Hier noch ein Bericht aus dem Hamburger Abendblatt:
"Nicht ausstopfen" - Dutzende Teilnehmer bei Knut-Demo
Knapp 70 Fans des toten Eisbären versammelten sich am Löwentor in der Hauptstadt, um sich gegen eine Präparation des Tieres einzusetzen.
Die Wut der Demonstranten richtet sich gegen den Berliner Zoodirektor: „Herr Blaszkiewitz – Sie sind ein Witz – Stopfen Sie Ihr Herz und Hirn aus“, stand auf einem der vielen Transparente. Mehrere Dutzend Tierfreunde und Fans des verstorbenen Eisbären Knut haben sich am Sonnabend in Berlin zu einer Demonstration versammelt. Die Teilnehmer wollen verhindern, dass das beliebte Tier ausgestopft wird. Sie gingen gegen die Pläne auf die Straße, den dann ausgestopften Knut im Naturkundemuseum auszustellen. Im Internet war schon seit Tagen zu der Demonstration aufgerufen worden. Das Tier war am 19. März vor den Augen der Besucher in seinem Gehege verstorben.
Das Interesse war am Sonnabend dann allerdings nicht sonderlicht groß. Knapp 70 Demonstranten fanden sich am Löwentor ein, um gegen eine Präparation des Eisbären zu kämpfen. Der Feind war deutlich ausgemacht. Er heißt Bernhard Blaszkiewitz, ist Biologe und in seiner Funktion als Direktor von Zoo und Tierpark Chef des größten Tierbestandes der Welt. Viele Menschen sind empört über die Planspiele des Mannes, der sich jahrelang selbst gegen den Medien-Hype um Knut einsetzte.
Am Freitag hatte das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung unter Berufung auf das Sektionsergebnis die Todesursache von Knut bekannt gegeben. Der Eisbär ertrank, weil er vermutlich infolge einer Gehirnentzündung von einem Felsen ins Wasser gestürzt war. Die Untersuchungen des Kadavers dauern aber noch an.
Die Demonstranten interessierte vor allem folgende Fragen: Wieso muss Knuts pelzige Hülle erhalten und ausgestellt werden? Was verschweigt der Zoo? Wie geht es weiter mit der Tierhaltung in den Zoos dieser Welt? Die Stimmung in Berlin war aufgekratzt. „Blaszkiewitz war angeblich gegen den Hype, aber die Millionen für Knut hat er mit seinem Zoo gern kassiert“, sagt Jürgen Kolbe, der sich als Pressesprecher der Interessengemeinschaft Knut und als Redakteur für Internetspiele vorstellt. Von einem Tablett-PC twittert er die Kundgebung live in das weltweite Netz. „Ich bin gegen die Ausstopfung, weil es gerade bei diesem Eisbären etwas respektlos ist“, sagt er.
Fans, die trauern wollten, könnten zu Dörflein ans Grab pilgern. Dort gibt es tatsächlich eine Art Gedenkstein in Eisbergform. Wer nah herantritt, erkennt auch die gemeißelten Umrisse eines Knut.
Vor dem Haupteingang des Zoologischen Gartens in Charlottenburg fanden sich vor allem jüngere Demonstranten, aber auch einige Rentner mit Protestplakaten ein. Die Fans fordern ein Mitspracherecht über den Verbleib von Knut, sagt Kolbe. „Wir haben ja das Geld in den Zoo gebracht.“ Das werde sich nun ändern, droht er.
Wie, das verrät Franziska Denzig. Auch die junge Mutter hat den Protest mitorganisiert. Sie kündigt einen Zoo-Boykott an. Weitere Aktionen würden folgen. „Knut gehört nicht ausgestopft“, sagt sie und ihr Blick lässt keinen Zweifel, dass sie dafür kämpfen wird. „Es kann auch nicht sein, dass uns nicht die Wahrheit gesagt wird: Mal heißt es, unser Knut hatte einen Virus, mal war es das Hirn.“
Während sie Zettel verteilt, auf denen ebenfalls Knut als Eigentum der Hardcore-Fans reklamiert wird, deutet sie auf ihren Sohn im Kinderwagen. Alexander sei jetzt drei Jahre alt. „Er wuchs mit unserem Knut auf. Wie soll ich ihm erklären, dass sein Haustier plötzlich im Museum steht.“
(dpa/dapd/abendblatt.de / 02.04.11 / 17.47 Uhr)