Nashornbulle Bantu will wieder Papa werden 24. Februar 2017 06:00 Uhr / von Eva Maria Knab
ZitatDer Nashornbulle war nach Belgien ausgeliehen. Jetzt ist er zurück in Augsburg. Hier zeigt Kibos Vater schon Interesse an der weiteren Familienplanung im Zoo.
Heftiges Schnuppern zur Begrüßung. Bantu (rechts) kam in der Nacht zum Donnerstag nach Augsburg zurück und begrüßte als erstes die Weibchen. Foto: Zoo Augsburg
Nashornbulle Bantu ist zurück im Zoo Augsburg. Und schon kurz nach seiner Rückkehr aus Belgien ist er wieder sehr interessiert an den Weibchen. Durch die Gitterstäbe im Stall gab es am Donnerstagmorgen erste Annäherungsversuche. Der Nashornmann beschnupperte interessiert die Damen. Im Zoo beobachtet man nun genau, wie sich die frisch aufgeflammte Leidenschaft weiterentwickelt. Bantu soll mit den Nashornweibchen Chris und Kibibi neuen Nachwuchs zeugen. Es gibt Anzeichen, dass daraus bald etwas werden könnte.
Bantu ist bereits Vater von Kibo und Keeva in Augsburg. Beide sind inzwischen ein Jahr alt. Bantu konnte sich bisher aber nicht als Vater und Herdenchef ausprobieren. Er wurde schon im November 2015 an den Belgischen Zoo Paira Daiza ausgeliehen. Auch dort sollte er seinen Aufgaben in der Zucht nachkommen. Allerdings klappte es nicht mit dem für ihn bestimmten Weibchen. „An Bantu lag es nicht“, betont Augsburgs Zoochefin Barbara Jantschke. Bei dem Weibchen habe eine Hormonbehandlung keinen Erfolg gebracht.
Nun wurde Bantu wieder zurück nach Augsburg geholt. Nach einer elfstündigen Reise in einem Transportcontainer kam er in der Nacht zum Donnerstag in Augsburg an. Am frühen Morgen wurde der Container samt Inhalt mit einem Kran ins Nashorngehege des Zoos gehoben. Der Transport sei gut verlaufen, sagt Jantschke. „Bantu war sehr ruhig. Er brauchte nicht einmal eine Beruhigungsspritze.“
Nashörner lieben Gerüche. Deshalb wurde Bantu mit ausgelegtem Nashorndung vom Container in den Stall gelockt. Dort nahm er dann sehr schnell Schnupperkontakt zu den Weibchen in den benachbarten Boxen auf. Erst danach gönnte er sich, müde von der Reise, ein Nickerchen.
In den kommenden Tagen soll der elfjährige Nashornbulle noch für sich bleiben, um sich wieder in Ruhe einzugewöhnen. Auch die Reaktionen der anderen Nashörner werden genau beobachtet. „Unser Plan ist aber, die gesamte Herde zusammenzubringen“, sagt Barbara Jantschke. Sie geht davon aus, dass sich Bantu nicht nur mit den Weibchen gut verstehen wird, sondern auch für seine beiden Kinder Kibo und Keeva keine Gefahr darstellt. Nach ihren Informationen war der Bulle auch in Belgien mit einem Nashornbaby zusammen. Dort habe das Familienleben gut geklappt.
Die Geburt und Aufzucht von Kibo und Keeva hat dem Augsburger Zoo 2016 einen neuen Besucherrekord beschert. Zwei Nashornbabys, die nur wenige Tage nacheinander zur Welt kommen, sind in deutschen Zoos eine Seltenheit. Nun hofft Jantschke möglichst bald auf einen weiteren Zuchterfolg. Weibchen Kibibi ist schon wieder bereit zur Paarung. Das hat eine Hormonuntersuchung ergeben. Unklar ist noch, wie lange es bei Chris dauern wird. Sie hat noch Tochter Keeva an ihrer Seite. Wegen der langen Tragzeit kann es frühestens 2018 neue Nashornbabys in Augsburg geben. „Die Zucht hängt von sehr vielen Faktoren ab“, sagt Jantschke. Ein Erfolgsgeheimnis sei vor allem die richtige Zusammensetzung der Gruppe.
Parallel zur Familienplanung bei den Nashörnern im Zoo gibt es weitere Aktivitäten. Der Zoo Augsburg unterstützt seit 2009 ein Naturschutzprojekt in Uganda. Dort waren Rhinozerosse in freier Wildbahn ausgestorben. Auf einer ehemaligen Rinderfarm ist in den vergangenen Jahren ein gut bewachtes Reservat entstanden – das Ziwa Rhino Sanctuary. Mit einigen Nashörnern aus Kenia und weiteren Tieren aus einem amerikanischen Zoo wird dort ein neuer Bestand aufgebaut. Wie Jantschke sagt, mit großem Erfolg. „Seit sich Augsburg an dem Projekt beteiligt, hat sich die Zahl verdreifacht.“ Aus anfangs sechs Rhinos seien inzwischen 19 geworden. Der Zoo hat in den vergangenen Jahren aus seinem Naturschutzfonds fast 250 000 Euro beigesteuert. In den Fonds fließt ein Euro pro Eintrittskarte. Eine ähnliches Projekt plant Jantschke nach dem Bau der neuen Elefantenanlage. „Zootiere sind wichtige Botschafter für ihre bedrohten Artgenossen in der Wildnis“, sagt sie, Naturschutzarbeit vor Ort sei deshalb eine wichtige Aufgabe für Zoologische Gärten.