Pflegerin Eva (33) zieht Orang-Utan-Baby „Hujan” auf Von Jonas Meister / 10.07.17, 12:50 Uhr
ZitatEva Ravagni (33) ist die neueste „Mutter“ im Krefelder Zoo: Seit vier Wochen zieht die Tierpflegerin Orang-Utan-Baby „Hujan“ per Hand auf und rettete ihrem kleinen Schützling damit sein junges Leben.
Am 1. Juni erblickte der Mini-Affe im Menschenaffenhaus das Licht der Welt. Doch schnell wurde klar, dass seine Mutter „Sungai“ sich nicht um den Kleinen kümmern wollte.
Eva wurde in drei Tagen zur „Mama”
Nach nur einer Woche zog die Zoo-Leitung dann die Notbremse: „Es ging um Leben und Tod, deshalb haben wir uns schnell für eine Handaufzucht entschieden.“ Und so wurde Tierpflegerin Eva Ravagni (33) innerhalb von drei Tagen zur „Mama“.
Ihr Nachwuchs heißt seit Freitag „Hujan“ (bedeutet Regen auf malaiisch) und hat ihr Leben mittlerweile total auf den Kopf gestellt: „Ich habe ihn fast immer auf dem Arm, weil alle zwei bis drei Stunden gefüttert werden muss. Da bekommt er normale Babymilch aus dem Drogeriemarkt.“
Die Handaufzucht des kleinen Orang Utan ist ein stressiger 24-Stunden-Job, um den Eva Ravagni im Moment aber viele Menschen im Rheinland beneiden.
„Man braucht ihn bloß anzuschauen, da weiß ich sofort wieder, was das für eine tolle Erfahrung ist“, findet natürlich auch die Tierpflegerin. Damit das kleine, mittlerweile 2,6 Kilogramm schwere Äffchen sich nicht zu sehr an Menschen gewöhnt, darf allerdings nur Ravagni ihn tragen und anfassen.
Und das hat große Auswirkungen auf ihren persönlichen Alltag: „Zuhause empfange ich gar keinen Besuch mehr und zum einkaufen gehen meine Eltern für mich in die Stadt.“
„Hujan muss lernen, dass er ein Tier ist”
Neben seiner Pflegerin trifft das Orang-Utan-Baby heute auch schon täglich auf seine Artgenossen im Menschenaffenhaus: „Wir gehen ans Gitter, damit er Kontakt aufnehmen kann. »Hujan« muss ja lernen, dass er ein Tier ist.“
Getrennt wird das ungleiche Duo dann spätestens in acht Monaten. Bis da dürften aber noch viele Windeln gewechselt, Hunderte Fläschchen gegeben und ganz viel gekuschelt werden.
Absoluter Knuddelfaktor, aber dennoch sehr schade, dass Mutter „Sungai“ sich nicht um ihren Sohn gekümmert hat... Ich wünsche "Hujan" alles Gute. Auf das er gross und stark wird und vor allen Dingen in die bestehende Gruppe integriert werden kann.
Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich Dich sehen kann, wann immer ich will.
Die 33-Jährige hatte ihren „Ziehsohn“ per Flasche aufpäppeln müssen, weil seine Mutter „Sungai“ in direkt nach der Geburt verstoßen hatte. Doch jetzt gab es im Affenhaus ein familiäres Happy End.
Nur ein kurzer Abschied von der Pflegemutter
Der eindeutige Hinweis für die Besucher: Aktuell trägt Orang Utan-Weibchen „Lea“ gleich zwei Jungtiere. Ihre eigene, 16 Monate alte Tochter „Suria“ und eben ihren Enkel „Hujan“.
Laut dem Krefelder Zoo ging der schwere Abschied für Tierpflegerin und den kleinen Orang Utan sehr schnell. So ließ „Lea“ das neueste Familienmitglied schon beim ersten Kontakt ohne trennende Gitter einfach nicht mehr los.
Die enge Bindung zu der erfahrenen Affen-Mutter, die 1993 selber mit der Hand großgezogen wurde, ist damit ein absoluter Glücksfall.
„Hujan“ bekommt trotzdem weiter seine Flasche
Mit den Jungtieren hat „Lea“ alle „Arme“ voll zu tun, denn „Hujan“ muss sich erst das gewöhnen, was seine menschliche Ziehmutter nicht mit ihm üben konnte. So ist es für den Kleinen noch etwas ungewohnt, wenn sich die Orang Utan-Mutter mit ihm von Ast zu Ast schwingt und sich kopfüber das Futter vom Boden holt.
Der Kontakt seinen Pflegern wird für den jungen Affen aber auch in den kommenden Jahren eng bleiben, denn die Jungtiere bekommen auch in freier Wildbahn bis zu sechs Jahre Muttermilch. Für seine Flasche kommt „Hujan“ jetzt immer auf Zuruf ans Gitter im Affenhaus, wo ihn die Besucher jetzt auch regelmäßig sehen können.