So ihr Lieben - nun nerve ich euch gleich noch einmal mit Bären im braunen Pelz .
Es handelt sich um die Bären aus dem Bärenwald Müritz.
Ich habe im „alten“ Forum schon einmal etwas darüber geschrieben, aber gestern war ich mit Gudrun dort und möchte euch gern darüber berichten:
Der Bärenwald ist ein Projekt der Organisation Vier Pfoten.
Dort werden Bären, die aus schlechter, nicht artgerechter Haltung frei gekauft werden, untergebracht und dürfen für den Rest ihrer Tage ein ziemlich glückliches Bärenleben führen.
Weil ich es einfach nicht besser formulieren kann, zitiere ich mal von den Seiten des Bärenwaldes:
„In Deutschland lebt eine große Anzahl von Braunbären unter nicht tiergerechten Bedingungen. Allein in Wanderzirkussen müssen heute noch rund 20 Bären ihr Dasein fristen. Dort sind sie oftmals ganzjährig in Transportanhängern untergebracht, nur um in der Manege mit kurzen Auftritten als Publikumsattraktion herzuhalten.
In vielen Einrichtungen werden Braunbären heute noch immer lediglich zur Schau gestellt, ohne auf deren natürliche Bedürfnisse auch nur annähernd Rücksicht zu nehmen. Dies bedeutet oftmals ein Leben auf Beton und hinter Gittern, ohne Beschäftigung und die Möglichkeit, die natürlichen Bedürfnissen und Verhaltensweisen auszuleben.
Häufig werden nicht einmal die Mindeststandards oder Richtlinien zur Haltung von Braunbären eingehalten. Sollen Tiere deswegen abgegeben oder behördlich beschlagnahmt werden, fehlen in den meisten Fällen geeignete Unterbringungsmöglichkeiten. Der BÄRENWALD Müritz dient diesen Braunbären als neue Heimat.“
Zur Zeit leben hier 8 Bären auf 7,8 ha Fläche. Dabei handelt es sich um Mischwald, Wiesenflächen, Waldlichtungen und Hanglagen. Es gibt auch einen natürlichen Wasserlauf. Auf diesem Gelände können 10 dieser Tiere leben. Die Anlage wird noch um die gleiche Fläche erweitert werden, damit 10 weitere Bären im Bärenwald einziehen können.
Die Bären, die dort leben, können ihre natürlichen Instinkte wiederfinden und ausleben. Das funktioniert auch sehr gut.
Die Bären werden nicht mehr weiter gegeben, das ist ganz sicher. Sie bleiben bis an ihr Lebensende in diesem herrlichen Bärenwald. Alle Tiere, die dort leben, sind kastriert, denn es geht überhaupt nicht um Nachzucht. Auch in Zukunft soll dieser Bärenwald ein Platz für „Bären in Not“ bleiben.
Die Bären werden auch nicht zur Schau gestellt. Der Kontakt zu Menschen wird so minimal wie möglich gehalten. Besucher sind gern willkommen und können die Tiere beobachten, sofern diese es zulassen. Die Bären können sich jederzeit in nicht sichtbare Bereiche zurückziehen. Man sieht aber eigentlich immer Bären, denn wir Besucher sind vermutlich ein nettes Unterhaltungsprogramm für die Tiere. Hier stellt sich dann wirklich die Frage: Wer beobachtet eigentlich wen ???
Es gibt keine Schaufütterungen. Das Futter für die Bären wird versteckt und so müssen sie, wie ihre frei lebenden Artgenossen auch, auf Nahrungssuche gehen. Und wenn die Bären in Winterruhe gehen, dann sind sie schlicht und einfach eben nicht zu sehen. Das tun sie übrigens wieder - sehr zur Freude der Pfleger und Wissenschaftler, die das Projekt begleiten.
Allerdings werden die Bären, anders als in freier Wildbahn, vergesellschaftet. Man hat festgestellt, dass sich das sehr positiv auf das Sozialverhalten der Tiere auswirkt und Verhaltensstörungen schneller abgebaut werden.
So, aber nun zu unserem Besuch:
Als wir ankamen, zogen schwarze Wolken am Himmel auf. Aber mehr als 2 Blitze und 25 Regentropfen hatten die nicht zu bieten. Also machten wir uns auf, den Bären einen Besuch abzustatten.
Wir wurden von freundlichen Bärenwaldrangern empfangen und sahen uns zuerst im Eingangsbereich um.
Den Park betritt man durch einen mit Holz ausgekleideten Flur. Hinter kleinen Gucklöchern kann man „Denkanstöße“ lesen wie, „kannst du Dir vorstellen, nie die Möglichkeit zu haben, dich zurückziehen zu können, wenn du es möchtest“ oder „würde es Dir gefallen, angeglotzt zu werden“ und ähnliches mehr.
Dann setzt man eine Augenbinde auf und wird einen Weg mit unebenem Boden entlag geführt. Plötzlich ertönen Stimmen und Geräusche. Einiges stammt aus dem Zirkus, anderes aus Tierparks oder Zoos. Dazu gehören Kommentare wie, " mach endlich, was ich dir sage", "hörst du endlich, sitz still" oder „Guck mal, wie dreckig der Bär ist“ und „he, Bär aufwachen!“ oder „ der ist ja voll langweilig, der macht ja nichts“.
Na, woran erinnert euch das??
Beim Verlassen des Ganges fällt der Blick auf 2 Sätze, die da lauten: „Für Dich waren es 3 Minuten. Für einen Bären sind das 30 Jahre“. Ich muss dann jedesmal wieder schlucken!
