Liebe Water und liebe Sylvia,
wenn die Tiere in eine Stressituation kommen, stereotypieren sie, es dabei werden im Hirn Endorphine freigesetzt (Glückshormone), das lenkt vom Stress ab. Die Tiere erkennen ganz schnell, wie sie sich in einer Stressituation ablenken können, nämlich durch Stereotypieren. Mit der Zeit kommt eine Art Sucht nach den Glückhormonen auf, dazu muss nicht unbedingt eine Stressituation überhaupt vorhanden sein.
Auf dem Gnadenhof gibt es auch kein Plastikspiezeug! Es wird mit Duft gearbeitet (Maggi-getränktes Heu in einem Jutesack als Beispiel), Bären haben eine sehr feine Nase und das kann man als Therapie einsetzen. Sie bekommen nicht immer zur gleichen Zeit Futter, damit sie nicht anfangen zu stereotypieren bis das Futter kommt. Futter wird versteckt oder in Holzscheiben eingearbeitet. Sie bekommen nicht einmal täglich die gleiche Menge. Pro Woche z.B. eine bestimmte Menge, die 1-5x pro Tag gefüttert wird. Niermals Futter aus der Hand des Pflegers! Das Futter liegt immer an einer anderen Stelle, sie müssen es suchen (Ersatz für den Jagdtrieb). Das hier sind nur einige wenige Beispiele. Vorteilhaft auf dem Gnadenhof ist natürlich der Platz mit 11ha Waldgebiet. Die Tiere werden regelmäßig "umgesperrt", sie haben dadurch ständig eine etwas andere Umgebung.
Frau V. Kaspari ist Diplom Biologin, die langjährige Zooerfahrung hat. Sie hat erst kürzlich einen Vortrag über Enrichments im Kreise der ZooRaubtierpfleger gehalten. Die Resonanz war sehr gut. Zootierpfleger brauchen Zeit, um sich um die Tiere zu kümmern, das ist oft nicht so einfach zu realisieren. Überall gibt es Personalmangel.
In Hellabrunn beispielsweise müssen die Pfleger auch knapp 500 qm Glas putzen, im gesamten Polarium das Wasser ablassen und die Beckem mit Hochdruck reinigen, und das sogar sehr oft, denn die Wasserbecken veralgen sehr schnell und verstopfen die Filteranlagen, die nicht so funktionieren, wie man sich das gewünscht hätte.
Auf dem Gnadenhof z.B. wohnen die Pfleger auf der Anlage, da diese 24h besetzt sein muss. Auch sie haben wirklich Unmengen zu tun, sie sind an Baumaßnahmen beteiligt, PR, Office etc. pp. Aber das Prinzip dieses Gnadenhofes ist ein ganz anderes als es Zoos haben. Glückllicherweise hat Frau Kaspari viel Erfahrung mit diesen Targettrainings, die Tiere, die dort hinkommen, sind nicht nur physisch in schlechter Verfassung, sondern auch psychisch. Zwei Bären zeigten ein langanhaltendes und sehr auffälliges Fehlverhalten, das weitestgehend gemindert werden konnte.
Ach ja, und nicht zu vergessen: Die Tiere sind keinen Besuchern ausgesetzt, die Bären sind einfach Bär und sonst nichts.
Daher ist es auch so ungemein wichtig, auf Spenden zurückgreifen zu können, es gibt ja keine Eintrittgelder. Dieser Gnadenhof ist ausschließlich für die Tiere da, nicht für die Menschen (bei Zoos soll das ja anders sein, habe ich nicht nur aus Berlin, sondern auch von anderen Stellen gehört).
Liebe Grüße, caren