Forum Übersicht - Doris_Webb » Tosca und Troll: Wer hat die größte Klappe?

Als die Pfleger mit dem Schieber klapperten, interessierte es Troll nicht sonderlich. Zwar horchten beide Bären auf, es bewegte sich jedoch keiner. Jedenfalls für eine Weile. Es klapperte wieder und Tosca konnte man ansehen, dass sie gern gehen würde. Schließlich war es Zeit für die Abendmahlzeit. Troll spielte Bettvorleger bis Tosca sich entschloss an Land zu gehen und ihre Insel zu verlassen. Im Nu war Troll auf den Beinen und ging hinüber wo sie hochkam. Sie zischte ihn an und machte eine beachtliche Tapirlippe. Er brummte und sie wurden etwas lauter. Er hob die Tatze und „schlug“ nach ihr. Das hätte er nicht machen sollen, denn Tosca schoss sofort auf ihn zu. Er schien verblüfft, damit hatte er wohl nicht gerechnet. Dann ging es rund. Einige Besucher waren schon wieder einem Herzkasper nahe. Allerdings musste man nur genau hinschauen um zu sehen, dass sie zwar brüllten, Tapirlippen machten und ausmaßen wer wohl die größere Klappe hat, sich aber nicht wirklich verletzen würden. Den Klappen-Wettbewerb hat Troll glatt und ohne Frage gewonnen. Anders bei der Tapirlippe. Während er noch immer nur ein angestrengtes Lippchen zustande brachte, zeigte Tosca doch eine beachtliche Lippe. Nicht wie Knut, er brachte die Tapirlippe zur Perfektion, aber immerhin war ihre größer als die aller anderen Bären. Nach einigem hin und her (sie „kämpften“ sich bis vor die Höhleneingänge) platzierte sich Troll vor dem Eingang, ging aber nicht wie geplant hinein. Somit hieß es natürlich auch Tosca wurde wieder um ihre Abendmahlzeit gebracht. Nach einiger Zeit hatte sie genug, sie ließ ihn einfach stehen, schubberte sich am Stein und ging dann letztlich ins Wasser und schwamm zu ihrer Insel. Dort angekommen, wälzte sie sich auf dem Boden, hielt sich die Ohren zu und sah generell nicht unglücklich aus. Troll hingegen kam wieder hinunter zu seinem Beobachtungsposten gegenüber von Tosca, spielte wieder den Bettvorleger (öffnete aber hin und wieder die Augen um genau zu sehen, was die freche Kleine macht). Auch er sah wieder vollkommen gelassen aus.
Fazit: Wahrscheinlich werden beide Bären heute wieder nachts draußen sein, denn der Pfleger verließ gegen 18.00 die Anlage.

Doris,

Danke für deinen ausfühlichen Bericht und Bilder.

Es mag wohl normal unter eisbären sein ,dass sich jeder erst behaupten möchte um sich respekt zu verschaffen,ist auch vollkommen in Ordnung aber dass Troll ,Tosca nicht in Ihr Innengehege läßt finde ich persönlich nicht so gut
Ich werde es mir auch nicht schön reden
den ich finde ,die Pfleger könnten es wenigstens versuchen Troll ins Innengehege zu locken.Es gäbe bestimmt eine Möglichkeit ,wenn man sich nur etwas Zeit und Mühe geben würde oder Troll auf der Außenanlage mit Fleisch oder Melonen ablenkt so das Tosca ins Innengehege gehen könnte.

Auch das die Bären schon das zweite mal auf Ihr Abendmahlzeit verzichten müssen finde ich nicht gut

Es ist meine Ansicht und es macht mich schon etwas traurig ,nachdenklich und wütend wenn man als Pfleger immer nur zuschaut und den Dingen ihren Lauft läßt,statt auch mal etwas zu tun um die Situation vieleicht zuändern.

In meinen Augen ist es auch der pure Streß für die beiden Bären.

Na, ja was rege ich mich auf Im Zoo Berlin ,ist es eben so wie es ist.


liebes grüßle von walli

Liebe Doris

Zunächst einmal!
Geniale Bilder!
Du hast diesen Kommentkampf hervorragend festgehalten.
Er läuft ja fast lehrbuchmäßig ab.

Die Küsschen, die manch einer glaubt, gesehen zu haben und über die auch die Pressefuzzis berichten, dürften mit Beschwichtigungsgesten verwechselt worden sein.
Diese sind bei einem Kommentkampf ein wichtiges Signal für den Kontrahenten.

Nun ja, sehen und interpretieren sind zwei unterschiedliche Dinge; und manchmal wäre es von Vorteil, wenn einige etwas mehr über die Ethologie unterschiedlicher Lebewesen wüssten.

Wollen wir hoffen, dass die Klärung der Rangfolge auf diese Weise erfolgen kann.
Es wäre für alle Beteiligten wünschenswert. Die nächste Stufe wäre nämlich ein Beschädigungskampf; und da gelten andere Spielregeln.

Bleibt noch die Frage zu beantworten, was passieren wird, wenn Troll als Sieger aus der Sache hervorgeht und als Zeichen seiner Dominanz weiterhin den Eingang versperrt.

Vielleicht sollte man die Tiere soweit konditionieren, dass all das bis 18 Uhr über die Bühne gegangen sein muss.

Schade, dass Herr Pawlow nicht mehr lebt. Er hätte da bestimmt die ein oder andere Idee.
Vielleicht würde es ihm sogar gelingen, bei den Bären einen bedingten Reflex auszubilden.

Herr Horn scheint ja eine persona non grata zu sein.
Ich denke, er kennt "seinen" Bären am besten und könnte manchen Prozess zumindest abkürzen.

