Die Scheidung ist besiegelt, der Neue ist eingezogen
Womanizer, die eingeflogen werden, um Gepardenweibchen in die Kunst der Liebe einzuweisen, Frösche, die sich blau färben, um ihren Damen zu imponieren – bei Carolin Glesmers Führungen geht es außerordentlich unterhaltsam zu. Deshalb haben wir die Zoo-Mitarbeiterin gebeten, jede Woche einen ihrer Lieblinge auf das-ist-rostock.de vorzustellen.
Wissen Sie, wie lange wir schon Eisbären halten? Länger als ein halbes Jahrhundert. 1958 trafen sich auf der damals neuen Anlage Katja, ein junges russisches Eisbärenfräulein, und der Norweger Olaf. Dieses Pärchen sorgte bald für Aufsehen. Denn Katja brachte alle drei Jahre ein Junges zur Welt. Heute zählt sie zur Urmutter der Rostocker Eisbären. Zudem sorgte sie für einen Weltrekord: In 15 Jahren warfen sie und ihre Freundinnen, die mittlerweile auch auf der Anlage wohnten, fast 30 Einbärenbabys. Deshalb führen wir seit den 80er-Jahren das Internationale Zuchtbuch für Eisbären.
Eisbären in Zoos werden immer seltener. 633 dieser beeindruckenden Raubtiere lebten 1980 in 199 Tierparks auf der ganzen Welt, 2008 waren es nur noch 352 in 134 Zoos. Der Grund: Zoos und Tierparks wollen ihre Tiere artgerecht halten – oft fehlt aber das Geld dafür. Zudem werden in ihrem natürlichen Bestand gefährdete Tiere – und dazu zählt der Eisbär, dem wegen des Klimawandels die Eisschollen unter den Tatzen weg schmelzen – ins Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) aufgenommen. Ein wichtiger Grundsatz beim EEP ist, dass bedrohte Tiere nur dorthin abgegeben werden, wo die Haltungsbedingungen optimal sind. Sind sie es nicht, wird die Tierhaltung lieber aufgegeben. Es geht schließlich ums Wohl der Tiere. In den Zoos werden diese Publikumslieblinge dadurch immer seltener.
Aktuell beherbergt der Rostocker Zoo drei von ihnen: Vienna, unsere Eisbärendame, Churchill, ihr Exmann, und Blizzard, der junge Italiener. Wie es zu dieser seltsamen Konstellation kam? Vienna und Churchill waren einst ein tolles Paar. Nicht umsonst gab es von 1996 bis 2004 regelmäßig Nachkommen auf der Bärenburg. Sogar ein Zwillingspaar – Venus und Valeska – haben sie liebevoll aufgezogen. Aber dann verstritten sich die beiden. Der Gipfel: Churchill biss Vienna heftig ins linke Hinterbein, sie reichte die Scheidung ein. Sämtliche Vermittlungsversuche der Pfleger waren vergeblich: Es war aus.
Das ist mittlerweile fünf Jahre her. Churchill lebt jetzt allein auf der kleineren Mutter-Kind-Anlage. Die Scheidung ist durch.
Im vergangenen Dezember ist Blizzard bei Vienna eingezogen, ein junger Italiener. Trotz des Altersunterschieds von 18 Jahren und der Sprachdifferenzen verstehen sich beide super. Und sowohl Pfleger als auch Zoobesucher hoffen auf die Fortsetzung der Reihe süßer, wuschliger Eisbärenbabys im Rostocker Zoo. Auf dass es hier auch in Zukunft Eisbären zu sehen gibt
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