Hallo Leute
da ich hier in eurem Kreis so liebevoll aufgenommen wurde, will ich mich nun auch von euch verabschieden.
Meine Geschichte habe ich euch ja schon erzählt.
Um meinen Umzug und meine Zeit im Bärenwald wird viel dikutiert und gestritten. Vieles von dem was geschrieben wird zeugt nicht von viel Sachkenntnis, manche Worte stecken voller Verbitterung.
Es gibt ganz viele Tierfreunde, die mir die schönen Tage im Bärenwald von Herzen gegönnt haben. Es gibt aber auch solche die behaupten, ich hätte furchtbar gelitten. Da fallen ganz schlimme Worte, das kann ich euch sagen.
Vielleicht nur so viel:
Natürlich war der Wegzug aus meiner gewohnten Umgebung, fort von Familie Lehmensiek, sehr anstrengend und aufregend für mich. Anfangs hat mir das neue Gehege Angst gemacht. Da war auf einmal so viel Platz um mich herum und die Menschen, die sich viele Jahre um mich gekümmert hatten, waren auch nicht mehr da.
Aber ich kann euch sagen, dass ich schon Wochen und Monaten vor meinem Umzug regelmäßig Besuch aus dem Bärenwald bekommen hatte. So konnte ich Vertrauen zu neuen Menschen gewinnen und war sicher, dass meine Charaktereigenschaften und Vorlieben auch im Bärenwald berücksichtigt werden würden.
Die ersten Zeit im Bärenwald habe ich unter großen Bäumen am Gehegerand verbracht.
Von dort konnte ich die Besucher beobachten und auch meine Pfleger kamen regelmäßig, um nach mir zu sehen. Ich wurde nach Strich und Faden verwöhnt.
Sogar meine ehemaligen Besitzer haben mich besucht. Für die war die Trennung nämlich genauso schwer wie für mich. Sie und auch die Pfleger im Bärenwald haben sich anfangs viele Sorgen um mich gemacht. Alle wussten, dass mein Umzug mit einem großen Risiko für mich verbunden war. Aber ihr wißt ja, es gab nur eine Alternative – meinen sofortigen Tod . Alle Argumente wurden gegeneinander abgewogen und glücklicherweise wurde von guten Menschen entschieden, den Versuch zum Umsiedlung zu wagen.
Aber zurück zu meiner Zeit im Bärenwald. Nach ein paar Tagen fasste ich Mut und habe mich in meinem neuen Zuhause umgesehen. Das ging natürlich nur Stück für Stück, denn ihr wißt ja, dass ich mit dem Laufen so meine Probleme hatte. Nach kurzer Zeit hatte ich meinen Badeteich entdeckt. Ich kann euch sagen, ich liebe es zu baden und habe es ausgiebig genossen. Außerdem habe ich gern am Ufer gelegen und vor mich hingedöst.
Meine neuen Pfleger hatten die ganze Zeit regelmäßigen Kontakt mit meinen vorherigen Besitzern und die kamen (wie schon gesagt) auch hin und wieder vorbei. Sie sahen meine Fortschritte und konnten sich überzeugen, wie gut mir meine neue Umgebung gefiel. Bei ihrem letzten Besuch waren sie schon sehr entspannt und guten Mutes.
Wie ihr ja gelesen habt, ging es mir vor einer guten Woche rasend schnell immer schlechter. Frau Steinmeier, die Chef Tierpflegerin im Bärenwald, hat ziemlich schnell erkannt, dass sich mein Leben seinem Ende nähert. Jeder, der Tiere hat und diese auch liebt, weiß, dass man so etwas zuerst nicht wahr haben will. Im Kopf kreiseln dann Gedanken wie: „das wird vielleicht wieder besser“ oder „warte noch ein paar Tage, bis du die letzte, schmerzhafte Entscheidung triffst“.
Aber es wäre falsch gewesen, mein Leiden unnötig zu verlängern. Meine Zeit war einfach gekommen. Die Mitarbeiter im Bärenwald haben meine ehemaligen Besitzer angerufen und ich durfte in den Armen von Herrn Lehmensiek einschlafen.
Es wurden unzählige Tränen um mich vergossen. Auch die Pfleger im Bärenwald hatten mich sofort in ihr Herz geschlossen. Jeder hätte mir mehr Zeit in meinem neuen, wunderschönen Zuhause gewünscht.
Im Bärenwald wurden für mich die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Es gibt in der Futterküche ein wunderschönes Foto, das Frau Steinmeier vor kurzem gemacht hat und das zeigt, wie wohl ich mich zu dieser Zeit gefühlt habe.
(Foto von Frau Steinmeier, abfotografiert im Bärenwald)
Davor stehen zwei Kerzen und dahinter ein Strauß Sonnenblumen.
(leider hat es sehr gespiegelt)
Ich werde auch eine Gedenktafel bekommen und so wird die Erinnerung an mich und meine kurze Zeit im Bärenwald bestehen bleiben.
Es gibt Menschen, die nun viele böse Dinge erzählen und schreiben. Aber ich kann euch versichern, dass ich mich im Bärenwald sehr wohl gefühlt habe. In meinen letzten Minuten hatte ich vertraute Menschen um mich, die mich sehr geliebt haben und in Gedanken meinen Badeteich und meine wunderschöne Blumenwiese vor Augen.
Macht´s gut und vergeßt mich nicht
Euer Bruno