Zoo Zürich (CH): Das kleine Elefäntchen-Einmaleins

#1 von ConnyHH , 26.09.2017 19:42

Das kleine Elefäntchen-Einmaleins
von Urs Bühler / 20.9.2017, 16:55 Uhr

Zitat
Seit der Eröffnung der neuen Elefantenanlage gibt es im Zoo Zürich keinen Kontakt mehr zwischen diesen Tieren und ihren Pflegern. Die kleine Omysha lernt nun fleissig, menschliche Anweisungen von aussen zu verstehen.


Das Zoo-Elefäntchen Omysha hält artig den Fuss hin, damit er gepflegt werden kann. (Bild: Simon Tanner / NZZ)

Sie ist zwar noch immer ein besonders putziges Elefäntchen, herzallerliebst mit ihrem leicht wackligen Gang und ihrem vergleichsweise handlichen Format. Aber ein Baby ist die dreieinhalbjährige Omysha beileibe nicht mehr, wie der Zoo-Apéro an diesem Mittwoch belegt. Er ist als «Schulbesuch» angekündigt, und sie wird als aufmerksame und motivierte Schülerin gelobt – natürlich allein nach den Massstäben des Menschen: Der Kommunikation mit diesem dienen nämlich die Lektionen, um die es hier geht.

Die neue Haltungsform

Seit dem Bezug des neuen Kaeng-Krachan-Elefantenparks im Jahr 2014 setzt der Zoo ganz auf eine Haltung ohne Direktkontakt. Das heisst, die Pfleger begeben sich nicht mehr ins Gehege. Das minimiert die Unfallgefahr und soll auch für die Tiere von Vorteil sein, da sie dadurch nicht mehr dominiert werden müssen. Doch es setzt neue, sozusagen, Umgangsformen voraus: Bei der Körperpflege und dem medizinischen Routinetest beispielsweise sind nun die Pfleger darauf angewiesen, dass die Elefanten sich freiwillig zu ihnen an den Rand des Geheges begeben und geduldig hinhalten. Nur in Ausnahmefällen, etwa für spezielle medizinische Behandlungen, kommt noch ein «Hugger» zum Einsatz, eine enge Box mit variablen Öffnungen.

Omysha, kurz nach dem Bezug der neuen Anlage zur Welt gekommen, ist das erste Mitglied dieser Elefantenfamilie, das ganz ohne Direktkontakt mit Menschen aufwächst. Entsprechend gibt es für sie besonders viel zu lernen, zumal die älteren Tiere schon im alten Elefantenhaus auf die neue Form vorbereitet worden waren.


Elefäntchen Omysha an seinem ersten Geburtstag, flankiert von Mutter und Schwester. (Bild: Goran Basic / NZZ)

Bambusstöcklein und Pfeife

Um bestimmte Körperstellungen auf Abruf einzuüben, ist eine kleine Dressur nötig, wobei drei Hilfsmittel zum Einsatz kommen: Mit einem Bambusstöcklein, an dessen Ende ein leichter Plasticball befestigt ist, zeigt der Pfleger erstens an, wo ein bestimmtes Körperteil positioniert werden soll. Mit einer Pfeife signalisiert er zweitens, dass eine Aufgabe erfüllt worden ist. Und drittens dienen kulinarische Häppchen als «verstärkendes Argument, mitzumachen», wie es der Zoo in seinen Unterlagen etwas umständlich formuliert. Anders gesagt: Wie bei Menschen kann auch bei Tieren eine Belohnung Wunder wirken. Ein Apfel zum Schluss hält den Lerneifer in Schuss, sozusagen. Und der Laie darf staunen, mit welch unerhörtem Geschick die Rüssel die Früchte und andere Leckerbissen vom Boden auflesen und ins Maul purzeln lassen.

Sind die Fertigkeiten einmal eingeübt, sollen sie leicht abrufbar sein, mit Handzeichen zum Beispiel. Bei Omyshas Mutter Indi genügt beim Medienanlass ein Fingerzeig des Pflegers, und das Maul wird weit aufgesperrt und der Rüssel gehoben, um dann kunstfertig eingerollt zu werden. Das mag auf den ersten Blick wirken, als wolle der Zoo die inzwischen abgeschafften Elefantennummern des Zirkus Knie wieder aufleben lassen. Wenn Indi dann aber auf Kommando das linke Vorderbein artig auf die horizontale Gitterstange legt, ist das die ideale Position für eine Pediküre. Auch Omysha beherrscht dieses Kunststück schon, sie streckt ihr Beinchen wie eine Elevin. Und so entsteht spontan ein kleines Ballett der Schwergewichte. Sie zeigen her ihrer Füsse, auf dass sie geputzt und gepflegt werden.

Flausen im Kopf

So weit ist Omyshas achtmonatiges Halbschwesterchen Ruwani noch lange nicht. Sie ist bestenfalls im Krippenalter. Da sie nicht mehr allein von Muttermilch lebt, hat sie zwar die Pfleger schon als willkommene Futterquelle entdeckt, was die Chancen für eine Kooperation erhöht. Die ersten Lektionen aber stehen noch aus.

Und sowieso: Die wichtigsten Lehrmeisterinnen für heranwachsende Dickhäuterchen finden sich immer noch in der eigenen Familie - in der matriarchal geprägten Elefantenwelt übernehmen diese Funktion gemeinsam die Weibchen. Und diese haben durchaus noch einige Flausen weiterzugeben. Indi zum Beispiel ist als einstiger Zirkuselefant besonders lernfähig, nicht immer ganz im Sinn des Zoos: Sie und Omyshas Schwester Chandra haben Wege gefunden, mit allerlei Werkzeug die als Pflanzenschutz angebrachten Elektrozäune ausser Betrieb zu setzen, um an das womöglich fressbare Grün zu gelangen. Die Zoodirektion schliesst nicht aus, dass die beiden Omysha bald in dieses subversive Tun einweihen werden.



Quelle vom Bericht:
https://www.nzz.ch/zuerich/aktuell/das-k...-abc-ld.1317472



Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich Dich sehen kann, wann immer ich will.

 
ConnyHH
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