Warum dieser Plumplori ein Glücksfall ist 17. November 2017 / 07:36 Uhr / von Eva Maria Knab
ZitatDer Augsburger Zoo kann einen großen Zuchterfolg bei den Feuchtnasenaffen verbuchen. Die Mutter des neuen Babys hat eine schwierige Lebensgeschichte.
Im Augsburger Zoo lebt seit vergangener Woche ein junger Plumplori. Das Gehege befindet sich im Elefantenhaus. Foto: Barbara Jantschke
Sie sind niedlich und zutraulich, aber langsam und in freier Natur besonders gefährdet: die Bengalischen Plumploris, die zu den asiatischen Feuchtnasenaffen zählen. Diese Art wird immer wieder geschmuggelt und von Privatleuten illegal gehalten. In europäischen Zoos sind die nachtaktiven Halbaffen nicht so häufig zu sehen. Deshalb gibt es aus dem Augsburger Zoo nun besonders erfreuliche Nachrichten. Dort haben die Bengal-Plumploris Nachwuchs bekommen. „Für uns ist es ein großer Zuchterfolg“, sagt Direktorin Barbara Jantschke.
Die Zucht großer Plumploris ist nicht ganz einfach. 2003 kamen die ersten in den Augsburger Zoo. Sie waren zuvor am Münchner Flughafen beschlagnahmt worden. „Nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen hat diese Art den höchsten Schutzstatus“, sagt Jantschke. Durch den fortschreitenden Verlust der Regenwälder in Südostasien und durch Wilderer sind Plumploris vom Aussterben bedroht.
Zucht von Bengal-Plumplori: „Wir sind darüber sehr glücklich“
In europäischen Zoos werden verschiedene Unterarten dieser Feuchtnasenaffen gehalten. Als Problem gilt aber, dass sie sich offenbar nicht erfolgreich paaren. Erst seit 2016 gibt es ein gemeinsames Zuchtprogramm für Bengal-Plumploris. Das Baby, das kürzlich in Augsburg geboren wurde, sei das erste, das im offiziellen Zuchtregister der Zoos verzeichnet ist, sagt Jantschke. „Wir sind darüber sehr glücklich.“
Der Augsburger Zoo hat sich in den vergangenen Jahren intensiv darum bemüht, bei diesen seltenen Primaten für Nachwuchs zu sorgen. Direktorin Barbara Jantschke betätigte sich immer wieder als Partnervermittlerin. Im Internet suchte sie mit Foto nach passenden Tieren. So kam das Männchen Clay 2010 nach Augsburg.
Zunächst bekam das Weibchen Kalle zweimal Nachwuchs. Doch ihr erstes Baby nahm sie nicht an, es musste per Hand mit der Flasche aufgezogen werden. Ihr zweites Baby versuchte sie dann selber aufzuziehen, doch es lebte nicht lange. Inzwischen ist auch Kalle gestorben, ihre Nachfolgerin ist das Weibchen Lisa. Sie wurde in der Schweiz aus einem Privatbesitz beschlagnahmt und zunächst an den Berliner Zoo abgegeben. Von dort kam Lisa nach Augsburg.
Junger Plumplori: Männchen oder Weibchen?
Zusammen mit Clay ist sie nun ein Paar und die beiden sind auch erfolgreiche Eltern. Ihr Baby, das vergangenen Woche geboren wurde, ist offenkundig wohlauf und entwickelt sich gut. Ob es ein Männchen oder Weibchen ist, kann Barbara Jantschke noch nicht sagen. Bei jungen Plumploris sei das Geschlecht äußerlich schwer festzustellen.
Die Plumplori-Familie hat ihr Gehege im Elefantenhaus. Wenn man das Baby entdecken will, braucht man als Besucher derzeit etwas Glück. Für die Zoochefin sind die Feuchtnasenaffen mit ihren typischen langsamen Bewegungen „faszinierende Tierpersönlichkeiten“. Weil diese Tierart in ihrer Heimat ums Überleben kämpft, kümmert sich der Augsburger Zoo nicht nur mit seiner Zucht um den Erhalt des Genpools. Der Zoo unterstützt mit seinem Naturschutzfonds auch ein Hilfsprojekt für Plumploris auf der indonesischen Insel Java.