Montag, 30. Januar 2012 03:06 - Von Tanja Laninger
Zirkuselefant "Mausi" ist wahrscheinlich an einem Darmverschluss gestorben. Das sagte jetzt Stadtrat Marc Schulte (SPD) aus Charlottenburg-Wilmersdorf. "Wir warten auf den endgültigen Sektionsbefund."
ZitatDer Kadaver des Tieres wird in einer belgischen Veterinärklinik untersucht. "Mausi" war am 17. Januar vor den Türen des Zoos Pairi Daiza südlich von Brüssel gestorben. Dorthin hatte der Circus Voyage, der derzeit am Berliner Olympiastadion gastiert, die Kuh verkaufen wollen.
Der Fall Mausi bewegt das Bezirksamt, den Zirkus und Tierschützer seit mehreren Jahren. Und mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft Potsdam. Die prüft eine Anzeige der Tierschutzorganisation Peta gegen das Veterinäramt Potsdam, weil es den Transport des kranken Zirkustiers im November 2011 nach einem Gastspiel in der Stadt nicht verhinderte. Doch in erster Linie geht es Mausis Reise nach Belgien. Mitglieder des Vereins Elefanten-Schutz Europa wollten die Elefantendame aus dem herumreisenden Zirkus lösen und stationär unterbringen. Ihre Argumente: "Mausi" war krank und sei in ihrer Herde unterdrückt worden. Die Tierschützer wollten den Transport zahlen und hatten eine neue Unterkunft besorgt: im belgischen Zoo Pairi Daiza. Doch noch im vergangenen Jahr wollte der Zirkusdirektor den Elefanten nicht verkaufen. "Dann ging es dieses Jahr ganz schnell", sagte der Biologe Tobias Dornbusch vom Elefanten-Schutz-Verein. Dornbuschs Verdacht ist, dass der Zirkus das kranke Tier - das schon seit Jahren Auftrittsverbot hatte - abschieben wollte. "Wäre Mausi erst ein, zwei Wochen später gestorben, hätte das in Berlin für keinen Ärger mehr gesorgt." Zirkusdirektor Alois Spindler war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. "Auflagen eingehalten"
Stadtrat Schulte weist die Interpretation der Tierschützer zurück. "Wir haben nicht nach dem Motto gehandelt, wenn der Elefant weg ist, ist das Problem weg." Der Bezirk sei in einer schwierigen Situation. "Wir sind als Aufsichtsamt dafür, dass Wildtiere zur Winterzeit nicht in Zirkussen auftreten sollen. Aber rechtlich ist das erlaubt, und so haben wir nur die Möglichkeit zu kontrollieren, ob die Auflagen eingehalten werden", sagte Schulte. Und die habe der Zirkus erfüllt. Außerdem sei "Mausi" nach Ansicht der Veterinäre gesund genug gewesen für einen Transport. Den organisierte der Zirkus. Auf der Reise soll das Tier keinen Kot abgesetzt haben - was zu dem tödlichen Darmverschluss geführt haben könnte. "Wir wussten von keiner Krankheit, außer von Arthrose. Aber die verhindert keinen Transport", sagte Stadtrat Schulte.
"Mausi" litt seit Jahren unter der Krankheit. Das hatte der ehemalige Zootierarzt Dietmar Jarofke schon vor zwei Jahren erstmals und jetzt Anfang Januar anhand von Messungen mit Wärmebildkameras bestätigt. "Der Elefant lahmte, keines seiner Beine war okay. Aber ich konnte die dramatische Einschätzung der Tierschützer nicht bestätigen, denn der Elefant konnte sich ablegen." Jarofke sprach sich aber gegen eine Verlegung in einen Zoo aus, um ihr dort Rangkämpfe in einer neuen Heerde zu ersparen. "Mausi" wurde dennoch Richtung Brüssel transportiert. Es war ihre letzte Reise.