Liebe Doris!
Deine Fotos sind super. Es ist sehr klar zu sehen, dass Troll die größere Klappe hat. Troll ist auch ungefähr doppelt zu groß, wie Tosca. Mich freut, dass Tosca locker bleibt. Leider beunruhigt mich diese Situation. Z.B. bei den Katzen einfach liegen und die andere Katze anglotzen ist ein aggressives Verhalten. Ich bin keine Expertin und verstehe nicht, was Troll will. In meinen Augen hat er die Anlage besetzt. Als männlicher Bär ist er einfach im Vorteil und er weiß das. Warum lässt er Tosca nicht weg? So lange man nicht begreift, was sein Verhalten bedeutet, kann man nicht entgegen wirken.
Gibt es auf der Anlage nur ein Ausgang? Ich dachte, dass es gibt 2 Türen. Troll kann nicht die beiden Türen blockieren.

... beim Betrachten dieses Bildes kam mir sofort Knut in den Sinn ...



... Troll hat ja die gleiche Haltung wie Knut damals ...

ansonsten sieht man doch deutlich, dass sie friedlich ausloten wollen, wer stärker ist.


Also warten wir was der heutige Tag bringt

Hallo Doris,

vielen Dank für den ausführlichen Bericht und vor allem für die großartigen Fotos.
Sie dokumentieren das, was du schilderst auf anschauliche Weise.

Gisela

Doris, auf Deinen Fotos kommt der Größenunterschied zwischen Tosca und Troll erst richtig zur Geltung.

Die Fotos geben die Situation gut wieder.
Troll ging später wohl doch noch hinein, nur Tosca blieb draussen. Ich habe gehört, dass die Bärinnen häufiger draussen übernachtet haben. Weißt du, ob dies oft der Fall war? Mir war es bisher nicht bekannt.

Hallo water, ich weiß nur als Knut da war wurden die Bären abends reingenommen.

Hallo Doris ,

beeindruckende Fotos. Erschaudern ließen mich die Fotos wo Troll und Tosca zusammen auf gleicher Höhe stehen. Ein gewaltiger Größen- und Massenunterschied. An dem Gehege ist es garnicht als so gewaltig zu sehen.
Gespannt warte ich auf Deinen Bericht von heute Abend. Den Vorfall mit der unbedarften Nancy habe ich mit erlebt.

Bärige Grüße,
Rena

Liebe Doris,

erst jetzt habe ich mich bis hierher "durchgekämpft", denn die Ereignisse - und Berichte nebst Fotos - überschlagen sich ja fast im Stundentakt.

Tolle Aufnahmen, die Deine Schilderung der Vorgänge eindrucksvoll unterstreichen. Es ist wirklich sehr spannend, allerdings fällt es einem sogar aus der Ferne, am PC-Bildschirm, schwer, angesichts dessen ruhig und gelassen zu bleiben. Deine Bilder, wie eine Serie, zeigen aber auch, dass es fast wie ein Ritual abläuft, wie sich die beiden einander annähern und ihre Bereiche abstecken, Grenzen zeigen und austesten. Nach wie vor hoffe ich, dass sich alle vier Eisbären am Ende doch zusammenraufen.

Viktor

Hallo Doris ,
Hallo Gitta ,

es müßte ein Buch über das Verhalten von Eisbären geben. Dann könnte ich viele Dinge vielleicht richtig interpretieren z.B. als Troll zum Sprug ins Wasser in Richtung der streitenden Damen ansetzte, lief ihm Wasser wie aus einem Wasserhahn aus dem geöffneten Maul. Was wollte er uns sagen?

Rena

Hallo Rena!
Es gibt ein sehr interessantes Buch über die Bären "Smiling Bears: A Zookeeper Explores the Behavior and Emotional Life of Bears" von Else Poulsen. Leider gibt es das Buch nur in Englisch

Rena

Die Hypophyse sorgt bei einer Stresssituation für eine Aktivierung des Sympathikus.
Dieser wiederum veranlasst die Nebenniere zur Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin.

Es kommt u.a. zu einer erhöhten Herzfrequenz, einer Erweiterung der Bronchien, zur Freisetzung von Fettsäuren, vermehrter Schweißabsonderung und verminderter Speichelbildung.

Der Körper wird somit auf eine rasche Anpassung an eine bestehende Notsituation vorbereitet.

Bei längerem Stress versucht der Parasympathikus eine Gegenreaktion zu bewirken, welche den Alarmzustand des Körpers abschwächen soll.
Unter anderem kommt es dabei zu stark vermehrtem Speichelfluss.

Da sich der gesamte Körper während einer Stresssituation in einem extrem angespannten Zustand befindet, kommt es bei nachlassendem Stress zu deutlich sichtbaren Erschöpfungszuständen.

Die für viele Besucher völlig entspannt wirkenden Bären sind wahrscheinlich absolut erschöpft.

Ich habe das Thema Stress immer sehr gerne unterrichtet.

Ich bin überzeugt, die Pfleger können euch genauer über die physiologischen Zustände während einer Stresssituation aufklären.

Nur Mut!! Wer fragt wird klüger!

Danke Gitta, für Deine plastische Beschreibung der Stressreaktionen!

Zur Ergänzung vielleicht eine sehr interessante Übersichtsarbeit ( auf Englisch ), die erklärt, was alles Stressoren bei eingesperrten Tieren sind und was die ( andauernde ) Einwirkung von Stressoren mit eingesperrten Tieren macht. Sehr belastend scheint es zu sein, wenn Tiere keine Möglichkeiten haben sich dem Stressor zu entziehen.
http://academic.reed.edu/biology/profes ... rg2008.pdf

Barbara