Zoo Berlin bereitet zweifelhafte Eisbär-Zuchtversuche vor
30. August 2011
Anscheinend muss ein neuer Knut her
Bonn/Berlin – Aktuell wurde der 24-jährige Eisbär „Troll“ vom Berliner Tierpark in den Zoo Berlin umgesiedelt. Dort wird er sich wie zuvor Knut ein Gehege mit den dort lebenden drei Eisbärinnen teilen müssen, welche nun für eine ungewisse Zeit in ihren winzigen Innenboxen ohne Auslauf verbleiben. Im Tierpark wurde damit Platz für ein neues Eisbärmännchen geschaffen. Erst vor kurzem war eine zweijährige russische Eisbärin dorthin importiert worden. Der Deutsche Tierschutzbund und der Tierschutzverein für Berlin und Umgebung kritisieren diese Praxis und weisen erneut auf die grundsätzliche Haltungsproblematik hin: limitierte Zuchtmöglichkeiten, hohe Jungtiersterblichkeit und erhebliche Verhaltensstörungen bedingt durch die unnatürlichen Lebensbedingungen.
„Ein neuer Knut um wirklich jeden Preis – das scheint weiter das Ziel in Berlin zu sein“, kritisiert Thomas Schröder, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes. „Offenbar hat man keine Lehren aus den gescheiterten Zuchtversuchen gezogen. In Kürze werden wir sowohl im Zoo als auch im Tierpark dieselben Probleme zu sehen bekommen – erneut zu Lasten der Tiere“, so Schröder weiter. Aus Sicht der Tierschützer war schon im letzten Jahr fahrlässig gehandelt worden, als man Knut mit den drei Eisbärinnen in einem Gehege zusammenbrachte. Die Vergesellschaftung der Weibchen mit „Troll“ werde sicherlich nicht stressfreier als damals ablaufen. Das Gehege sei viel zu klein, als dass sich die Tiere bei Bedarf aus dem Weg gehen könnten.
Die Leitung des Zoos und des Tierparks Berlin hatte bereits direkt nach dem Tod vom Zuschauermagneten Knut angekündigt, weiter züchten zu wollen. Mit dem Transfer von „Troll“ wurde nun der Platz geschaffen, um ein neues Männchen zu importieren. Ein Hinterfragen der Zuchtpraktiken und Haltungsbedingungen fand dagegen nicht statt. Dabei können die Haltungsbedingungen im Zoo den Tieren nicht einmal im Ansatz ein artgemäßes Leben ermöglichen. Reviergrößen von tausenden Quadratkilometern in der freien Wildbahn, verglichen wenigen hundert Quadratmetern und kaum Abwechslung im Zoo führen oftmals zu Langeweile und Verhaltensstörungen, so genannten Stereotypien. Fast alle Eisbären in deutschen Zoos zeigten diese Auffälligkeiten, teilte der Verband in Bonn mit.
Erst am Wochenende war der Zoo Berlin in die Negativkritik geraten, weil Fehler im Management der Löwenanlage die Ursache dafür waren, dass zwei Jungtiere von einem älteren Männchen totgebissen wurden.
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