Helgoland ist Deutschlands einzige Hochseeinsel mit Deutschlands einzigem Seevogelfelsen, der zugleich Deutschlands kleinstes Naturschutzgebiet ist. Nirgendwo in Deutschland kommt man übrigens so nah an Seehunde und Kegelrobben ran wie auf Helgolands Düne.
Es war schon lange ein Wunsch von mir gewesen, wieder mal Urlaub auf Helgoland zu machen. Es hat dieses Jahr über Pfingsten geklappt. Das Wetter war an dem Wochenende super und die darauf folgende Woche war auch O. K. Am Vogelfelsen haben nunmehr die Basstölpel ein wenig den niedlichen Trottellummen die Schau gestohlen. An einer Stelle kommt man ganz dicht an diese geheimnisvollen großen Seevögel ran. Als ich vor zehn Jahren nach Berlin zog, hatte übrigens der Berliner Zoo noch Basstölpel. Nun gibt es welche zumindest in Bremerhaven (und in Cuxhaven in einem kleinen Zoo im Stadtpark). Die Trottellummen kommen im Frühjahr etwas später als die Basstölpel an und müssen sich nunmehr mit etwas schlechteren Brutplätzen zufrieden geben.
Im Jahr 1991 haben zum ersten Mal Basstölpel (2 Paare) auf Helgoland gebrütet. Ein Jahr später waren wir dort auf einem Tagesausflug und unsere Verblüffung war groß, als wir die Vögel entdeckten, wir wussten nichts davon. Dieses Jahr gibt es knapp 400 Brutpaare auf dem Vogelfelsen und der Langen Anna. Diese Vögel sind außerordentlich schön und eine Bereicherung für die Helgoländer Seevögelwelt, aber es wird vermutet, dass Veränderungen an unserer Umwelt die Vögel zum Umzug von den englischen Gebieten nach Helgoland verursacht haben. Futtermangel wegen Klimaerwärmung vielleicht?
Und wegen einer Besonderheit dieser Vögel ist der Vogelfelsen inzwischen zu einem Mahnmal gegen Plastikmüll geworden. Die Basstölpel mögen nämlich bunte Farben. Wenn die Basstölpelherren auf dem Meer rote bzw. blaue umher treibende Fischernetze oder Plastikschnüre finden, tragen sie diese zum Netz zur Basstölpelfrau. Ein Streifen am Vogelfelsen sah aus, als ob man dort Fischernetze extra ausgebreitet hätte. Aufnahmen von Basstölpelnestern mit „Plastikzusatz“ kann man im Internet auch z. B. von der Vogelinsel Runde in Norwegen finden.
Schon im allerersten Jahr, als die Basstölpel auf Helgoland gebrütet haben, kam es zu einer Tragödie. Der Jungvogel hatte sich mit einem Bein an einer Plastikschnur verheddert. Alpinisten haben ihn befreit, aber beim Abflug ist er leider abgestürzt und am Genickbruch verendet. Inzwischen greift man nicht mehr ins Geschehen ein, was mir vollkommen einleuchtet. Der Felsen ist brüchig und solche Aktionen sind einfach viel zu gefährlich. Aus diesem Grunde kann man die Fischernetze auch nicht z. B. im Winter entfernen. Man schätzt, dass jährlich 20 – 30 Vögel (auch Lummen) auf Helgoland auf diese Weise umkommen.
Es gibt am Vogelfelsen eine Stelle, wo ein Basstölpel neben zwei toten Artgenossen brütet. Dieser Anblick ist gewöhnungsbedürftig und stimmt einen sehr, sehr traurig. Im Internet kann man Kommentare lesen wie „die Vögel sterben an unserem Zivilisationsmüll“ etc. Ich weiß aber nicht, ob man Fischernetze als Zivilisationsmüll bezeichnen kann. Sicher werden Fischernetze auch mal achtlos ins Meer geworfen, aber sie können auch kaputt gehen oder vom Sturm ins Meer gespült werden. Und dort finden die Vögel sie.
Eine Lösung zu diesem Problem ist nicht leicht zu finden. Müssen denn die Fischernetze so bunt sein? Und müssen sie unbedingt aus Plastik sein? Ich denke mal, auch ein Fischernetz aus einem anderen festen Material könnte einem Vogel zum Verhängnis werden.
Das Zusammenleben Mensch/Tier führt oft zu Konflikten. Und Plastik ist sicher in vielerlei Hinsicht ein problematisches Material und nicht die glorreichste Erfindung der Menschheit.
Nun habe ich ausnahmsweise sehr viel geschrieben, aber das Thema beschäftigt mich sehr und ist recht komplex. Ich denke z. B. an die Leute der Vogelwarte Helgoland oder an die Mitarbeiter des Vereins Jordsand, die am Vogelfelsen beobachtend tätig sind und den Todeskampf der Vögel miterleben müssen, ohne irgend etwas tun zu können …
Ich habe ein Album von meinen Aufnahmen rund um den Vogelfelsen zusammengestellt, ein zweites soll noch folgen. Lasst uns trotz der Problematik an der Schönheit dieser faszinierenden Vögel erfreuen.
Klippenkohl:
Trottellummen kleben am Felsen wie kleine schwarze Mäuse:
Ein verendeter Bassstölpel:
Unten rechts zwei verendete Basstölpel:
Ganz viele Basstölpel:
Lange Anna mit einem „Zuckerguss“:
Vorderansicht:
Unten eine „Brillenlumme“:
[
Schaufenster eines Duty-free-Ladens:
http://outdoors.webshots.com/album/582960952OOrVKs
(Link berichtigt)
LeenaP