Amselsterben am Niederrhein weitet sich aus 06.10.2016 / 18:52 Uhr / Michael Minholz
ZitatAn Rhein und Ruhr. Der für Amseln tödliche Usutu-Virus wird durch Mücken übertragen. Wir befragten NABU-Sprecherin Birgit Königs, was jetzt zu beachten ist.
Das Amselsterben geht weiter. Knapp 1000 Meldungen über Vogelfunde hat der Nabu in NRW mittlerweile zusammengetragen, gerade im Kreis Kleve und im Raum Wesel sterben die Dunkelgefiederten offenbar in Massen. Der Grund: Das Usutu-Virus wütet weiter. Rund zwei Drittel aller bundesweiten Kadavermeldungen entfallen auf NRW, sagt Nabu-Sprecherin Birgit Königs. Experten hoffen jetzt darauf, dass das kühle Wetter den Mücken, die das Virus übertragen, den Garaus machen. Experten versuchen derzeit fieberhaft, die Krankheit zu erforschen. Antworten auf zentrale Fragen:
Ist das Usutu-Virus eine Gefahr für den Menschen?
Infizieren kann sich jeder damit, das Virus wird schließlich durch Mückenstiche übertragen. „Das bedeutet aber nicht, dass Menschen daran auch erkranken“, betont Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut, das sich auf die Erforschung des Virus spezialisiert hat. Wenn ein Mensch erkranke, bleibe es meist bei Fieber und Muskelschmerzen, ähnlich wie eine leichte Sommergrippe. Schwere Verläufe seien nur selten bei Vorerkrankungen, beispielsweise Krebs, bekannt. Die aktuelle Usutu-Welle habe zu einer engen Kooperation der Unikliniken gerade im Raum Köln und Düsseldorf geführt.
Besteht Gefahr, wenn mein Hund oder meine Katze mit einer verendeten Amsel in Berührung kommt?
Bisher gebe es keine Hinweise, dass Hunde oder Katzen geschädigt werden, sagt Schmidt-Chanasit. Leider seien allerdings keine Studien dazu vorhanden. Was alle Experten erstaunt: Die Fledermaus gehört zu den Tieren, die vom Usutu-Virus besonders oft befallen wird.
Sind auch andere Vogelarten betroffen?
Sehr anfällig sind offenbar bestimmte Eulenarten in Zoos. „Bartkäuze fallen leider sofort um, wenn sie vom Usutu-Virus befallen sind“, hat Schmidt-Chanasit beobachtet. Auch bei Staren und Kanarienvögeln wurden Erkrankungen beobachtet, seltener auch bei Finkenarten.
Kann man den an Usutu erkrankten Amseln helfen?
„Leider nein“, sagt Schmidt-Chanasit. Helfen könne man allenfalls dadurch, dass man dazu beitrage, die Krankheit zu erforschen. Zudem müsse gerade in NRW die Bekämpfung von Stechmücken intensiviert werden, so Schmidt-Chanasit, in dieser Frage sei der Süden Deutschlands viel weiter.
Was muss man tun, wenn man ein totes Tier einschicken möchte?
Am besten ein verendetes Tier mit Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte in ein Behältnis geben (anschließend Händewaschen nicht vergessen) und an die Experten vom Bernhard Nocht Institut schicken. Idealerweise sollten die Vögel mit einem Tiefkühlakku versehen und gut gepolstert versendet werden. Die Adresse: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI), Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg.