Es gibt Tage, da liegt eine ganz besondere Stimmung über dem Bärenwald.
Der 9. Juni 2017 war so ein Tag.
Früh morgens um 6.00 Uhr erreichten zwei Fahrzeuge aus dem Tanzbärenpark Belitsa nach langer und anstrengender Fahrt endlich ihr Ziel,
den Bärenwald Müritz. Eins von ihnen barg eine besonders kostbare Fracht - Luna , eine 3 jährige Bärin aus Albanien.
Menschen hatten sie als Bärenkind ihrer Mutter entrissen und in einen etwa 8 m² kleinen, hässlichen Käfig gesteckt.
Dort musste das Bärchen inmitten von ohrenbetäubendem Lärm, ohne jegliche Rückzugsmöglichkeit oder Schutz gegen die Witterung
in einem Vergnügungspark leben (wenn man das überhaupt so nennen kann).
Die Bärenretter von VIER PFOTEN waren schon vor längerer Zeit auf die kleine Bärin aufmerksam geworden.
Allerdings dauerte es Wochen und Monate, bis sie mit Hartnäckigkeit und Verhandlungsgeschick endlich ihr Ziel erreichen
und die Bärin auf ihrem Käfig befreien konnten.
Im Herbst letzten Jahres war es dann endlich so weit. Luna wurde von den Behörden beschlagnahmt und vorübergehend im Zoo von Tirana untergebracht.
Wer den Beitrag über Luna´s Rettung im Fernsehen oder der Mediathek gesehen hat weiß, dass die Lebensbedingungen für die Bärin auch im Zoo völlig unzureichend waren.
Hier ist ein kurzes Video von der Rettung von Luna und Jeta, das Vier Pfoten veröffentlicht hat.
https://www.youtube.com/watch?v=koFwFNLjWzE
Luna sollte natürlich nicht im Zoo Tirana bleiben, sondern so schnell wie möglich in einem Bärenwald der Tierschutzorganisation untergebracht werden.
Aber einen Bären aus Albanien nach Deutschland zu holen ist nicht einfach und erfordert viel Zeit und Geduld.
So dauerte es wieder Wochen und Monate, bis alle Genehmigungen und Papiere beisammen waren und Luna endlich auf die Reise in den
Bärenwald Müritz gehen konnte.
Hier kann die kleine Bärin ihre schreckliche Vergangenheit endlich hinter sich lassen und ein neues, wunderbares und vor allem bärengerechtes Leben führen.
Ich habe mich sehr gefreut, die Ankunft von Luna miterleben zu dürfen und möchte von diesem Tag erzählen.
Als ich um 8.00 Uhr am Bärenwald eintraf, entdeckte ich als erstes die beiden weißen Fahrzeuge mit den Bärenbildern, die neben dem neuen
Empfangsgebäude standen.
Viele Mitarbeiter des Bärenwaldes waren schon da. Die Ankunft eines Bären ist immer etwas ganz Besonderes und das möchte natürlich jeder miterleben.
Alle freuten sich über die gelungene Rettung und waren neugierig auf die Bärin.
Vorerst war aber nur ein Blick durch die Heckscheiben des Autos möglich, in dem sich der Transportkäfig mit Luna befand. Im Inneren war es dämmrig und es war gar nicht so einfach, die Bärin zu erkennen.
Als wir sie dann entdeckt hatten, stellten wir fest, dass uns aus dem Inneren des Fahrzeuges zwei braune Augen aufmerksam musterten.
Die Bärin war sehr ruhig und das ist sie auch während ihrer langen Reise gewesen.
Luna blieb dann noch eine kleine Weile im Fahrzeug, denn sie sollte nach der langen Reise erst einmal zur Ruhe kommen.
Die beiden Tierpfleger und der Tierarzt vom IZW Berlin, die Luna zügig und sicher nach Deutschland gebracht hatten,
stärkten sich erst einmal bei einem Frühstück und berichteten von der langen Reise.
Alle, die den Transport begleitet hatte, waren sehr, sehr müde. 44 Stunden Fahrt, natürlich abwechselnd und mit einigen Pausen, forderten ihr Tribut.
Aber schlafen konnte und wollte keiner. Zuerst sollte die Bärin aus der Transportkiste in ihr neues Zuhause gebracht werden.
Gegen 8.00 Uhr war es dann so weit und der Transporter fuhr langsam und vorsichtig zum Eingewöhnungsgehege.
Das Tor öffnete sich und das Fahrzeug konnte auf die Anlage fahren.
Der Schritt von einem kleinen Betonkäfig in die Weite der Gehege im Bärenwald ist gewaltig und anstrengend für die Tiere.
Um Luna nicht zu überfordern, sollte sie deshalb die ersten Stunden in einer mit Stroh ausgepolsterten Schleuse verbringen.
Das sollte sie in der ungewohnten Umgebung ankommen lassen und ihr etwas Sicherheit geben.
Die Cheftierpflegerin würde dann entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt für Öffnung der Schleuse sein würde.
Das Fahrzeug stand, die Hecktüren öffneten sich und Luna konnte das erste Mal einen Blick auf all das um sie herum richten, was ihr neues Zuhause sein würde.
Die Bärin verhielt sich weiterhin ruhig. Mit ihren braunen Knopfaugen beobachtete sie genau, was um sie herum geschah.