzwischen wieder entlassen worden.
Bei dem Leoparden handelt es sich um ein Weibchen mit Namen Cleopatra. Das 19 Jahre alte Tier ist das einzige, das der Chemnitzer Tierpark von dieser Art besitzt - als Jungtier kam es einst aus der slowakischen Kleinstadt Bojnice. Schon vor elf Jahren, im November 2006, hatte Cleopatra für Aufsehen gesorgt. Durch einen Biss von ihr in den Nacken war damals eine 23-jährige Tierpflegerin getötet worden. Seinerzeit waren die Schiebetüren nicht geschlossen - als Reaktion darauf war der heutige Sicherheitsmechanismus eingebaut worden.
Konsequenzen für das Tier sind indes auch nach dem zweiten Vorfall unwahrscheinlich. Der Unfall sei tragisch, es handele sich aber um ein normales Raubtierverhalten, sagte Peggy Riedel, die Tierärztin der Einrichtung. Cleopatra sei kerngesund. Die Besucher, die ab 13 Uhr in den Tierpark hineindurften, bekamen den Leoparden allerdings am Freitag nicht zu Gesicht.
Das Unglück hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst herumgesprochen. "Wir hoffen, dass es dem Pfleger bald wieder besser geht", sagte ein Besucher. Allerdings wollte er auch über den Leoparden nicht den Stab brechen. "Tiere sind unberechenbar, und auch sie können einmal einen schlechten Tag haben", ergänzte er. Auch ein Großvater, der am Vormittag mit seiner Enkelin aus Frankenberg angereist war und vor verschlossenen Türen stand, nahm die Leopardin in Schutz. Im Umgang mit Tieren sei ein Restrisiko nicht ausgeschlossen: "Da kann immer mal etwas passieren."
Unfall mit Leopardin aufgeklärt 02.11.2017 / Landesdirektion Sachsen/MDR/nk
Zitat Foto: dpa
Sechs Wochen nach der Beißattacke einer Leopardin auf ihren Tierpfleger sind die Umstände des Unfalls nun aufgeklärt. Die Landesdirektion Sachsen gab am Donnerstag "Unachtsamkeit" als Ursache an. Laut Behörde hat der Tierpfleger vor Betreten des Freigeheges versäumt, die Raubkatze in die angrenzende Futterbox zu sperren. Technische oder organisatorische Mängel seien demnach ausgeschlossen, hieß es.
Am 22. September hatte Leopardin "Cleopatra" ihren Pfleger angefallen und im Gesicht schwer verletzt. Der Mann war nicht in Lebensgefahr, musste jedoch notoperiert werden. Nach 30 Jahren Dienst bei den Raubtieren gilt der Pfleger als sehr erfahren im Umgang mit ihnen.
"Cleopatra" hatte bereits 2006 eine Pflegerin angegriffen. Die 23-Jährige überlebte den Angriff damals nicht.
So etwas passiert leider trotz aller Sicherheitsvorschriften und Belehrungen. Ich hoffe sehr, dass es dem Tierpfleger inzwischen wieder einigermaßen gut geht.