ZitatWenn die künftigen Bewohner des Geheges "Eismeer" im Tierpark Hagenbeck wüssten, was so alles um ihr neues Zuhause vor sich geht, sie würden sich tierisch wundern. Während bei der Tierparkleitung und den Besuchern die Vorfreude auf die dort bald lebenden Eisbären, Pinguine und Walrosse groß ist, ist die Stimmung bei einigen Anwohnern frostig.
Seit 2009 wird an der neuen Eismeer-Landschaft nahe der Tierparkallee in Stellingen, Bezirk Eimsbüttel, gebaut. In Tradition des vor mehr als 100 Jahren errichteten "Nordmeer"-Geheges soll hier das neue Zuhause für Eisbären und Co. auf einer Gesamtfläche von mehr als 8000 Quadratmetern entstehen. Jahrelang war an dieser Stelle nur die Ruine des alten "Nordmeer"-Panoramas zu sehen. Im Januar 2009 informierte Tierpark-Geschäftsführer Joachim Weinlig-Hagenbeck die Anwohner der angrenzenden Tierparkallee in einem zweiseitigen Schreiben über das geplante Projekt und bat um Verständnis für die möglichen Beeinträchtigungen. Beigelegt waren jeweils zwei Tageskarten für den Tierpark.
Doch nach mehr als zwei Jahren Bauzeit sind einige Anwohner verärgert und reagieren mit Unverständnis auf die Baumaßnahmen. "Wir müssen die tägliche Lärmbelästigung teilweise ab 6 Uhr morgens bis 20 Uhr abends ertragen", sagt Anwohnerin Manuela Wöritz, 43. Dass die Bauzeit sich verlängert habe, komme dabei erschwerend hinzu. In dem Schreiben von Weinlig-Hagenbeck wurde die Eröffnung des Geheges für März 2011 angekündigt, nun werden die Bauarbeiten voraussichtlich erst im August 2011 beendet sein.
"Wir hatten zwei harte Winter, die für Verzögerungen gesorgt haben. In dieser Zeit gab es für die Anwohner aber auch kaum Lärm, denn die Arbeiten lagen wegen der Witterung quasi still", sagt Joachim Weinlig-Hagenbeck. Um den Lärm durch an- sowie abfahrende Fahrzeuge auf der Tierparkallee zu mindern, habe man eine weitere Baustellenzufahrt am Gazellenkamp eingerichtet. Doch das scheint die verärgerten Anwohner nicht zu besänftigen. "Lärm und Dreck sind einfach unerträglich. Ich habe auch schon mehrmals die Polizei angerufen, weil hier um halb neun abends immer noch gebaut wurde", sagt Anwohnerin Agnes Peters. Ein solcher Vorfall wurde dem Bezirksamt Eimsbüttel jedoch nicht gemeldet. "Über Ordnungswidrigkeiten aufgrund zu langer Arbeiten auf der Baustelle ist uns nichts bekannt", sagt Aileen Röpke, Sprecherin des Bezirksamts Eimsbüttel.
Anwohnerin Manuela Wöritz war bisher gerne Tierparkbesucherin und -unterstützerin. Sie stören die Beeinträchtigungen durch die Baustelle aber schon seit Juli 2010. Damals verfasste sie erstmals ein Schreiben an den Tierpark-Geschäftsführer Joachim Weinlig-Hagenbeck. Darin fragte sie, wie lange die Anwohner insbesondere das monatelange Parkverbot sowie den täglichen Baulärm noch ertragen müssten. Antwort erhielt sie keine. "Das fand ich schon sehr enttäuschend", sagt Wöritz. Im April 2011 verfasste Wöritz ein zweites Beschwerdeschreiben. Diesmal erhielt sie wenige Tage später eine Antwort: das "Schlimmste" sei vorbei.
"Wir haben eine Baugenehmigung, und auch die Halteverbotsschilder wurden von der Behörde genehmigt. Ich kann doch nicht alle paar Monate jeden Nachbarn über den Verlauf des Baus informieren", sagt Joachim Weinlig-Hagenbeck dazu. In jedem anderen Wohngebiet könne es auch passieren, dass nebenan gebaut wird.
Für Manuela Wöritz ist auch die Ersatzbepflanzung ein Thema, denn die Bäume entlang der ehemaligen Ruine mussten für den Bau abgeholzt werden. Bisher gibt es keine neuen Hecken oder Bäume, die die Sicht auf den Betonbau verdecken - und verschönern. "Ersatzpflanzungen sind nicht an dem ursprünglichen Standort zu verwirklichen. Es werden 35 Laubbäume auf dem Grundstück und fünf Laubbäume an der Tierparkallee als Ersatz nachgepflanzt", sagt Aileen Röpke vom Bezirksamt Eimsbüttel.
Doch nicht alle Nachbarn des Tierparks sind verärgert über die Bauarbeiten. "Das ist eben so, wenn gebaut wird. Und es muss nun mal ein neues Eisbären-Gehege geben", sagt Anwohner Theodor Lauschkin, 76, der von seinem Balkon direkt auf das neue Gehege blickt. Das "Eismeer" wird für Besucher erst ab 2012 zu sehen sein, da die Tiere Zeit zum Eingewöhnen brauchen. Hoffentlich taut die Stimmung rund um die Anlage zwischen Bewohnern und Tierparkleitung bis dahin auf.
Quelle: abendblatt.de online / vom 29. Juni 2011
Anmerkung als Hamburgerin: Die Strassen auf der Rückseite des Tierparks, wo auch das Eismeer entsteht, sind in der Tat sehr eng und es ist ein reines Wohngebiet. Die Anwohner haben aber lange genug vorher gewusst, was da auf sie zukommt und das es auch witterungsbedingt zu Verzögerungen kommen kann. Davon mal abgesehen, bewohnt ein Teil der Familie Hagenbeck genau dort ein riesiges Anwesen. Man kann es eben nie allen Menschen Recht machen. Ich wäre überglücklich, wenn ich dort wohnen könnte, aber bei den Mieten hebt es einen leider aus den Angeln...
Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich Dich sehen kann, wann immer ich will.
#2 von
AdsBot [Google]
(
gelöscht
)
, 12.07.2011 15:32
Die Leutchen sollen sich mal nicht so anstellen, gebaut wird überall und das ist nunmal mit Dreck und Lärm verbunden und ja auch zeitlich begrenzt. Man könnte die Anwohner zur Eröffnung einladen und ihnen Freikarten spendieren, damit sie sehen was da Schönes geschaffen wurde.
@Crissi Ich denke, das lässt sich die Familie Hagenbeck garantiert nicht nehmen die Anwohner zur Eröffnung einzuladen. Ich würde da soooooo gerne wohnen... Aber ich bin leider nicht der Maßstab.
Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich Dich sehen kann, wann immer ich will.
Liebe Conny, wie immer: des einen Freud, des anderen Leid.
So sehr ich mich für die Eisbären freue, die Anwohner sind garantiert genervt. Baulärm ist schrecklich und kann einen zum Wahnsinn treiben; und am Abend keine Parkplatz zu finden ist ja auch ärgerlich. Einige Anwohner werden aber mit Blick auf die Eisbärenanlage verwöhnt, wenn das alles mal fertig ist und die längste Zeit der Baumaßnahme ist ja wohl schon überstanden. Wenn alles mal fertig ist, werden die Anwohner diese lästige Zeit wohl schnell wieder vergessen.