Hallo Barbara!
Danke für Deinen Beitrag zu diesem wichtigen Thema! Da muß ich zu allen Punkten zustimmen! Das Zurückgehen der Besucherzahlen müßte doch inzwischen endlich mal auch den Zooverantwortlichen auffallen! So was ist doch kein Zufall. Sogar am Sonntag im Berliner Zoo waren am Nachmittag unglaublich wenig Besucher da - auch gestern. So viel, die man kannte, sind weg geblieben. Du erwähnst, "daß die Besucherzahlen im Berliner Tierpark sich zwischen 1989 und heute im mehr als 65 Prozent (!) verringert haben." Das ist ja mehr als schlimm!
Ich habe so manchen auswärtigen Besucher reden hören: ja, wenn die Bären nichts zum Spielen haben und "bloß" rum liegen, warum soll ich nach Berlin reisen, wenn es Zoos gibt, wo die Tiere beim Beschäftigen mit Spielzeug viel interessanter aussehen. Da macht doch das Betrachten und auch das Fotografieren der Bären viel mehr Spaß, als wenn man nur langweilige Bilder hat, auf denen die Tiere liegen und vor Langerweile nicht wissen, was sie tun sollen. Ich kann sie durchaus verstehen.
Ich jedenfalls wünsche mir auch und vor allem eine grundlegende Verbesserung für alle lebenden Tiere im Zoo und Tierpark. Und nicht allein nur für die Eisbären! Ich sehe z.B. auch die anderen Tiere, z.B. die anderen großen und kleineren Raubtiere, die den ganzen Winter über auf einem kleinsten Fleck ausharren müssen, sich nicht zurückziehen können, den ganzen Tag nur begafft werden, den Lärm der Besucher aushalten müssen... und z.B. auch die großen und kleineren Vögel... Wenn man durch deren Innen- bzw. Außengehege geht, sieht man diese Tiere, wie auch sie gelangweilt auf dem Ast sitzen - ohne auch nur etwas Grünes oder etwas zum Beschäftigen zu haben. Vögel ohne Grünzeug kann ich mir gar nicht vorstellen, aber bei uns im Zoo können so manche Vögel sich nicht mal an einem Blatt erfreuen, es betrachten, wie es sich bewegt, hören, welche Geräusche es macht.... geschweige denn mal sich hinter einem solchen verstecken oder daran zupfen zu können...
Die Tiere, die so gehalten werden, warten quasi tagein, tagaus nur auf´s Futter, auf den Abend, auf den Morgen, auf den Tod! Was für ein Leben! So was wird unseren Kindern zum Betrachten angeboten, und dann sollen sie den Tieren mit Respekt begegnen und wie sollen sie lernen, daß auch die Tiere eine Würde haben. Was für einen pädagogischen Wert hat so was denn?
Der Mensch hat die Tiere nicht bekommen, um sie auf unterschiedlichste Weise zu quälen. Die Menschen sollten sich die Erde zwar "untertan" machen, aber das heißt: sie sollten die Tiere akzeptieren und hegen, pflegen, bewahren, schützen... - aber niemals sollten sie einfach so gequält werden, weder als Ausstellungsstücke in viel zu kleinen Gehegen noch sonstwie auch außerhalb vom Zoo, wo manche Menschen nur ihren Frust an Tieren auslassen, wo die Tiere gar nichts dafür können, aus welchen Beweggründen auch immer diese Menschen das tun.
Aber, wenn man den Kindern im Zoo vorzeigt, wie man die Tiere einfach nur so minderwertig aufbewahrt und ihnen nicht zeigt, wie sie eigentlich wirklich zu verstehen und zu behandeln sind, wie und wo sollen die Kinder denn von dem jeweiligen Tier im Zoo dessen verhältnismäßig natürliches Verhalten die richtige Erkenntnis erhalten, wenn ein Zoo nicht in der Lage ist, den gefangen gehaltenen Tieren es so gut wie möglich zum machen, ihnen das Gefängnis wenigstens mit Ersatzbeschäftigungen ihr unnatürliches Leben erträglich zu machen. Wenn z.B. Affen aus langer Weile und Frust ihren Kot an die Zuschauerscheibe werfen und sich auch sonst ganz unnatürlich verhalten, oder wenn Raubtiere in Lethargie stundenlang stur am Zaun entlang laufen oder wie unsere Eisbärin Tosca so oft stundenlang 2,3 Schritte vor bzw. zurück läuft mit wiegenden Kopfbewegungen, dann ist es das, was die Kinder aufnehmen und auch mit nach Hause nehmen: so sind diese Tiere auch in der freien Natur... -
(und zwischendurch gibt es Besucher, die sich über die unnatürlichen Verhaltensweisen der Tiere lustig machen - ohne nachzudenken. Auch das kriegen so oft die Kinder im Zoo mit - auch so manche Eltern der Kinder habe ich sich lustig machend zu ihren Kindern reden hören!!!
Aber in den Tiersendungen der Tierfilmer, die diese Tiere vor Ort im realen Leben filmen, da wird ihnen ja ganz was anderes vermittelt. Man könnte eigentlich auf solche Zoos verzichten, die den Kindern völlig falsche Verhaltensweisen der Tiere zeigen. Das Pädagogische kann ein solcher Zoo jedenfalls nicht geben. Wenn man mit Schulklassen in den Zoo geht, dann hat der Lehrer aber eine gehörige Aufgabe, all das irgendwie auszugleichen! Und woher soll er die Zeit dafür nehmen? Aber das, was die Kinder durch den Besuch gesehen haben, das setzt sich fest in ihrer Erinnerung.
Der Berliner Zoo hat sehr viel Beschäftigungsmaterial von Besuchern gespendet bekommen, was den Tieren einfach nicht gegeben wird, es wird ihnen verweigert.
Man merkte dem Knut an, wie ungelenkig er geworden war, als er auf der neuen Anlage lebte. Das war er längst nicht so auf der alten Anlage. Und wenn er dann noch öfter mal in einer ängstlichen Kauerstellung rum lief, das war doch recht schlimm.
Man wird wirklich auf alle anderen Zoos neidisch, die den Tieren jede Menge Spielzeug zum Beschäftigen geben. Spiel- bzw. Beschäftigungsmaterialien dienen auch den Tieren als Kommunikationsmittel. Macht ihnen Spaß... und den Besuchern schließlich auch!
Nur faul rum liegen und auf´s Futter warten bzw. auf´s Reingehen, das ist doch wirklich echt traurig - ein Dahinvegetieren. Oh, ich möchte da nicht als Tierpfleger angestellt sein. Da gibt es doch so viele Tierpfleger, Reviertierpfleger, einen Kurator und mehrere Tierärzte - und die schaffen es nicht, den Dr. B. mit Argumenten zu überzeugen? Ich kann mir das gar nicht vorstellen.
NoLa