Wie Sie das Vogelsterben in Ihrem Garten aufhalten Von Christian Teichmann | Stand: 26.05.2017
ZitatEs scheint eine schleichende, aber unaufhaltsame Entwicklung: Die Zahl der Vögel in Europa geht dramatisch zurück. Wer ihnen ein schönes Zuhause im eigenen Garten bieten will, sollte diese Tipps beachten.
Die Grünen-Politikerin Steffi Lemke holte kürzlich weit aus. „Die Situation der Vögel ist dramatisch“, sagte sie anlässlich der Vorstellung einiger Daten zur Vogelpopulation. Der Bestand der Kiebitze beispielsweise sank zwischen 1990 und 2013 um 80 Prozent. In der gesamten EU ging die Zahl der Brutpaare auch anderer Arten um 300 Millionen zurück – ein Rückgang um 57 Prozent. Die Bundesregierung hatte auf Anfrage der Grünen hin die Zahlen zusammengestellt.
Es scheint eine ebenso schleichende wie unaufhaltsame Entwicklung. Andere Vogelarten wurden ebenfalls seltener. Die Braunkehlchen-Population sank um 63 Prozent, die der Feldlerchen um 35 Prozent. Bei den Rebhühnern betrug der Rückgang sogar 84 Prozent.
Bei der Erhebung ging es vor allem um Vogelarten, die in landwirtschaftlichen Regionen leben. Der Verdacht: Wegen zunehmender Monokulturen und effizienterer Ausnutzung vieler Flächen auch zwischen den Feldern wird der Lebensraum für die Tiere kleiner. Deshalb gibt es weniger Insekten und damit weniger Nahrung für Vögel. „Es droht ein stummer Frühling“, sagte Steffi Lemke.
Heimische Büsche und Bäume sind besser
Auch in den Siedlungen und in Gärten haben viele Bürger den Eindruck, dass es früher mehr Vögel waren – wobei es dazu nur wenig verlässliche Daten gibt. Dennoch überlegen manche Gartenbesitzer, wie sie eine bessere Umgebung für die Tiere schaffen könnten. Statt nur einer weiten Rasenfläche brauchen Vögel viele Sträucher, Hecken und Bäume. Und das sind am besten Pflanzen, die hierzulande auch in der Natur vorkommen.
„Heimische Pflanzen haben den großen Vorteil, dass deren Früchte häufiger von Vögeln gefressen werden als die der Exoten“, erklärt Julian Heiermann vom Naturschutzbund (Nabu) in Berlin. „Auch sind die Insekten häufig auf Wirtspflanzen, also spezielle heimische Pflanzenarten, angewiesen.“
Heiermann empfiehlt zum Beispiel für den Garten Liguster, Wildrosen, Weißdorn und Pfaffenhütchen. Auch Schneeball, Vogelbeere, Felsenbirne, Europäische Eibe, Hagebutte und Faulbaum gehören zu den typischen heimischen Gewächsen, die Vögeln viel bieten.
Peter Berthold rät zum unkomplizierten Schwarzen Holunder. „Seine Blüten ziehen extrem viele Insekten an – also die Vogelnahrung“, erklärt der ehemalige Direktor der Vogelwarte vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell am Bodensee. „Dazu zählen auch holunderspezifische Blattläuse, die keinerlei Probleme bereiten werden.“ Und natürlich sind da die Holunderbeeren, die etliche Vogelarten zum Fressen gern haben.
Auch ein dicht gewachsener Efeu an Haus- und Garagenwänden ist ein Vogelmagnet. „Efeu ist ein idealer Schutz und Nistplatz, und er zieht als Herbstblüher sehr viele Insekten an“, erklärt Berthold. Auch seine Beeren helfen den Vögeln: Sie reifen im Frühling heran und können von den Tieren während der anstrengenden Phase der Aufzucht ihrer Jungen vertilgt werden.
