Noch schneller war die Kugel aus dem Gewehrlauf des pflichtbewussten Jägers, die der drohenden „Gefahr“ ein Ende setzte.
Langsam war hingegen die Behörde, die doch tatsächlich 4 Tage benötigte, um eine amtliche Ausrede für eine vollkommen unsinnige Entscheidung zu erfinden.
Welche Gefahr jedoch von einem frei laufenden Hirsch ausgeht, und besonders für wen das Tier eine Gefahr sein sollte, wird die Behörde wohl kaum – auch nicht in vielen weiteren Tagen – plausibel erklären können.
Aber, der in wenigen Minuten entschiedene Abschuss passt in die heutige Zeit.
Bevor man [Behörde] sich tatsächlich Gedanken macht, wird nach der einfachsten und preiswertesten Lösung gesucht.
Da zaubern die Behörden z.B. das Argument aus dem Hut, dass sich die Kühe durch Harry Hirsch gestört fühlen könnten und auf die nahe gelegenen Gleisen laufen könnten.
Seit vielen Jahren ist bekannt, dass sich Rehe und auch Hirsche schon mal zu einer Herde Kühe gesellen. Kühe stören sich an diesen Besuchen niemals und sehen keinerlei Veranlassung sich in irgendeiner Weise stören zu lassen. Zudem dürfte zwischen Bahngleis und Weide ein entsprechender Zaun stehen, den die Kühe sei langen Jahren als feindliche Einheit betrachten.
Vielleicht ist die Entscheidung ja auch von einem Großstädter [Jever, Esens, Schortens] getroffen worden, der noch niemals auf die Wiesen blickte und das friedliche Miteinander von Kühen, Rehen und Hirschen nicht nachvollziehen kann.
Dabei hätte es ja so viele und einfache Möglichkeiten gegeben.
Da hätte der Bauer sicher herzlich gelacht, wenn ihm die Ämter mitgeteilt hätten, dass ein Hirsch seine Kühe auf die Bahngleise treiben könnte.
Auch hätte man Harry Hirsch sicher dazu überreden können, die Wiese wieder in Richtung Wald zu verlassen. Dazu hätte man aber wohl den bequemen Amtstuhl verlassen müssen.
Noch einfacher: Ein Blick in die Liste der Halter solcher Tiere. So viele gibt es davon in unserer Gegend nicht, und jedes einzelne Tier ist amtlich gemeldet. Schon hätte der Amtsschimmel einen Fachmann – den Halter – vor Ort haben können, der sicher alles daran gesetzt hätte, seinen besonderen weißen lebend Hirsch wieder zu bekommen.
Hinzu kommt, dass ein weißer Hirsch nicht gerade in Mengen vorkommt, und sich wohl jeder Tierpark diese Attraktion gern lebend abgeholt hätte. Und gerade ein so zutrauliches Tier ist sehr leicht zu betäuben und schon hätte Harry Hirsch ein sicheres Zuhause gehabt.
Geschützt vor den Menschen, die immer wieder das Tier als Bedrohung ansehen, und dabei vergessen, dass die Menschen die einzige Bedrohung sind. Die Bedrohung für die Tiere, die so gar nichts dafür können, dass wir Menschen nicht in der Lage sind mit ihnen zusammen zu leben und uns an ihnen zu erfreuen.
Vielleicht sollte gerade diese Behörde einmal tatsächliche Gefahrenabwehr betreiben, und die Tiere vor dem Menschen schützen.
Da gäbe es so viele Tätigkeitsfelder, dass der Amtstag mit sinnvoller Arbeit gefüllt werden könnte.
So könnten diese fleißigen „Gefahrenabwehrer“ ihre warme Amtsstube verlassen und an jeder Straße mit Wildwechsel große Schilder anbringen, mit welchen Schritttempo vorgeschrieben wird. Und wenn diese Tat vollbracht ist, könnten sie die Einhaltung dieser Vorschrift mit allen Mitteln bei den Menschen durchsetzten.
Aber wir Menschen werden weiter Straßen und Bahnlinien durch Waldgebiete bauen, um dann die Fahrzeugführer vor den Gefahren aus dem Wald zu schützen.
Bevor diejenigen, die für den unsinnigen Abschuss von Harry Hirsch verantwortlich sind, Vernunft annehmen, werden sie wohl eher als nächstes auch noch alle Igel, Kröten, Hasen, Eichhörnchen, Ameisen usw. zu einer Gefahr für den Menschen erklären und zur Gefahrenabwehr über gehen.
Ob sich jedoch auch für diese Abschüsse so schnell ein williger Jäger finden wird, mag bezweifelt werden?
Aber was will man auch von Amtsschimmeln erwarten, die Legebatterien, Putenmastställe, Massenhaltung von Schweinen und neuerdings auch Ziegen mit dem amtlichen Stempel der artgerechten Haltung versehen.
So laut der Wilhelmshavener Zeitung