Es gibt Tage, da lassen sich dienstliche und private Dinge sehr gut in Übereinstimmung bringen. Gestern war so ein Tag.
Ich hatte mich für eine Tagung in Berlin angemeldet und der Veranstaltungsort befand sich nur wenige Autominuten vom Zoo entfernt. Was lag also näher, als den sonnigen Herbsttag im Zoo zu beschließen ?
Ich stand kurz nach 15.00 Uhr am Löwentor und wollte gerade meine Jahreskarte zücken, da kamen PetraW, Spreewaldmarion und water aus dem Zoo. Ich habe mich sehr gefreut und natürlich haben wir noch ein paar Worte gewechselt. Die Frauen kamen gerade von Knut und erzählten, dass dieser Nachmittag kein guter Tag für ihn sei. Er sei sehr unsicher und Giovanna ließe ihn wenig zur Ruhe kommen. Ich sauste natürlich sofort zu Knut und Giovanna.
Da ich mich bis 18.00 Uhr nur dort aufhielt, wird das hier kein Zoobericht, sondern die Schilderung meiner ganz persönlichen und subjektiven Eindrücke von diesem einem Nachmittag bei Knut und Giovanna.
Als ich bei den beiden Bären ankam, lag Knut im hinteren Bereich der Anlage, auf den Felsen und zwar so weit wie möglich am Abhang zum Graben.
Er versuchte zu ruhen, musste allerdings immer wieder nachsehen, wo sich Giovanna aufhielt. Sie befand sich genau gegenüber. Es herrschte also erst einmal Ruhe.
Nach einer Weile stand Giovanna auf und begann Knut in gemäßigtem Tempo über die Anlage zu „schieben“. Sie näherte sich ihm und er erhob sich, um ihr auszuweichen. Irgendwer am Gehege sagte, dass er langsamer und später aufstehen würde, als vor ein paar Tagen. Das sei doch ein gutes Zeichen. Ich sehe das allerdings anders. Auf mich machte der Bär einen völlig erschöpften Eindruck. Er stand erst im für ihn allerletzten Moment auf und ging.
Knut suchte sich also immer wieder einen anderen Platz, Giovanna näherte sich und alles begann von vorn. Bis auf kurze Unterbrechungen machte die Bärin das eine ¾ Stunde lang (ich habe auf die Uhr gesehen). Giovanna macht hier das, was die Natur ihr vorgibt. Sie versucht sich durchzusetzen und Knut ihre Überlegenheit auf ganz deutliche Weise zu zeigen. Hin und wieder brummten die Bären sich an, wer - wen konnte ich nicht feststellen. Allerdings ist auf dem folgenden Foto deutlich zu erkennen, dass Giovanna ihren Unwillen äußert.
Giovanna war ebenso wie Knut vorsichtig und manchmal unsicher, aber sie hielt sich gerade und trugt den Kopf hoch. Sie ging auch direkt auf Knut zu. Knut hielt sich sehr krumm, der Kopf war eingezogen und er näherte sich Giovanna fast immer seitwärts oder von hinten.
Allerdings näherte er sich selten, meistens wich er aus.
Knut lag fast nie auf seinem Sandbett.
Falls doch, dann lag er nicht lange dort, Giovanna kam und jagte ihn weg.
Knut wusste nicht ein noch aus und begann sogar einmal für kurze Zeit den Kopf hin- und herzuschaukeln.
Irgendwann begab sich Giovanna in die Nähe der Höhle und forderte mit ein paar ordentlichen Tatzenhieben Einlass. Sie lag dann in der Nähe des Innengeheges und wartete auf das Geräusch des Schiebers. Knut näherte sich seinem Sandbett und legte sich dort hin.
Knut hat den ganzen Nachmittag sehr kurz geatmet, warum auch immer. Zuerst habe ich vermutet, dass die warmen Temperaturen die Ursache dafür wären. Aber im Sommer, bei 30 Grad, habe ich das nicht gesehen. Auch die Unterlippe hatte er oft zurückgezogen.
Gegen 16.15 Uhr ging der Schieber auf und Giovanna verschwand nach drinnen.
Knut blieb auf seinem Sandbett und schien sehr müde zu sein.
Allerdings war an schlafen nicht zu denken, denn er schaute immer wieder in Richtung Höhle.
Er tat das mit Sicherheit nicht, weil ihm Giovanna fehlte, wie eine Dame neben mir immer wieder äußerte. Ich glaube, er vergewisserte sich eher, dass niemand außer ihm auf der Anlage war. Manchmal klappte er ganz kurz seine Augen zu.
Knut hat auch extrem lange an seinen Tatzen genuckert und das immer wieder.
Als die Zeit für´s Abendbrot näher rückte, ging Knut in Richtung Innengehege. Hier lag er eine ganze Weile, reckte uns seine nette Kehrseite zu und wartete auf das Knarren des Schiebers. Mit der Zeit wurde er immer ruhiger. Wenn man sich die Fotos anschaut wird man sehen, dass er, nachdem Giovanna nicht mehr draußen war, auch seinen Kopf hob und wieder gerade hielt.
Im Gegensatz zum Vormittag, war das wirklich kein guter Nachmittag für Knut. Wie soll es auch anders sein. Nach einer guten Woche des direkten Kontakts war ja auch nicht zu erwarten, dass zwischen den beiden Bären nur eitel Sonnenschein herrscht.
Damit mich niemand falsch versteht, ich finde es wichtig und richtig, dass Kontakt Knut und Giovanna die Anlage teilen und voneinander lernen können. Es war allerhöchste Zeit dafür, vor allem für Knut!
Die Situation ist für beide Bären nicht einfach. Es wird ganz sicher auch in der nächsten Zeit noch gute und weniger gute Tage oder Stunden geben.
Beide Bären haben eine Riesenaufgabe zu bewältigen und Giovanna verhält sich völlig situationsgerecht. Ich hoffe, dass die Bären ihren Weg finden und dass er in eine gemeinsame Zukunft führen kann.
Aber ganz ehrlich, leid hat er mir gestern getan, der Knut!
GiselaH
Weitere Bilder findet ihr hier:
http://family.webshots.com/album/574999 ... Tj?start=0
2 kleine Videos (aufgenommen mit dem Fotoapparat) stelle ich nachher noch dazu.