"" Zooreporter - Aus der Argonautensaga in den Tierpark Berlin - Sonntag, 28. November 2010 02:46 - Von Tanja Laninger
Takin - das ist ein Wort, das man in Europa selten hört. Schließlich redet außer "Tim & Struppi"-Fans auch kaum jemand von Yetis. Die zweibeinigen Schneewesen sollen in Tibet gelebt haben - und damit haben sie noch etwas mit Takinen gemein: Sie stammen aus Asien.
Mit Fabelwesen wartet der Tierpark Berlin zwar nicht auf - aber Takine rangieren auf der Werteskala gleich dahinter. Es ist weltweit einzigartig, dass er seit Herbst 2010 alle drei Unterarten der Takine zeigen kann. "Das gibt es nicht mal in chinesischen Zoos", sagt Kurator Christian Kern, "dort sind nur zwei Unterarten zu sehen." Wobei man erst erklären muss, was ein Takin ist: Schaf, Rind Ziege oder Pferd? "Nichts davon", sagt Kern, "Takine sind zoologisch betrachtet eine eigene Unterfamilie innerhalb der Hornträger. Ihre nächsten Verwandten sind die Moschusochsen und Gorale."
Drei Unterarten hat der Takin ausgebildet: Mishmi-, Sechuan- und Goldtakin. Sie sind Paarhufer und Pflanzenfresser. Worin sich die Tiere unterscheiden, lässt sich im Tierpark gut beobachten. Goldtakine haben die namengebende Farbe im Fell. Deshalb bringt man sie mit der Argonautensage vom Goldenen Vlies in Verbindung. Sie handelt davon, dass etliche Helden ein gestohlenes Vlies, also Fell, im Kaukasus zurückerobern müssen und dabei etliche Abenteuer bestehen. Im Qingling-Gebirge (sprich: Tjingling-Gebirge) leben die Goldtakine. Die chinesische Regierung hat sie, wie den Großen Panda und Goldstumpfnasenaffen - unter höchsten Schutzstatus gestellt. Schätzungsweise 4000 bis 5000 Tiere sollen in freier Wildbahn leben. Die ist geprägt von Laub-, Misch- und Nadelwäldern. "Das Klima ist wie unseres, bloß kälter", sagt Kern. Vor Regen geschützt sind die Tiere durch dickes Fell, das sich stark einfettet - Wasser perlt ab.
Die südlichste lebende Unterart sind die Mishmi-Takine. Sie sind die Kleinsten, braun gefärbt und tragen ihre Hörner am steilsten nach oben. Am nördlichsten leben die Goldtakine. Sie sind am besten an Kälte angepasst und tragen die flachsten Hörner. Und die Sechuan-Takine als Übergangsform stehen geografisch wie körperlich mit grau-goldenem Fell dazwischen.
Goldtakine leben in lockeren Sozialstrukturen. Die kleinste und stabilste Einheit sind Mutter und Kälber, die größte Herde kann bis zu 50 Mitglieder umfassen, im Winter noch mehr - wobei die Männer außerhalb der Paarungszeit entweder ganz allein oder als Junggesellen unter sich bleiben. Der Nachwuchs lebt in sogenannten Kindergärten. "Die Jungtiere kommen alle zeitnah im Frühjahr zur Welt und wachsen gemeinsam auf", sagt Kern. Während ein bis zwei Kühe im Wechsel wie Erzieherinnen die Kleinen hüten, gehen die übrigen fressen. Kern hofft nun, dass die drei Goldtakine im Tierpark - Shen, Ishan und Zhouzhi - Nachwuchs bekommen werden. Dass sie alle eine Zuchtleihgabe des tschechischen Zoos Liberec sind, spielt für ihn keine Rolle: "Die Arterhaltung zählt."
Als Zooreporter im Fernsehen: TV.Berlin, So. 18 & 21 Uhr ""
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Nordlandfan