Die Tiere brauchen Nistplätze
Auch andere Beerensträucher, Obstpflanzen und in großen Gärten sogar Streuobstwiesen sind ideal. Berthold rät allerdings, bei größeren Grundstücken neben Laub- und den dazu zählenden Obstbäumen auch Nadelbäume wie Fichten oder Kiefern zu pflanzen: „Als immergrüne Bäume bieten sie im Winter verschiedenen Vogelarten Schutz.“
Vögel sind also eigentlich ziemlich einfach zufriedenzustellen: Sie brauchen Nahrung und ein Heim. Das alles muss man nicht auf dem gesamten Grundstück bieten – was Freunde des englischen Rasens beruhigen mag. Es empfiehlt sich, in einer Ecke des Grundstücks Sträucher zusammenzusetzen, die Beeren, Samen, Insekten sowie Nistmöglichkeiten bieten. Ornithologe Berthold rät sogar dazu, solche Bereiche sich selbst zu überlassen sowie einige Stellen des Gartens nicht zu mähen.
Sogar abgestorbenes Holz, zu einem Haufen aufgestapelt, ist in einer solchen Ecke noch wertvoll: Es bietet den Tieren eine Versteckmöglichkeit, etwa der Zaunkönig schätzt das. Für große Gärten bietet sich auch an, abgestorbene Bäume stehen zu lassen. „Zum Beispiel Spechte, Kleiber und unsere Meisenarten profitieren hiervon“, erklärt Markus Erlwein vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Spechte schlagen Höhlen hinein, die anderen Vogelarten nutzen sie nach deren Auszug.
Der Experte betont daher auch: „Alte Obstbäume sollten bitte nicht gefällt werden. Wenn man waldnah wohnt, kann dann sogar ein Waldkauz einziehen.“ Und gerade alte Bäume seien ideale Plätze für Bruthöhlen.
Plästikkästen als Vogelhäuschen sind im Sommer zu heiß
Aber ein Zuhause für die Tiere kann auch winzig klein sein: ein Vogelhäuschen etwa. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nistkasten angenommen wird, ist gewöhnlich sehr hoch und ein Erlebnis – gerade für Kinder“, sagt Erlwein. Er rät aber, mehrere Kästen anzubieten, auch in verschiedenen Größen und mit verschieden großen Einfluglöchern. Jede Vogelart bevorzugt anderes. Hobbygärtner sollten auch an halb offene Nistkästen für Halbhöhlenbrüter denken.
Erlwein empfiehlt, die Boxen in eine Höhe von circa 2,50 Metern zu hängen oder zu stellen. Von Plastikkästen aus dem Handel rät der Experte aber ab. „In ihnen wird es viel zu heiß, und das Gelege kann eingehen.“ Er plädiert auch für Vogeltränken. Sie sollten das ganze Jahr über zur Verfügung stehen: „Im Winter kann ein Stein in das Wasser gelegt werden, damit es nicht so schnell zufriert.“ Im Sommer muss das Wasser häufig gewechselt werden, um eine starke Keimbelastung zu verhindern.
Für Nistkästen, Vogeltränken sowie zusätzliche Futterstellen im Garten ist eines wichtig: „Sie müssen katzensicher sein“, betont Erlwein. „Dies bedeutet, dass drum herum Freiflächen sind, an denen sich Katzen nicht so leicht an die Vögel heranpirschen können.“
vielen Dank für den interessanten Artikel. Leider gibt es auch in unserem Garten immer weniger Vögel. Was wohl auch an den vielen Bussarden und Falken, die wir hier in der Gegend haben, liegt. Im Winter wurden regelmäßig Vögel am Futterhäuschen geschlagen, und zum Schluss kamen dann auch keine mehr.
Das ist ja super! Da hast Du großes Glück! Aber Du wohnst ja auch in einer ganz besonderen Gegend, wo Du rundum wunderschöne Natür hast. Da haben es die Tiere und die Pflanzen schon deswegen gut und wachsen und gedeien eben bestens.
Die UrsulaL. hat es da, wo sie wohnt, nicht ganz so gut wie Du und sie weiß um die wenigen Vögel in ihrem Garten.
Ich würde so gerne für die Vogel- und Insektenwelt in unserem begrünten Innenhof eine Wildblumenwiese hochzüchten und wenn es nur eine kleine Ecke wäre, aber ich glaube da bekommt unser Hausmeister einen zuviel... Ich muss mit ihm mal in Ruhe reden, denn auch hier waren während der Wintermonate schon nur ganz wenig Vögel da und auch jetzt ist es nicht gerade üppig, was sich hier tummelt. Auch sehe ich nur mal vereinzelt eine Biene oder Hummel
Wir haben z.Zt. ein Buntspechtpaar mit Nachwuchs, mindesten 3 Amselpärchen mit Nachwuchs, die sich jeden Tag um meine Rosinen "kloppen" und vom Elsterpärchen hat sich gerade unser Habicht den Nachwuchs geholt. Des weiteren haben wir natürlich Meisen und Rotkehlchen Das war die vergangenen Jahre jedoch wesentlich mehr
Worüber ich mich aber ganz besonders gefreut habe, dass wir unterm Dach 2 Schwalbenpärchen beherbegen.
Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich Dich sehen kann, wann immer ich will.
Das wäre doch eine tolle Idee, in eurem begrünten Innenhof eine Wildblumenwiese hochzuhzüchten! Vielleicht ist er doch begeisert, wenn Du ihm Deine Idee mal vorträgst. Sei doch einfach mutig und sprich mal mit dem Hausmeister - eventuell auch mit dem Hauswirt.
ich habe schon lange kein Schwalbennest mehr unter Dächern gesehen. Das ist leider schon etwas ganz Besonderes. Und viele Rotkehlchen hatten wir an unserem Futterhaus noch nie. Meist nur 2 oder 3. Schön, dass sie bei Euch so zahlreich sind.
Wir sind froh, dass wir hier doch viele Vogelarten beherbergen. Wir haben aber auch viel wilden Busch. Es gibt hier ein Haus mit riesigem Garten, dass leer steht und dort ist reges Treiben. Jetzt beobachten wir, dass in unsererm von den Eichhörnchen verschmähten Futterhaus regelmäßig ein Pärchen Grasmücken rein und raus fliegt. Wir getrauen uns aber nicht nachzuschauen. In den Büschen scheinen jetzt die Amseln zu bauen, sie schleppen jedenfalls Nistmaterial und es raschelt sehr verdächtig. Ich denke, dass es auf dem Land doch leichter für die Vögel ist. Auf den Feldern werden hier sogenannten Lärchenflecken angelegt, haben wir auf einer Wanderung entdeckt. Da habe ich mich sehr gefreut, haben die schönen Sänfer dann doch Platz in Ruhe zu brüten. Aber was mir hier fehlt - die Berliner Spatzen. Es gibt hier kaum welche.
Der große Reichtum unseres Lebens sind die kleinen Sonnenstrahlen, die jeden Tag auf unseren Weg fallen !
@Marina Die Spatzen gehen mir auch total ab, denn in Hamburg ist die Population leider sehr zurückgegangen
Sind in dem Eichhörnchen-Futterkasten denn noch Nüsse? Wenn nicht, brüten die Grasmücken dort garantiert...
@UrsulaL Über die beiden Schwalbenpärchen bin ich auch sehr, sehr glücklich. Ich habe mehr als gestaunt, wo ich das mitbekommen habe. Und das mitten in der Stadt. Der Versuch sie beim Reinfliegen zu fotografieren, habe ich kläglich aufgegeben. Die sind einfach zu schnell...
@Nordlandfan38 Na klar werde ich das Gespräch suchen, aber ich werde bestimmt scheitern. Im Innenhof ist alles ordentlich und akkurat, alle 2 Wochen wird der Rasen gemäht und Hunde wie Katzen sind verboten Ein Wunder, dass ich mein Vogelhäuschen hängen lassen darf, aber da habe ich einfach den längeren Atem gehabt
Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich Dich sehen kann, wann immer ich will.
Ich habe meinen Kampf gegen die Krähe verloren. Als das Starpärchen mit ihren 5 Ästlingen herum liefen, habe ich mich so gefreut und dachte, meine Mehlwürmer haben zu dem Erfolg beigetragen. Im Sturzflug, versteckt hinter dem Dach, kam die Krähe und trug in den Krallen die laut piepsendes Jungtiere, eins nach dem Anderen davon. Die Starmama flog noch hinterher kam aber immer ohne ihr Jungtier zurück. Das Starpärchen habe ich auch nicht mehr gesehen.
Auch die Amseln haben ihre Jungen großgezogen mit dem gleichen "Erfolg" wie die Stare. Jetzt kommt nur noch das Elternpaar.
Wenn die Krähe im Sturzflug kommt, weiß ich jetzt, dass wieder Jungvögel in der Felsenbirne sitzen.