Knut-Fans wollen ihn nicht als Museumsstück
Gut eine Woche nach dem Tod von Eisbär Knut steht Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz weiter in der Kritik. Tierschützer und Verbände machen ihn und den Zoo für den plötzlichen Tod des Tieres verantwortlich. Jetzt kritisiert er die Hysterie nach Knuts Tod und hält die weltweite Trauer für übertrieben.
"Ich hatte Knut auch gern", sagt er in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) "Aber in Japan sind mehr als 20 000 Menschen gestorben und in Nordafrika herrscht Krieg." Er könne verstehen, dass die Menschen traurig sind, findet es aber nicht angemessen, wie die Trauer in der Öffentlichkeit kommuniziert wird.
Todesursache wird weiter untersucht
Im Rahmen einer ersten Sektion war bereits festgestellt worden, dass Knut eine schwere Gehirnerkrankung hatte. Die genaue Todesursache wird derzeit noch untersucht. Tierschützer kritisieren, dass Knut am Ende mit drei älteren Eisbär-Weibchen in einem Gehege leben musste. Das Tier sei einem ungeheuren Stress ausgesetzt gewesen und daran gestorben. Einige Wissenschaftler vermuten, dass Knut an einem epileptischen Anfall gestorben ist. Blaszkiewitz verteidigt unterdessen die Haltung von Eisbären in Zoologischen Gärten. Es werde keine Änderungen auf der Eisbärenanlage geben und es soll auch wieder ein Männchen hinzu kommen. Neben Vorwürfen von Tierschützern kritisieren verschiedene Gruppen in E-Mails, Anrufen und Briefen das Vorhaben, Knut präparieren zu lassen. Das Fell des Eisbären ist bereits im Naturkundemuseum. Wann es mit der Präparation los gehen soll, ist noch unklar.
"Sehen Sie davon ab, aus einem Symbol und Maskottchen ein Museumsstück zu machen", heißt es in einem offenen Brief an Blaszkiewitz und Bärenkurator Heiner Klös. "Niemand will Knut steif und tot betrachten. Jeder will die schöne Erinnerung behalten, wie er zu seinen schönsten Zeiten lebte. Unbekümmert spielend als Baby oder als frecher Teenager-Eisbär", heißt es in dem Brief weiter.
In einer E-Mail protestiert Petra Steinbecher dagegen, Knut präparieren zu lassen. "Der Zoo hat Millionen Euro an Knut verdient. Er ist ein Sympathieträger und das Wahrzeichen von Berlin", schreibt sie. "Nun soll er würdelos ausgestopft in einem Museum verstauben und von Motten zerfressen werden." Beatrix Rudloff schreibt in einem Brief: "Helft uns, dass Knut nicht ausgestopft wird. Seht in das Gedenkbuch. Das ist keine Minderheit, die dagegen kämpft. Es darf nicht sein."
In einem Interview mit der Berliner Morgenpost hatte der Zoo-Direktor von hervorragenden Plastiken gesprochen. Der Gorilla Bobby, der 1935 gestorben ist und präpariert wurde, "sieht so aus, als ob er gleich aufstehen würde". Es gebe keinen vernünftigen Grund, den Bären nicht im Naturkundemuseum auszustellen. "Der Bär ist tot und er leidet nicht", sagt er der FAS. "Viele unserer Tiere kommen ins Museum, das macht wissenschaftlichen Sinn. Wäre es unwürdig, gäbe es keine Naturkundemuseen." Der präparierte Knut soll aber nicht im Zoo aufgestellt werden.
Quelle: Berliner Morgenpost online / 27.03.11/ 03:34 Uhr / von Andreas Gandzior