Nun lagen aber die wirklich großen und gut gesicherten Gehege vor uns. Schon nach kurzer Zeit begrüßte uns der erste Bär. Er schritt sein Gehege ab und kam immer wieder an uns vorbei. Ein zweiter Bär warf nur einen kurzen Blick auf uns und zog sich dann zurück.
Ein Stück weiter entdeckten wir diese liebenswerte Gedenktafel an einem Baum.
Unser Weg führte uns dann an einem Zirkuswagen und einem ausgedienten Zirkustransportwagen für Bären vorbei.
Im Zirkuswagen kann man sich kurze Videos anschauen, die vom Umzug des ersten Bären berichten. Leon, der uns auch in den Bärenwald begleiten durfte, hatte sich sofort den besten Platz gesichert. Aber keine Sorge, wir haben das Sofa nicht schmutzig gemacht.
In dem Transportwagen wurden, wieder per Video, die Bewohner des Bärenwaldes vorgestellt. Man erfährt etwas über ihre Vorgeschichte, ihren Charakter und ihre Lieblingsspeisen. Einige der Bären lieben Tomaten, das finde ich irgendwie ungewöhnlich.
(vorher - nachher)
Ich stelle euch die Bären einmal ganz kurz vor:
Ben wurde 1995 geboren. Er kam 2007 mit seiner Mutter Maya und seinem Bruder Felix (auch 1995 geboren) aus dem Schwarzwaldpark Löffingen.
Lothar – der Vater von Ben und Felix kam 2006 in den Bärenwald. Er ist der größte der Bären.
Lothars Schwester Sindi kam auch aus Löffingen.
Lothar und Sindi wurden 1990 geboren und als Bärenkinder auf einer Landesgartenschau ausgestellt. Ihr Bruder Torgi wurde getötet, da er einem Kind die Fingerkuppe abgebissen haben soll. Wenn man das liest, dann kann man sich vorstellen, wie die armen Tiere gehalten wurden.
Dann gibt es noch Mascha, die zusammen mit Otto im Jahr 2006 in den Bärenwald umzog.
Komplettiert wird die Runde durch Susi, die 2007 dazu kam und mit 27 Jahren das älteste der Tiere ist.
Mehr über die Tiere kann man auf der informativen website des Bärenwaldes erfahren. Dort gibt es auch jede Menge Fotos der Tiere.
So – nun aber weiter mit unserm Rundgang. Wir wanderten an den Gehegen entlang und stellten fest, dass den Bären auch Spielzeug angeboten wird. Ich meine mich zu erinnern, das es extra für Bären gebaut worden ist und aus Australien kommt. Nun mutmaße ich mal einfach, dass Knuts Spielzeug von der gleichen Firma stammt.
Es gab aber nicht nur Spielzeug für Bären, auch an die Kinder wurde gedacht. In der Nähe eines Fischteiches gibt es einen hübschen kleinen Spielplatz. Dort ist alles auf das Thema Bären ausgerichtet. Man kann sogar überprüfen ob man weiß, was man tun soll, wenn man einem Bären begegnet. Gut, dass ich das jetzt informiert bin, denn man weiß ja nie, wen man im Wald so trifft .
Wir sind dann kurz Mascha begegnet. Aber die wollte nichts von uns wissen und hat sich schnurstracks in den nicht sichtbaren Bereich verzogen. Für ein halbwegs ordentliches Foto war ihr Tempo eindeutig zu schnell.
Als wir weitergingen hörten wir schon ein gleichmäßiges lautes Bummern. Es waren die Herzgeräusches eines Bären in Winterruhe. Dieses Geräusch führt uns zu einer nachgebauten Bärenhöhle.
Hier konnten man sein Wissen über Bären testen. So musste man u.a. aus eingespielten Brummlauten erkennen, was die Bären gerade machen. Versagt haben wir bei den Geräuschen vom Liebespiel . Ansonsten haben wir uns ganz passabel geschlagen.
Außerdem konnte man hier per Video in einen Bärenhöhle schauen und eine Bärin mit ihren beiden Jungtieren beobachten – sehr süß!
Unser Weg führte uns dann an weiteren Bären vorbei. Einer ruhte, ganz malerisch ins Grün gekuschelt, der andere war in seinem Gehege unterwegs.
Ein freundlicher Ranger brachte gerade Fisch für die Bären, als Leckerli am Vormittag. Aber auch hier waren wir zu langsam, oder er zu schnell. Den Bären hat es geschmeckt und das war die Hauptsache.
Ganz am Ende unseres Rundganges berichtete die Organisation 4 Pfoten auf Schautafeln über andere Bärenprojekte. Dort stand beispielsweise, dass eine befreite Bärin bei ihrer Ankunft in der „fast Freiheit“ sofort in einem Badesee verschwand und erst nach 6 Stunden wieder heraus kam. Mir steht immer gleich da „pipi“ in den Augen, wenn ich so etwas lese.
Alles in allem war das ein netter Ausflug, den wir mit einem guten Kaffee und einem Blaubeermuffin beendet haben.
Wenn ihr mehr über die Bären erfahren wollt – hier ist die web Adresse des Bärenwaldes:
http://www.baerenwald-mueritz.de
oder gleich:
http://www.baerenwald-mueritz.de/baeren ... vision.php
Ich lege euch besonders das Bärentagebuch ans Herz - da geht einem dasselbige nämlich auf!
GiselaH