Großeinsatz für Elefantenkuh Lina im Zoo Karlsruhe 30. November 2017 / HP Zoo Karlsruhe
ZitatTier kommt nicht mehr alleine hoch / Mit Hilfe der Feuerwehr wieder aufgerichtet
Die erst im Februar nach Karlsruhe umgezogene Elefantenkuh Lina ist am frühen Morgen von den Pflegern liegend im Stall vorgefunden worden. Da das 45 Jahre alte Tier sich ansonsten nicht hinlegt, war dies sofort ein Alarmzeichen. Lina schaffte es nicht aus eigener Kraft, ihren etwa 3,5 Tonnen schweren Körper wieder aufzurichten. Da Elefanten mit ihrem großen Eigengewicht bei längerem Liegen an innerem Organversagen sterben können, war große Eile geboten.
"Lina hat Panik bekommen und hat sich selbst mit ihren Füßen in das hinterste Eck gedrückt. Dort hat sie sich zwischen den großen Metallgittern regelrecht verkeilt", berichtet Revierleiter Robert Scholz. Noch dramatischer wurde die Situation, als sie die Vorderbeine durch die Metallgitter durchstreckte. In dieser Lage konnten wir sie nicht hochziehen, wir hätten ihr die Beine gebrochen", erläutert Scholz.
Auch wenn es in der Altersresidenz für Asiatische Elefanten im Zoo Karlsruhe immer einmal wieder vorkommt, das ein Tier es nicht mehr von selbst schafft aufzustehen, sei dies ein deutlich schwierigerer Fall gewesen, so Scholz: "Wir sind mit Hebekissen und Kränen gut ausgestattet. Die spezielle Lage, in die das Tier sich selbst manövriert hat, war jedoch eine große Herausforderung für uns."
Die Berufsfeuerwehr Karlsruhe rückte mit schwerem Gerät und zehn Mann zur Unterstützung an. Eines der beiden Gitter, zwischen denen Lina verkeilt war, musste weichen. Bei den Wandstärken der Metallrohre auch für die sehr erfahrenen Feuerwehrleute kein leichtes Unterfangen. Mit einer großen Flex und einem Plasmaschneider konnte schließlich das Metall entfernt werden.
Mit einem Hebekissen hinter dem anderen Gitter gelang es den Elefantenpflegern, die Füße des Tieres wieder rauszudrücken. Über sehr stabile Gurte wurde Lina an den Kran gehängt, der das Tier langsam nach oben gezogen hat. Die Tierpfleger und die Feuerwehrleute haben mit weiteren Gurten die Beine in die richtige Richtung gezogen, um dem Tier das Aufstehen zu erleichtern.
Nach knapp fünf Stunden stand die 45 Jahre alte Elefantenkuh dann endlich wieder sicher auf ihren Beinen. "Da wir noch nicht wissen, wie lange sie schon zuvor lag, war die Zeitspanne schon dramatisch. Wir sind alle überglücklich, dass wir dem Tier so helfen konnten", sagt Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt, der während der gesamten Rettungsaktion dabei war.
"Wir haben ein super Team, das genau weiß, was zu tun ist. Dass uns auch die Feuerwehr so klasse unterstützt hat, ist für uns sehr wichtig", betont Reinschmidt. "Außer einigen Schürfwunden hat Lina keine ersichtlichen Schäden genommen. Zum Glück hat sie sich auch an den abgetrennten Metallteilen nicht verletzt. Es ist eine sehr gute Rettungsaktion für das Tier gewesen. Jetzt soll sie sich erst einmal von ihrem Schreck erholen", sagt Scholz.
Auch Rani, die mit ihren 62 Jahren Deutschlands ältester Elefant ist, musste bereits mehrmals aufgerichtet werden. Durch die Spezialausstattung des Reviers ist dies im Normalfall auch gut möglich. In der Altersresidenz für Asiatische Elefanten werden Tiere aus Zirkussen aufgenommen, die nicht mehr reisen sollen oder Elefanten, die in anderen Zoos aufgrund ihres Alters oder anderen Problemen nicht mehr in ihren Gruppen bleiben können. Lina war im Februar als Notfall aufgenommen worden. Ihr Gesundheitszustand hat sich seitdem enorm verbessert.
Lina liegt eingeklemmt zwischen massiven Metallgittern
Tierpfleger und die Zootierärztin bei dem Elefanten, während im Hintergrund die Feuerwehr arbeitet
Lina wird aufgerichtet
Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt und das Team aus dem Dickhäuterhaus freut sich über die erfolgreiche Rettungsaktion
Oh mein Gott, die arme Lina. Klasse, dass ihr geholfen werden konnte Ich hoffe sehr, dass Lina sich von dem Schock erholt und ihre Wunden schnell heilen
Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt. (Mahatma Gandhi)
Oh, wie schrecklich für die arme Lina. Ich bin sehr froh, dass ihr gut geholfen werden konnte. Ich hoffe, sie hat alles ohne bleibende Schäden überstanden. Vielen Dank an alle Helfer.
