Tödliche Fallen für Eichhörnchen auf Friedhöfen Von Anett Seidler / 14.11.2016, 11:05 Uhr
Zitat Gießwasserbecken können für Eichhörnchen zur tödlichen Gefahr werden/ Foto: Silas Stein / dpa
Gießwasserbecken auf Berliner Friedhöfen können zur tödlichen Gefahr für Eichhörnchen und andere Kleintiere werden. Sie ertrinken. Allein auf dem Friedhof an der Bergstraße in Steglitz sollen es kürzlich in nur einer Woche sieben Eichhörnchen gewesen sein. Das habe ihr ein Besucherin berichtet und entsprechende Fotos gezeigt, sagt Tanya Lenn von der Berliner Tierschutzorganisation "aktion tier Eichhörnchenhilfe".
Das Problem: Um zu trinken, klettern die Eichhörnchen in die Becken, in denen der Wasserstand jetzt jedoch oft niedrig ist. Sind die Innenwände glitschig, rutschen sie ab und fallen ins Wasser. Die Tiere können zwar schwimmen, aber bei den verzweifelten stundenlangen Versuchen, aus dem Trog wieder herauszukommen, finden ihre Krallen an den glatten Oberflächen keinen Halt. Erschöpft ertrinken sie schließlich.
Baumäste oder Bretterdienen als Kletterhilfen
"Um das zu verhindern, gibt es ganz einfache Hilfsmöglichkeiten", sagt Tierschützerin Tanya Lenn. Dicke, schräg in die Becken gestellte Baumäste oder auch Bretter können als Kletterhilfen dienen. Viele Friedhofsverwaltungen achten mittlerweile bereits darauf. Doch ordnungsliebende Besucher halten die Holzstücke für Vandalismus oder Müll und entfernen sie wieder.
Deshalb haben zum Beispiel Mitarbeiter auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf kleine Schilder an den Ästen angebracht. Darauf sind der rot umrandete Hinweis "Kleintierausstieg. Nicht entfernen" und Piktogramme von Eichhörnchen, Vögeln und Mäusen zu sehen. Auf dem Friedhof am Britzer Garten wurden wiederum Gießwasserspender ohne für Tiere gefährliche Öffnungen aufgestellt.
Stöcke im Wasserbecken können den Eichhörnchen helfen, wieder aus dem Trog herauszukommen / Foto: Anett Seidler
Auch in Reinickendorf sei man bereits seit Längerem dabei, die Becken auf vielen Friedhöfen zu sichern. Es gebe also durchaus schon vorbildliche Anlagen in Berlin, sagt Tierschützerin Lenn. "Doch auf vielen anderen Friedhöfen wird die Gefahr für die Eichhörnchen noch ignoriert." Deshalb hat Lenn gemeinsam mit Rolf Kohnen vom Berliner "Bund gegen Missbrauch der Tiere" die zwölf zuständigen Bezirksstadträte und Grünflächenämter sowie die katholische und evangelische Kirche angeschrieben und um entsprechende Ausstiegshilfen und Besucherhinweise nach dem Stahnsdorfer Vorbild zu bitten.
Vom Erzbistum und aus vier Bezirken erhielten die Tierschützer gar keine, aus zwei Rathäusern nur allgemeine Antworten, sagt Kohnen. Die anderen Bezirke und die evangelische Kirche hätten zumindest zugesagt, die Vorschläge zu prüfen, sie an die Friedhofsverwaltungen weiterzuleiten oder eine Umsetzung zu empfehlen.
Rolf Kohnen will es dabei nicht bewenden lassen. "Wir bleiben an dem Thema dran", sagt er und erinnert alle Verantwortlichen an das Tierschutzgesetz. Darin heißt es gleich in Paragraf 1: "Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen."