Syrischer Braunbär soll vor dem Aussterben bewahrt werden 10.01.18, 10:20 Uhr / von Matthias Bartl
ZitatWinterschlaf? Michael Engelmann lächelt bei der Nachfrage. „Die Syrer halten keinen Winterschlaf“, sagt der Chef des Köthener Tierparks und blickt auf den Bären, der sich sein mächtiges Kreuz an den Steinen der Rückwand des Geheges schubbert und dort auf und ab marschiert.
Der syrische Braunbärmann Balou ist vor wenigen Tagen aus Stralsund nach Köthen umgezogen. Foto: Heiko Rebsch Tatsächlich: „Balou“, so heißt der Recke im feinen Pelz, lässt nicht eine Sekunde erkennen, dass er eventuell müde wäre.
Syrischer Braunbär "Balou" ist neu im Tierpark Köthen
Was die Unruhe angeht: Nicht nur, dass „Balou“, ein syrischer Braunbär, genetisch bedingt im Winter ohne die sprichwörtliche Bärenruhe auskommt, er ist im Köthener Tierpark auch noch ein Neuling.
Einer allerdings, auf den Michael Engelmann große Hoffnungen setzt. Denn „Balou“ ist aus besonderem Grund von Stralsund nach Köthen umgezogen. „Balou“ soll hier mit „Ronja“ Nachkommen zeugen - gesunde junge syrische Braunbären.
Syrischer Braunbär ist vom Aussterben bedroht
Diese Unterart des Braunbären nämlich zählt zu den gefährdeten Arten, kommt wildlebend in ihrer angestammten Heimat, der Levante bis zum Kaukasus, kaum noch vor (nicht zuletzt kriegsbedingt) und wird auch nur in sehr wenigen europäischen Tiergärten gehalten, u.a. in Köthen.
Diese zoologischen Einrichtungen haben sich jüngst unter Federführung des Köthener Tierparks und des Heidelberger Zoos zur „Syriacus Group“ zusammengeschlossen, deren Anliegen es ist, die Unterart rasserein zu erhalten.
Tierpark Köthen: Syrische Braunbären sollen im Frühjahr zusammenkommen
Was dann eben auch die Verpaarung von Tieren mit sich bringt, die eigentlich in weit von einander entfernten Tiergärten leben. „Im Frühjahr“, beschreibt Michael Engelmann seine Wunschvorstellung, „sollen die beiden Bären zusammenkommen.“
Bis dahin ist es „ein wenig schwierig“. „Balou“ ist zwar ein Koloss, 400 Kilo schwer, kaum, dass man den betäubten Bären ins Auto nach Köthen bekommen hat. „Ronja“ ist gerade mal halb so gewichtig - aber (anfangs) bis jetzt hat die Bärendame ihren neuen Verehrer ziemlich heftig abblitzen lassen.
Auch bei Bären muss die Chemie untereinander stimmen
Vielleicht ist sie ja auch noch sauer, weil für den Neuankömmling ihre Schwester „Linda“ das Feld in Köthen räumen und an die Küste umziehen musste. Auch bei Bären gilt: Die Chemie muss stimmen, sonst wird das nichts.
Es ist nicht nur das. Balou ist das, was man einen nicht verträglichen Bären nennt. Er stereotypiert auch extrem. Ich habe mal fast eine Stunde an seinem Gehege gestanden und ihn beobachtet. Der Bär hat mir schrecklich leid getan, es war kaum zu ertragen. Was ihn so kaputt gemacht hat, kann ich nicht genau sagen. Aber ich halte es für ein großes Risiko, ihn mit einer Bärin vergesellschaften zu wollen.