In dieser Woche hat ein Team um den Missionsleiter Amir Khalil das große Risiko auf sich genommen und ist nach Mossul gefahren.
Das Ziel dieses Einsatzes war die Rettung von zwei noch lebenden Tieren aus dem dortigen Zoo.
Es handelt sich um einen Löwen und einen Bären.
Alles sah gut aus, aber dann durfte das Rettungsteam die Tiere nicht aus der Stadt bringen.
Jetzt wird erneut verhandelt und ich hoffe inständig, dass es für die beiden Tiere doch noch ein gutes Ende nimmt.
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NEUES AUS DEM IRAK:
Gestern war einer der längsten und härtesten Tage in der VIER PFOTEN Geschichte. Wir brachen zeitig in der Früh von Erbil aus und machten uns auf den Weg nach Mossul - eine Stadt, die im Moment Mittelpunkt eines erbitterten Kriegs ist. Alles verlief von unserer Seite aus so, wie wir es geplant hatten. Wir passierten alle fünf Checkpoints auf dem Weg nach Mossul. In der Stadt trafen wir auf die irakische Armee, die uns voll unterstütze. Sie begleitete uns auf dem Weg in den Zoo und war auch vor Ort, als wir die Tiere narkotisierten und auf den Truck luden. Sie eskortieren uns aus Mossul heraus, bis es am ersten Checkpoint an der Grenze der Stadt kein Weiterkommen mehr für uns gab.
Stundenlang verhandelten wir. Doch am Ende stand das traurige Ergebnis fest: Die Tiere müssen zurück in den Zoo. Wir zurück nach Erbil. Schweren Herzens mussten wir uns von Lula und Simba verabschieden und uns ohne ihnen auf die 84 km lange Autofahrt nach Erbil aufmachen. Wir können im Moment nicht sagen, was der genaue Grund für diese Entscheidung war. Wir versuchen es zur Stunde aber herauszufinden.
Noch in der Nacht nahm unser Missionsleiter Amir Khalil die ersten Verhandlungen auf. Sie laufen zurzeit noch immer und wir können nicht sagen, wie sie ausgehen werden. Bitte haltet uns weiterhin die Daumen. Wir werden alles in unserer Macht stehende versuchen, um doch noch eine positive Wendung für Lula und Simba zu erwirken.
Wir halten euch weiterhin auf dem Laufenden!
Quelle: Vier Pfoten auf Facebook
Hier ist die traurige Geschichte der beiden Tiere
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SIMBA, der Löwe
Der etwa drei Jahre alte Löwe hat alles verloren. Außer sein Leben. Es muss furchtbar für den Löwen gewesen sein, so viele seiner Familienmitglieder vor seinen Augen hilflos sterben zu sehen.
Simbas Vater verlor sein Leben. Nicht aus Hunger. Er wurde von Simbas Mutter attackiert, die nicht wusste, wie sie ihren Hunger anders stillen konnte. Simbas Mutter war auch diejenige, die Lulas Familie zerstörte. In einem unbeobachteten Moment schaffte sie es Lulas Baby durch die Gitterstäbe hindurch zu erhaschen. Diese Verzweiflungstaten konnten sie aber nicht retten. Simbas Mutter verlor den Kampf um ihr Leben. Sie verhungerte. Die Zoo-Mitarbeiter wussten sich nicht anders zu helfen, als sie vor seinem Käfig zu beerdigen. Wie muss sich Simba dabei gefühlt haben? Jeden Tag den Blick auf den langsam verwesenden Körper seiner Mutter gerichtet...
Simba blieb alleine zurück. Am Leben. Nur noch Haut und Knochen. Der Löwe war in einem bemitleidenswerten Zustand, als unser Tierarzt Amir Khalil ihn im Februar bei seinem ersten Besuch im Zoo mit einem Narkose-Pfeil betäubte. Sein geschwächter Körper sackte sofort zusammen; seine Beine gaben einfach nach. Amir dosierte das Narkosemittel gerade so, dass sich Simba in einem Dämmerschlaf befand. Zu nahe an der Kippe zum Tod stand er. Das Risiko eines Herz-Kreislaufversagens einfach zu hoch.
Simba ist am Leben. Bleibt nur die Frage offen: Wie lange noch!
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Lula, die Bärin
Lula ist eine syrische Bärin. Sie ist – gemeinsam mit dem Löwen Simba – eine von zwei Überlebenden aus dem Mossul Zoo. Noch vor wenigen Monaten lebten dort an die 50 Tiere.
Lula hat überlebt – bis jetzt. Sie ist schwer gezeichnet von dem Erlebten und dem Leid, das sie ertragen musste. Äußerlich mag man es sehen, ihre inneren Wunden kann man nur erahnen. Lula war Mutter. Obwohl sie selbst kaum genug zum Fressen hatte, schaffte sie es, ihr Junges am Leben zu halten. Ein Hoffnungsfunken in dieser dunklen Zeit für die hübsche Bärin. Lula sah viele Tiere sterben, hörte Bomben fallen, roch den Geruch von Verwesung und Tod. Doch Lula und ihre kleine Familie überlebten.
Lulas und Simbas Käfig liegen noch heute nebeneinander. Die Tiere können direkt miteinander interagieren. Sogar ihre Tatzen passen durch die Gitterstäbe, die sie voneinander trennen. Damals war auch Simbas Mutter noch am Leben. Die ältere Löwin war mit ihren Kräften am Ende. Zu lange schon hatte sie auf feste Nahrung verzichten müssen. Sie nahm die Gerüche um sich herum ebenso wahr: Tod, Leid, Qual – aber auch Lula und ihr Baby. Es mag die Verzweiflung gewesen sein, ein tief unterdrückter Instinkt oder einfach ein nicht länger auszuhaltender Hunger, der sie antrieb…
Lula sah viele Tiere sterben. Auch Simbas Mutter wenige Zeit später. Doch Lula überlebte. Als unser Tierarzt Dr. Amir Khalil im Februar mit seinen Fingern behutsam über ihr struppiges Fell fährt, spürt er das, was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Lula ist bis auf die Knochen abgemagert: Rippe für Rippe, Wirbel für Wirbel fühlt Amir unter ihrem dichten Fell. Lula ist gezeichnet. Gezeichnet von einem Leben hinter Gittern. Gezeichnet von einem Leben, in dem der Tod ihr ständiger Begleiter war. Gezeichnet, aber am Leben.
Und das soll sie auch bleiben. Bitte helft uns dabei!
Retten wir Lula – GEMEINSAM!
Quelle: ebenfalls Vier Pfoten auf Facebook