Jaenicke: Tod von Nashorn Sudan wird nichts ändern 21. März 2018, 9:44 Uhr
ZitatBerlin (dpa) - Vom Tod des letzten Nördlichen Breitmaulnashorns wird keine Signalwirkung ausgehen, glaubt Tier- und Naturschützer Hannes Jaenicke.
"Es ist den Leuten völlig egal, ob Tiere aussterben oder nicht", sagte der 58-jährige Schauspieler und Umweltaktivist der Deutschen Presse-Agentur. Das Nashorn Sudan (49) starb als letzter männlicher Vertreter seiner Spezies jetzt in Kenia.
Bei einigen Afrikanern habe allerdings ein Umdenken stattgefunden. "Ich habe viel mit Rangern zu tun, die wohl wissen, worum es geht", so Jaenicke weiter. "Aber dem entgegen steht ein wüster Jagd- und Safaritourismus. Dem weißen Mann ist der Artenschutz völlig egal."
Im Wahlkampf sei das auch kein Thema, in keiner GroKo-Verhandlung, nicht mal bei den Grünen, kritisierte Jaenicke. "Wir hatten bis vor kurzem einen Landwirtschaftsminister, der hieß Schmidt, der den Einsatz von Glyphosat noch einmal um fünf Jahre verlängert hat", so Jaenicke. "Industrie, Lobbyismus sowie der desinteressierte Endverbraucher schauen tatenlos zu."
Derzeit dreht Jaenicke, der zuletzt Mitte Januar im ZDF mit der Reportage "Im Einsatz für Nashörner" einen Film über das Nashorn Sudan ablieferte, eine Dokumentation über die Geparden und über die heimischen Sing- und Zugvögel. Die Mönchsgrasmücke sei fast nicht mehr vorhanden, selbst Stare oder Spatzen seien gefährdet. Jaenicke: "Aber niemand kümmert es wirklich."
Die Hoffnung der Nashörner ruht in diesem Tank 20.03.2018 - 22:53 Uhr / von Kai Feldhaus
ZitatNairobi (Kenia) – Er war das letzte Männchen seiner Art. Wegen einer nicht heilenden Entzündung im Hinterlauf mussten Tierärzte Sudan (45), das bekannteste Nashorn der Welt, in einem Wildreservat in Kenia einschläfern. Nun ruht die letzte Hoffnung der aussterbenden Art in einem Tank in Berlin, bei minus 196 Grad Celsius.
Sudan wurde im Alter von 45 Jahren eingeschläfert. Mit Sperma aus dem Tank, der in Berlin gelagert wird, soll die Art der Nördlichen Breitmaulnashörner gerettet werden. Foto: imago, Christian Lohse
Der Tank steht im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und ist einer von nur zwei Orten weltweit, an denen noch tiefgefrorenes Sperma des Nördlichen Breitmaulnashorns lagern. Die Wissenschaftler des IZW haben über Jahre am artverwandten Südlichen Breitmaulnashorn eine Technik entwickelt, mit der man Nashorn-Kühen Eizellen entnehmen kann.
Ein Tierpfleger nimmt Abschied vom sterbenden Sudan, dem letzten Nördlichen-Breitmaulnashorn-Bullen auf unserem Planeten. Foto: AMI VITALE/National Geographic Creative
Die Deutschen sind der Schlüssel zum Fortbestand der Spezies. Denn: Weltweit sind nur noch zwei Nördliche-Breitmaulnashorn-Weibchen übrig, auch sie leben in dem Reservat in Kenia. Sudans Tochter Najin (29) und seine Enkelin Fatu (18).
Sobald die lokalen Behörden grünes Licht geben, wollen die Mediziner nach Kenia fliegen, um den Tieren Eizellen zu entnehmen. Innerhalb von 24 Stunden müssen die Eier in einem Inkubator nach Italien gebracht werden, wo ein Reproduktions-Experte sie mit dem Sperma aus dem Berliner Tank befruchten will.
Najin (l.) und Fatu sind nach dem Tod von Sudan die beiden letzten Nördlichen Breitmaulnashörner. Foto: REUTERS
Der Embryo soll dann eingefroren, später in einem europäischen Zoo einer Südlichen-Breitmaulnashorn-Kuh eingesetzt werden. „Gelingt die komplexe Mission, könnte 18 Monate später wieder ein Nördliches Breitmaulnashorn zur Welt kommen“, sagt Steven Seet (49) vom IZW. Das wäre nur der Anfang: Als stabil gilt eine Spezies erst, wenn es 50 Tiere ihrer Art gibt.
Ja, ist traurig, dass Sudan tot ist. Ein schwacher Trost für mich ist, dass er nicht Wilderern zum Opfer gefallen ist, sondern aus Altersschwäche starb und sich nicht länger quälen mußte, sondern erlöst werden konnte.
Wahrscheinlich hat H. Jaenicke nicht ganz unrecht, es ist fraglich, ob sich viel ändern wird. Traurig, aber wahrscheinlich Realität.