Eisbär Knut kostet Zoo zwei Millionen Euro
Der Rechnungshof in Berlin will die Zuschüsse, die der Senat an den Berliner Zoo gezahlt hatte, zurückbekommen. Dem Zoo gehe es finanziell gut, dank des Eisbären Knuts.
Eisbär Knut, Publikumsmagnet und Geldquelle des Zoos Berlin, scheint nun etwas zu kosten und zwar zwei Millionen Euro. Grund ist, laut einer Sprecherin der Finanzverwaltung, dass der Senat mit seiner Rechnung an den Berliner Zoo einer Forderung des Rechnungshofes nachgehe. Die Sprecherin bestätigte den Bericht der "B**d".
Eisbär Knut hatte besonders 2007 im ersten Jahr nach seiner Geburt für volle Kassen des Berliner Zoos gesorgt. Knut, damals als knuddeliger Winzling, war der Publikumsliebling des Zoos, zog die Besucher in so großen Mengen an, dass der Zoo mit deutlich mehr als drei Millionen verkauften Tickets, den Souvenirhandel und Film- und TV- Rechte Millionengewinne einfuhr. Damals bemängelte der Rechnungshof in Berlin, dass trotz dieser Rekord-Einnahmen der Senat an den Zoo Zuschüsse in Millionenhöhe weiter zahlte.
Am Montag machte die Sprecherin von Finanzsenator Ulrich Nußbaum (53, parteilos) deutlich, dass der Senat den Betrag ohne die Erklärungen des Rechnungshofs und ohne Zustimmung des Hauptausschusses im Abgeordnetenhaus nicht zurückverlangt hätte. "Wir wollten denen das eigentlich nicht abknöpfen“, die damaligen Einnahmen seien ein Verdienst des Zoos gewesen. Diese Einnahmen sollten dort für wichtige Investitionen genutzt werden.
DIe Finanzverwaltung hatte bereits vor drei Jahren, damals noch unter Leitung von Thilo Sarrazin (SPD), öffentlich die Position vertreten, dem Zoologischen Garten das Geld aus dem Knut-Boom für andere Baumaßnahmen auf dem Gelände nahe der Gedächtniskirche zu überlassen. Der Zoo bekommt mit etwa drei Millionen Euro Zuschüssen aus Steuermitteln auch deutlich weniger im Jahr als der Tierpark Friedrichsfelde, der mit bis zu sieben Millionen Euro im Jahr unterstützt wird.
Von Anfang an war der Rechnungshof nicht einverstanden mit den Widersprüchen, die sich aus den Knut-Einnahmen und gleichzeitiger staatlicher Förderung ergaben. Jens Harms, der damalige Rechnungshof-Präsident, hatte erklärt: "Die zusätzlichen Einnahmen reduzieren den Zuwendungsbedarf.“ Der Finanzsenator müsse deshalb die gewährten öffentlichen Gelder wieder eintreiben. "Das ist nicht schön. Das tut mir sehr weh“, sagte Zoo-Finanzchefin Gabriele Thöne (52) der "Bild“- Zeitung. Die Bauplanungen des Zoos für 2011/12 seien aber nicht gefährdet, die Last könne aus Rücklagen beglichen werden.
Im Dezember hatte es öffentliche Debatten um die Finanzierung von Zoo und Tierpark Friedrichsfelde gegeben. Es war bekannt geworden, dass der Tierpark ein Jahresverlust von rund 1,6 Millionen Euro hat. Der Zoologische Garten im Westteil Berlins verzeichnet dagegen weiter Gewinne – auch dank des anhaltenden Besucherzustroms zu Eisbär Knut. Bei mehr als drei Millionen Besuchern im Jahr, knapp eine Million in Friedrichsfelde, kommt der Zoo allein aus Tickets auf mehr als 14 Millionen Euro Umsatz.
Der Zoo ist dank seiner günstigen Touristenlage in der West-City wirtschaftlich deutlich besser aufgestellt. Zudem flossen aus dem gescheiterten Bau von Europas größtem Riesenrad am Hardenbergplatz mehrere Millionen Euro zusätzlich in Rücklagen. Das ursprüngliche Riesenrad-Gelände hatte der Zoo für rund 23 Millionen Euro verkauft. Der Abriss des alten Wirtschaftshofs und ein Neubau auf dem Gelände kosteten jedoch nur etwa 17 Millionen Euro. Die übrig bleibende Differenz strichen Senat und Zoo ein.
(27.12.10 // abendblatt.de/dpa)