Elefant Lina ist auf dem Weg der Besserung 05.12.2017 / von Susanne Jock
ZitatAufatmen im Karlsruher Zoo: Nachdem am Donnerstag die Feuerwehr anrücken musste, um Elefantenkuh Lina wieder auf die Beine zu helfen, bangte das Zooteam noch mehrere Tage um die Gesundheit des Tieres. Noch zweimal legte sich Lina ab, konnte aber letztlich von den Pflegern wieder aufgerichtet werden. „Seit Sonntag stabilisierte sich ihr Zustand zusehends, inzwischen trinkt und frisst sie wieder“, erklärt Zoodirektor Matthias Reinschmidt auf BNN-Anfrage. Auch sämtliche Blutwerte geben keinen Anlass zur Besorgnis, sagt er.
Wieder auf den Beinen ist Elefantenkuh Lina, nachdem sie erst von der Feuerwehr und dann noch zweimal von den Pflegern aufgerichtet werden musste. Foto: Timo Deible
Schäden an den Organen drohten
Da Lina insgesamt sechs Stunden gelegen hatte, bestand die Gefahr, das ihre Organe durch den Druck ihres Eigengewichts Schaden genommen hatten. Auch junge Elefanten, die deutlich leichter und mobiler sind, legen sich in der Regel immer nur für ein, zwei Stunden hin, führt Zoo-Pressesprecher Timo Deible aus.
Feuerwehr half beim Aufstehen
Wie berichtet, hatte sich das 3,5 Tonnen schwere Tier in der Nacht zum Donnerstag nicht nur auf den Boden gelegt, sondern offenbar auch in Panik in die Ecke gedrückt. Dabei verkeilte sie ihre Vorderbeine in einem Metallgitter. Daher konnte das Pflegerteam, das mit Seilzug und Hebekissen über Hilfsmittel für diesen Fall verfügt, dem Tier auch nicht alleine helfen, sondern musste die Wehr um Unterstützung bitten.
Lina legte sich noch zweimal hin
Mehrere Tage und Nächte überwachte das Zooteam Lina im Anschluss an den Feuerwehreinsatz, half nach, damit sie nicht dehydrierte und versorgte sie auch mit Schmerzmitteln. „Wir haben alle um sie gebangt“, sagt der stellvertretende Zoochef Clemens Becker, der am späten Freitagabend bei Lina war, als diese sich erneut hinlegte.
"Wir haben alle um Lina gebangt"
Schon am Freitagmittag hatte sich Lina erst in den Sand gesetzt und dann zur Seite fallen lassen. „Da wollte sie aber sofort wieder aufstehen und wurde von den Pflegern entsprechend unterstützt“, schildert Deible. Anders in der Nacht zum Samstag: „Jetzt lag sie völlig erschöpft da, zeigte keine Regung, und wir haben schon befürchtet, dass sie sich zum Sterben hingelegt hätte“, sagt Becker.
Erschöpfungsschlaf
Offenbar sei Lina aber nur total erschöpft gewesen: Nach ein paar Stunden Schlaf wurde die Elefantenkuh wieder munter und bemühte sich, auf die Beine zu kommen – was ihr letztlich mit Unterstützung der Pfleger gelang.
„Es zahlt sich aus, dass wir auf solche Fälle vorbereitet sind – und dass wir eine ganz enge Bindung zwischen Pflegern und Tieren haben“, findet Revierleiter Robert Scholz. „Hätten wir keinen direkten Kontakt zu den Tieren, wäre es viel zu gefährlich, in solchen Situationen zu ihnen zu gehen“, erklärt er.
Wohl nur Schürfwunden, die nun mit Salbe behandelt werden, hat sich Lina bei ihrem unfreiwilligen Aufenthalt auf dem Boden zugezogen. Foto: Timo Deible
Schürfwunden vom Betonboden
Linas Schürfwunden, die sie sich auf dem Betonboden zuzog, seien nicht so schlimm und werden mit Salbe behandelt – was die Elefantenkuh anstandslos dulde. „Ihr Vertrauen zu uns hat eher noch zugenommen“, konstatiert Scholz.
Noch nicht über den Berg
Die nächsten Tage soll Lina drinnenbleiben und sich weiter erholen. Denn dass sie schon komplett über den Berg ist, möchte im Zoo niemand behaupten. Dass man aber vorsichtig optimistisch ist, belegt auch dieses Video des Karlsruher Zoos.