Zoo-Debatte
Seit Jahren macht der Tierpark Verluste und überlebt nur durch Steuermittel und die Umsatzteilung mit dem Zoo. Der Direktor wirbt für den Erhalt beider Anlagen.
Braucht Berlin zwei Hauptstadtzoos? Die Millionenverluste des Tierparks Berlin-Friedrichsfelde im Ostteil und die auch dank Eisbär Knut hohen Gewinne des Zoologischen Gartens haben den seit der Wende mehrmals ausgebrochenen Streit wieder angeheizt. Der Direktor beider Anlagen, Bernhard Blaszkiewitz, appellierte am Montag an die Politik und in der Folge an die Steuerzahler: „Berlin muss die Existenz beider Zoos nicht als doppelte Belastung, sondern als Chance sehen“.
Die mehr als drei Millionen Besucher im Zoo und die eine Million Gäste im Tierpark würden belegen, dass „die Anlagen eine der wenigen guten Früchte der Teilung“ seien. Ähnliches gelte auch für die Theaterlandschaft mit Attraktionen in beiden Teilen der Hauptstadt. Unterstützung wird der Zoo-Chef vom früheren Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen erhalten. Der CDU-Politiker wird, wie berichtet, den Vorsitz einer Stiftung zur dauerhaften Sicherung beider Zoos übernehmen. „Ihre Existenz ist sehr wichtig für Berlin“, sagte Diepgen. Es brauche besondere Maßnahmen, um die Attraktivität des Tierparks zu erhöhen.
In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass in diesem und im kommenden Jahr beim Tierpark bis zu drei Millionen Euro Verlust entstehen. Großer Gewinner der Szene ist der Zoo im Westteil mit einem Umsatz aus Eintrittskarten von rund 14,5 Millionen Euro, während es der Tierpark nur auf knapp vier Millionen Euro bringt. Bei seiner Förderung aus Steuergeldern reagiert der Senat darauf und sichert das Überleben des Tierparks im Jahr mit rund 8 Millionen Euro Zuschuss. Der Zoo erhält nur etwa zwei Millionen Euro. Die Grünen- Fraktion im Abgeordnetenhaus hatte die Missverhältnisse bei Besucherzahlen und Förderung zum Anlass genommen, den Zoo-Chef und Senat zu grundlegenden Veränderungen im Tierpark aufzufordern. Der Landschaftszoo im Ostteil müsse attraktiver als Themen- und Spaßpark für Familien werden, so die Grünen.
Blaszkiewitz hielt bei der Vorstellung seines neuen Buches („Ein Zoodirektor auf Reisen“) an dem Konzept der „klassischen Zoos“ fest. „Tiere halten und den Menschen zeigen, das ist der eigentliche Zweck“, sagte er. Bei der Debatte um moderne Themen- und Spaßparks dürften „nicht die Tiere ersetzt werden“. Indirekt gab Blaszkiewitz erneut zu erkennen, dass ihm der anhaltende Rummel um Eisbärstar Knut fremd geblieben ist. Sein Buch mit Beschreibungen von 25 Zoos weltweit enthält nur einen Satz „Hier kam 2006 auch Knut zur Welt!“ und kein Bild über den Publikumsmagneten und Geldbringer des Zoologischen Gartens.