Der Entenflüsterer vom Stadtpark Steglitz Von Katrin Lange / 15.06.2017, 06:00 Uhr
ZitatKay Fischer hat eine besondere Beziehung zu den Tieren. Er besucht sie jeden Tag am Teich im Stadtpark Steglitz.
Der Steglitzer Kay Fischer geht mit vielen Enten ganz vertraut um / Foto: Stiftung Naturschutz Berlin/Langer Tag der StadtNatur/BM
Die Ente namens Maus hat ihn immer schon von Weitem erkannt. Wenn Kay Fischer in den Stadtpark Steglitz kam, setzte sie zum Flug an und landete direkt vor seinen Füßen. Das änderte sich, als sie eines Tages mehrere Küken unter dem Federkleid hatte und auf Distanz ging. "Wann stellst du mir endlich deine Küken vor?", hatte der Steglitzer auf einem morgendlichen Rundgang durch den Stadtpark die Ente gefragt. Es war sein Geburtstag, und als ob die Ente ihn verstanden hatte, erlebte er am selben Abend eine Überraschung. Als er zum Teich kam, watschelten ihm die kleinen Küken entgegen, gefolgt von Ente Maus, die zu sagen schien: "Bitteschön, da sind sie."
Kay Fischer kann viele Entengeschichten erzählen. Das wird er auch am "Langen Tag der Stadtnatur" in zwei Führungen am 17. Juni, 17 Uhr, und am 18. Juni, 14 Uhr, im Stadtpark Steglitz machen. Treffpunkt ist am Brunnen. Wer mit dem Entenflüsterer unterwegs sein will, muss sich über die Hotline 030-26 39 41 41 anmelden. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, weil die Enten nicht von einer zu großen Besucherschar gestört werden sollen.
In seinem einen Leben ist Kay Fischer Bürokaufmann und Buchhalter, in seinem anderen Autor und Entenflüsterer. Der 47-Jährige hat eine besondere Beziehung zu den Wasservögeln im Stadtpark. Seit seiner Geburt wohnt er in der Nähe des Parks. Schon als Kind habe er gern die Enten beobachtet. "Ich mochte von Anfang an ihren komischen wackeligen und tollpatschigen Gang", erzählt er. Später habe er erfahren, dass Walt Disney aus einer ähnlichen Zuneigung heraus die Ente Donald Duck erfunden hat. Kay Fischer zeichnet auch, er hat sich aber nicht auf Entenmotive festgelegt. Beschlossen hat er aber, dass die gefiederten Tiere einen besonderen Platz in seinem Leben einnehmen.
Luise lebt offiziell in einer Dreierbeziehung
Bei seiner Zählung Ende Mai kam er auf 49 Enten im Stadtpark. Davon hielten sich 30 an dem großen Fontänen-Teich auf, 19 am Restaurantteich. Mit 35 Erpeln sind die Männchen klar in der Überzahl. Was dazu führt, dass zum Beispiel Ente Luise in einer Dreierbeziehung mit zwei Erpeln lebt, offiziell und von den anderen akzeptiert.
Bei einem Rundgang mit Kay Fischer durch den Stadtpark ist seine Nähe zu den Enten zu spüren. Sobald er sich ans Ufer setzt, kommen sie angewatschelt. Sie lassen sich über das Gefieder streichen. Ente Erna hat drei Küken unter ihrem Bauch versteckt, dennoch reckt sie ihren Kopf nach der Haferflocke in der Hand. Kleine Schnäbel lugen unter ihrem Bauch hervor, doch mit einem weit ausholenden Flügelschlag schiebt die Entenmutter die Küken in ihre warme Höhle zurück.
Schon sein Vater habe sich für Seevögel interessiert, erzählt Fischer. Seine Begeisterung habe sich offenbar auf ihn übertragen. Zur Begeisterung sei mittlerweile auch Fachwissen gekommen. Zwar hat er immer ein paar Haferflocken dabei, aber dass Enten nicht gefüttert werden dürfen, vor allem nicht mit Pommes, Kuchen oder Hähnchen, das erklärt er den Besuchern auf seinen Führungen.
Getrieben von "dem Bedürfnis, nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist"
Bis heute ist er jeden Tag im Stadtpark unterwegs. Es ist sein Feierabend-Ritual, getrieben von "dem Bedürfnis, nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist". Etwa zehn Enten kennt er "persönlich", einige von ihnen haben Namen. Stürmi gehörte dazu, die ihn bei der ersten Begegnung wild umrundet hat und ihm sofort auf den Pullover gesprungen ist, nachdem er sich zur ihr heruntergebeugt hatte. Und Radieschen, die so heißt, weil sie in Radolfzell am Bodensee beringt wurde, und der Name Radieschen besser zu ihr passt. Hat er nun den besonderen Enten-Draht? Bestimmte Tiere würden sich ihn aussuchen, sagt Fischer. Jede Ente sei anders, die eine mutiger, die andere ängstlicher, manche guckten zunächst nur aus der Ferne.
Aber nicht nur die Enten, auch der Stadtpark liegt ihm am Herzen. Er sei froh, dass der Brunnen wieder laufe, sagt der 47-Jährige. Und auch zur 100-Jahr-Feier vor drei Jahren sei "ein bisschen was gemacht worden". Aber nicht genug. Längst hätten die Teiche saniert werden müssen, findet er. Seit Jahren würden sie verschlammen. Ein kleiner Bach ist längst versiegt, die Wege müssten mit Kies ausgebessert werden.
Die Ente namens Maus war ihm einst sehr schnell ans Herz gewachsen. "Sie war besonders niedlich mit Kulleraugen, dicken Backen und einem schön geschwungenem Schnabel", sagt Kay Fischer. Er zeigt ein Foto von ihr und sagt: "Guckt sie nicht wie ein Model?"