Maya wurde 1983 im Berner Oberland in der Schweiz geboren und kam von dort in den Schwarzwaldpark nach Löffingen.
Wann das gewesen ist, ist mir leider nicht bekannt.
Schwarzwaldpark Löffingen, das klingt im Grunde gut.
Aber für die Bären, die dort leben mussten, waren die Bedingungen alles andere als artgemäß.
Die Gehege verfügten über keinen Naturboden. Den und den Wald konnten allenfalls die Besucher genießen. Für die Bären war beides unerreichbar.
In Löffingen musste Maya gemeinsam mit ihren Söhnen Ben und Felix in einem viel zu kleinen Gehege leben. Es war gerade mal 1.200 m² groß.
Das führte natürlich immer wieder zu Konflikten zwischen der Bärin und ihren heranwachsenden und dann erwachsenen Söhnen.
Normalerweise gehen die männlichen Nachkommen einer Bärin mit 2 bis 3 Jahren ihrer Wege und suchen sich ein eigenes Revier.
Bären haben eine natürliche Inzuchtsperre und verhindern somit instinktiv, dass Mütter sich mit ihren Söhnen paaren.
Leider hat man im Schwarzwaldpark auf dieses natürliche Verhalten keine Rücksicht genommen.
Ben und Felix waren bereits 12 Jahre alt, als sie gemeinsam mit ihrer Mutter die Reise in den Bärenwald Müritz antreten konnten.
Als sich die Tierschützer von Vier Pfoten die Bärenhaltung im Schwarzwaldpark Löffingen ansahen, waren sie entsetzt.
Maya sah erbärmlich aus. Die schlechten Haltungsbedingungen und der ständige Stress mit ihren Söhnen hatten schlimme Spuren hinterlassen.
Das Fell der 24-jährigen Bärin war stumpf und sie wog gerade einmal 60 kg. Das ist weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Gewichtes eines europäischen Braunbären.
Ich habe heute (am 14.5.) im Bärenwald ein Foto von einem Bild gemacht, das Maya in diesem Zustand zeigt. Sie ist die Bärin im Vordergrund.
Im Hintergrund sind ihre Söhne zu sehen.
Fotos: Bärenwald Müritz
Maya und ihre Söhne hatten Glück, denn es wurde entschieden, dass sie in den Bärenwald Müritz umziehen dürfen.
Vor ihnen hatten bereits zwei andere Bewohner (Sindi und Lothar) den Schwarzwaldpark verlassen. Die beiden Bären lebten schon seit dem Oktober/ November 2006 im Bärenwald.
Da Maya sich in einem sehr desolaten gesundheitlichen Zustand befand, war es natürlich schwierig, sie für den Transport vorzubereiten und in den Bärenwald zu bringen.
Für einige Momente hing ihr Leben sogar an einem seidenen Faden.
Alle an der Rettung beteiligten Personen waren sehr froh, als Maya die Reise in den Bärenwald gut überstanden hatte und endlich die Transportkiste verlassen konnte.
Am 31. Juli 2007 begann dann ein neues und wunderbares Leben für die kleine scheue Bärin.
Sie erholte sich zusehends und konnte nach einiger Zeit ihr Gewicht auf 120 kg verdoppeln.
Erstaunlich war, dass sie bereits nach wenigen Wochen ihre erste Winterhöhle grub und 5 Monate lang in Winterruhe ging.
Es war die erste Winterruhe ihres Lebens.
In den folgenden Jahren hat sich Maya den Ruf als Langschläferin erworben und erfolgreich verteidigt.
Maya teilte sich ihr 2 Hektar großes Gehege mit den Bären Susi, Mascha und Otto. Diese Bären WG funktionierte gut.
Ihre Söhne Ben und Felix wurden endlich von ihr getrennt und bezogen ein eigenes Gehege, in dem sie bis heute mit den Bärinnen Katja und Ida leben.
Maya war eine scheue Bärin, die nicht so oft zu sehen war.
Aber während der Sommermonate und besonders während der Paarungszeit konnte man sie mit etwas Glück durch das Gehege streifen sehen.
Auch im letzten Jahr ist Maya Anfang Oktober relativ zeitig in Winterruhe gegangen. Dass sie im März und Anfang April noch nicht zu sehen war, war nicht ungewöhnlich.
Aber es wurde wärmer und wärmer und von Tag zu Tag blickten die Pfleger sorgenvoller in den Wald.
„Letzte Woche, als die Temperaturen aber merklich anstiegen, wurden wir skeptisch.
Unsere Tierpfleger begaben sich auf die Suche nach unserer Maya, konnten aber leider nur noch ihren Tod feststellen.“ Zitat Bärenwald Müritz
Während der Winterruhe 2015/2016 hat sich der Lebenskreis der kleinen liebenswerten Bärin Maya geschlossen.
Sie ist eingeschlafen und hat ihre letzte Reise angetreten.
Maya wurde 33 Jahre alt und das ist für eine Bärin mit ihrer Vergangenheit ein hohes Alter.
Sie wird fehlen, genau wie jeder andere der Bären, die vor ihr gehen mussten.
Ein Gedenkstein unter der mächtigen alten Hainbuche und eine Tafel mit Informationen über das Leben von Maya, werden im Bärenwald Müritz an sie erinnern.
Nun wehen sie wieder auf Halbmast, die Fahnen vor dem Bärenwald Müritz .
Aber das Leben geht weiter und ich werde vor allem an die schönen Momente denken, die ich bei Maya erleben konnte.