Abschied von Churchill,
Am letzten Freitag bin ich in erster Linie wegen Vilma und Bodo nach Rostock gefahren, doch dann sollte es ganz anders kommen. Es wurde der Tag, an dem ich mich von Churchill verabschiedet habe.
Als ich an seinem Gehege stand, fiel mir als erstes die Spritze auf, die noch in seinem Schenkel steckte. Sie konnte nur bedeuten, dass es dem Bären schlecht geht.
Churchill hat schon lange Probleme beim Gehen. Wie viele ältere Bären leidet er unter Arthrose und ganz sicher noch anderen altersbedingten Problemen. Auf Grund seiner Erkrankung und der fortwährenden Schonhaltung ist seine Muskulatur hinten links sehr eingefallen. Das ist auf dem folgenden Foto deutlich zu sehen.
Churchill stand im Gehege und genoss ganz offensichtlich die Herbstsonne.
Nach einer Weile setzte er sich mühsam in Bewegung, um die Stufen nach oben zu bewältigen. Dort befinden sich die Durchgänge in den Innenbereich.
Man konnte deutlich sehen, dass der mächtige Bär vor jedem einzelnen Schritt all seine Kraft sammeln musste. Mühsam setzte er Tatze vor Tatze.
Ich habe ein kurzes Video gemacht, wo man das ganze Ausmaß seiner Beschwerden ziemlich deutlich erkennen kann.
http://www.youtube.com/watch?v=xwl92k2i ... e=youtu.be
Oben angekommen, war ihm ein Stamm im Weg. Lange stand er davor und schien zu überlegen, wie er hinübersteigen könnte. Leider gelang ihm das nicht. Er drehte um und setzte sich hin.
http://www.youtube.com/watch?v=Vr91XddT ... e=youtu.be
Ich war dann für einige Zeit bei Lars und als ich zurückkam, versuchten die Pfleger gerade, den Churchill in den Innenbereich zu locken. Dort hätte der Bär einfach mehr Ruhe. Leider funktionierte das nicht.
Churchill drehte ab und kurze Zeit später saß er im Wassergraben.
Was für einen gesunden Bären keine Hürde ist, wurde für Churchill zum großen Problem. Er konnte aus eigener Kraft nicht mehr aus dem Wasser steigen .
Immer wieder legte er müde den Kopf auf die Steine.
Immer wieder wand er den Kopf nach hinten und diese Blicke trafen wirklich ins Herz .
Natürlich blieb das alles nicht unbemerkt und die Pfleger versuchten den Bären zu unterstützen, indem sie den Wasserstand im Graben erhöhten. Glücklicherweise half das dem Bären.
Ich war so angespannt und aufgeregt, dass ich im entscheidenden Moment die Kamera völlig vergessen hatte. Das war eigentlich auch völlig nebensächlich. Wichtig war nur, dass Churchill sich aus seiner misslichen Lage befreien konnte.
An Land begann er dann in aller Ruhe zu fressen und das war für mich der Moment, ihm schweren Herzens Lebewohl zu sagen.
Unter Berücksichtigung der schon länger andauernden gesundheitlichen Probleme des alten Bären ist dann im Rostocker Zoo die einzig richtige Entscheidung getroffen worden. Man hat den Bären von seinen Leiden erlöst.
Ich mochte Churchill sehr gern und werde mich immer an ihn erinnern. Auch den Tag seines Todes werde ich nie vergessen, denn genau an diesem Tag, haben wir ein neues Leben in unserer Familie herzlich willkommen geheißen.
Mach´s gut, Churchill. Du wirst in den Gedanken vieler Bärenfreunde weiterleben und natürlich auch in deinen Nachkommen.
http://www.youtube.com/watch?v=Ly6xDMXo ... e=youtu.be
Gisela