Auf unsere Reise durch Polen sind wir jetzt im äussersten Osten angelandet: im Dorf Białowieża, in die Umgebung wovon sich das Urwald von Białowieża befindet.
Das Urwald ist ein Naturschutzgebiet von 150.000 Hektar, teilweise in Polen, teilweise in Weissrussland. Das ganze als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannte Gebiet ist noch grosser und umfasst auf den beiden Seiten der Grenze 876 Quadratkilometer.
Einbisschen Geschichte.
Die Ursprünge des Waldes reichen ins Jahr 8000 vor unsere Zeitrechnung zurück. Viele Tier- und Pflanzenarten sind nur im Naturschutzgebiet Białowieża anzutreffen.
Vor dem ersten weltkrieg gehörte das Waldgebiet zu den bedeutenden Jagddomänen der russischen Zaren. 1915 wurde die Region von deutschen Truppen erobert und eine militärische Forstverwaltung eingerichtet. Der Urwald wurde zum größten Reservoir zur Deckung des kriegsbedingten Holzbedarfes der Armee. In den drei Jahren der militärischen Verwaltung wurde schwerer Raubbau betrieben, Sägewerke wurden errichtet und ein Sechstel der Bäume gefällt, darunter zahlreiche Urwaldriesen. Außerdem wurde das Gebiet als exklusives Jagdrevier für Soldaten, hochgestellte Persönlichkeiten und Prominente genutzt und der Wildbestand stark dezimiert. Nach dem Rückzug der Deutschen Ende 1918 kam es zudem in erheblichem Umfang zu Wilderei. Im April 1919 wurde der letzte der vormals etwa 700 Wisente erschossen.
Seit 1918 lag Białowieża ausschließlich auf polnischem Staatsgebiet. 1929 begann ein Wiederaufbau des Bestands der Wisente. Es wurden Tiere aus Tiergärten in Deutschland und Schweden sowie aus den Wäldern von Pszczyna (Pless) eingekauft. Bis 1939 wurden 16 Wisente gezüchtet, die den zweiten weltkrieg überstanden haben.
Nach dem zweiten weltkrieg wurde der Białowieża-Urwald zwischen Polen und der Sowjetunion geteilt.
Im Februar 1921 waren wie gesagt wildlebende Wisente ausgerottet, und in zoologischen Gärten gab es nur noch 56 Exemplare. Dank der erfolgreichen Nachzucht konnten ab 1956 wieder Tiere im Wald von Białowieża ausgewildert werden. Mittlerweile existiert eine halbwegs stabile Population von etwa 450 Tieren; bei einem Wechsel vom polnischen in den weissrussischen Teil des Nationalparks sind sie jedoch nicht geschützt.
Auch vielen anderen (insgesamt 12.000), oft bedrohten Tierarten bietet Białowieża ein Rückzugsgebiet, beispielsweise dem Schwarzstorch oder der Blauracke. Hier brüten neun Spechtarten, u. a. Weißrückenspecht und Dreizehenspecht, sowie Schreiadler und Schlangenadler, sieben Eulenarten, Rotdrosseln und Zwergschnäpper.
Die biologische Vielfalt des Waldes ist überwältigend, denn nicht nur viele Tierarten, sondern auch 3.500 Pilz- und 5.500 Pflanzenarten wurden bisher nachgewiesen.
Das Urwald besteht aus ein kleines, "strenges Schutzgebiet" und eine ausgedehnter Pufferzone. Dieses strenge Schutzgebiet darf durch Touristen nur mit Führern auf festen Routen betreten werden. Weitere Teile des Waldes sind Forschern und Änderen nur mit Sondergenehmigung vorbehalten. Eingriffe des Menschen werden nur entlang der Touristenrouten akzeptiert. Diese beschränken sich aber auf das Freihalten der Wege, zum Beispiel durch das Entfernen von umgestürzten Bäumen. Dies geschieht ausschliesslich manuell, das heisst ohne Einsatz von Motorsägen und anderen Maschinen. Weitere Eingriffe werden auch bei Befall von Bäumen durch Schädlinge nicht vorgenommen.
Quelle: Wikipedia (DE)