@ Ixamari:
Ich habe den Eindruck, du hast meine Kritik am Zoo Hannover missverstanden.
Ich bin nicht der Ansicht, dass das Konzept des Zoos Hannover keinen wirtschaftlichen Erfolg bringt. Nach dem Artikel "Menschen, Tiere, Sensationen, Erfolg" hat man dort nach strengen betriebswirtschaftlichen Kriterien Studien durchgeführt und daraus ein Konzept entwickelt. Offenbar waren die Studien gut und aus einer betriebswirtschaftlichen am finanziellen Erfolg orientierten Sicht hat man gut gearbeitet.
Ich bin nur nicht glücklich damit, wenn Zoo Konzepte in erster Linie nach betriebswirtschaftlichen Kriterien entwickelt werden. Yukon Bay hat 36 Mio Euro gekostet, die müssen auch wieder eingenommen werden, als müssen viele Besucher in den Zoo gehen und dort möglichst lange bleiben und viel Geld ausgeben. Also sollen sie dort einen schönen Tag verbringen, bei dem die Tiere nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen müssen.
Zitat
Dieser Gedanke brachte Machens auf die richtige Fährte: Die Menschen kommen nicht nur wegen der Tiere, sondern weil sie einen schönen, interessanten Tag in der Familie oder in der Gruppe haben wollen. Damit hatte Machens seine richtige Frage. Sie lautet: Wie ermöglicht man ihnen das?
Nach meiner Ansicht ist es nicht in erster Linie die Aufgabe eines Zoos, den Zoobesuchern einen schönen Tag mit möglichst vielen Attraktionen zu bieten. Für mich sollte der Artenschutz im Mittelpunkt stehen und ein Zoo sollte in erster Linie für Besucher gedacht sein, die ihn wegen der Tiere und nicht wegen einer Bootsfahrt oder ähnlicher Attraktionen besuchen. Aber das ist nur meine Meinung, andere Menschen sehen das anders. Ich kenne den Zoo Hannover von Besuchen in vergangenen Jahren und er hat mir nicht schlecht gefallen, aber ich mag - und das ist einfach mein persönlicher Geschmack - andere Zoos, die weniger Kulisse und mehr Natur bieten lieber. Mein Lieblingszoo ist der Zoo von Doué la Fontaine, der in einer besonderen, natürlichen Umgebung, attraktive Gehege mit Tieren bietet, die fast alle im Zusammenhang mit einem Artenschutzprojekt in situ stehen, aber es gibt dort keinen Spielplatz und bis auf eine Pinguin Fütterung keine Showfütterung. Natürlich besuchen dort weniger Menschen den Zoo als in Hannover. Ich mag den Parc des Felins in Nesles, der mit ganz einfach gestalteten Gehegen, den Tieren viel Raum bietet und den Zoobesuchern Geduld beim Beobachten der Raubkatzen abverlangt.
Ich sehe eine Tendenz zu aufwändigen, teuren Anlagen, die möglichst viele Besucher in den Zoo locken sollen. Das führt dazu, dass viele Anlagen nicht modernisiert werden, weil für die spektakuläre Lösung kein Geld da ist und die preiswerte gar nicht erst in Angriff genommen wird, weil sie als zu wenig attraktiv erscheint. Eine Eisbärenanlage für 9 Mio Euro wird erst gar nicht gebaut, eine preiswerte wie die von Mercedes in Schottland, die man auch ohne militärische Unterstützung schon für umgerechnet 450 000 Euro bauen könnte, ist in Deutschland quasi unmöglich. Ich würde gerne auf Unterwassersichten, Wellenanlagen, Kunstfelsen, meterhohen Sichtscheiben verzichten und mich mit Zäunen und kleineren Einblicken durch Scheiben oder von Plattformen auf eine mit natürlichen Mitteln gestaltete Tundralandschaft begnügen, wenn das bedeuten würde, dass keine Eisbären mehr auf Anlagen wie in Wuppertal, Neumünster, Rostock und Stuttgart leben müssten.
Aber natürlich haben auch Zoos wie der Erlebniszoo Hannover ihre Existenzberechtigung. Es gibt unterschiedlich Bedürfisse bei den Menschen, die einen Zoo besuchen, also muss es auch unterschiedliche Zoos geben.